Im Urlaub genießen wir andersartige Sitten, Kulturen, Gebräuche – und Küchen. Wortwörtlich bedeutet das: lassen Sie sich doch einmal nicht nur vom landestypischen Essen verwöhnen, sondern nehmen Sie aufmerksam die kulturell angehauchte Einrichtung der Küche wahr. Andere Länder, andere Küchen – wir blicken Engländern, Skandinaviern & Co. über die Schulter.
Andere Länder, deutsche Küchen: Exportschlager im Ausland
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand hinaus erstreckt sich auf aller Herren Länder: zu landestypischer Kultur und Landschaft gehören schließlich ebenso die kulinarischen Genüsse des jeweiligen Domizils. Interessant ist dabei nicht nur, was auf dem Teller landet, sondern auch, wo es zubereitet wurde. Der Urlaub bietet die besten Inspirationen fernab vom deutschsprachigen Küchenmarkt, um sich bei unseren Nachbarn umzusehen. Wie kochen Italiener, Franzosen und Engländer? Wieviel Hygge steckt in skandinavischen Küchen? Und worauf legen Amerikaner Wert?
Deutsche Küchen gelten nach wie vor als Exportschlager im Ausland. Rund 40% aller hierzulande produzierten Küchen werden in andere Länder exportiert, beispielsweise nach Frankreich, in die Niederlande oder nach Belgien. Auch Asien ist ein großer Absatzmarkt für Küchen „made in Germany“, dessen Nachfrage bis ins hohe Premiumgeschäft hinein reicht. Davon profitieren vor allem die deutschen Luxusküchenhersteller wie bulthaup, SieMatic und Poggenpohl, die fast 80% ihres Umsatzes mit Küchenexporten ins Ausland erzielen.
Andere Länder, andere Küchen: von dunkel und dramatisch bis aufgeräumt und hell
So kann es also durchaus sein, dass man im Urlaub auf deutsche Küchenräume in der Ferienunterkunft trifft. Viel spannender ist jedoch der einheimische Stil, mit dem diese Küchen eingerichtet sind: die Spanier lieben es hell und bunt, die Skandinavier minimalistisch und clean. Italiener neigen zu einem Hauch Dramatik mit schweren Materialien und dunklen Tönen, allerdings durchaus elegant und zeitlos. Amerikaner mögen es dafür pompös und haben den Weg zur Kücheninsel geebnet, die sich heute in sehr vielen europäischen Küchenräumen ebenfalls wiederfindet. Großbritannien spielt erneut eine Sonderrolle: hier sind die charakterstarken englischen Landhausküchen zuhause.
Andere Länder, andere Sitten: wir haben uns umgesehen, welcher Küchenstil typisch für beliebte Urlaubsländer ist und was wir uns davon als Inspirationsquelle mit nach Hause nehmen können.
Andere Länder, andere Küchen – 1) Großbritannien: der vornehme englische Landhausstil
Als eine der ältesten Nationen Europas haben die Briten eine ganz eigen(tümlich)e Kultur, die Traditionen pflegt und mit Klischees kokettiert. Afternoon Tea, Schottenrock und Biscuits erinnern an die guten Tage des Adels, denen die Briten bis heute gewissermaßen verpflichtet sind. Ähnlich klassisch gestaltet sich auch die Küchenraumplanung: ist der moderne Landhausstil in Deutschland dieser Tage zwar wieder gefragt, doch stark vereinfacht im Vergleich zu früher, war er in Großbritannien nie wirklich weg. Hier gilt: je prägnanter, desto besser. Das mag am raueren Klima liegen, in dem es sich die Briten zuhause gemütlicher machen wollen – oder am hohen Ansehen der Handwerkskunst, die diesen Küchen zugrunde liegt.
Die prominenten englischen Landhausküchen, wie sie beispielsweise die Firma Neptune Küchen vertreibt, entstehen aus sorgfältigen Manufakturprozessen und werden von eigens geschulten Monteuren aufgebaut. Die Liebe zum Landhausstil zeigt sich in englischen Küchen in hingebungsvoller Detailarbeit: schmale Kassettenfronten werden mit künstlich gealterten Metallknäufen versehen, Küchenbuffets lassen sich individuell bestücken mit Kochutensilien und gezimmerten Holzeinsätzen. Es gibt Fächer zum Lagern und Trocknen von Gemüse ebenso wie die romantische Holzleiter, die am Küchenregal thront, um noch den höchsten Stauraum mit Cottage-Keramikgeschirr zu befüllen.
Die englische Landhausküche, die sich übrigens auch im charakteristischen Shaker-Stil niederschlägt, definiert sich maßgeblich über den Werkstoff Holz. Sie bleibt neben aller Gemütlichkeit stets geradlinig und bildet damit ein Gegengewicht zur verschnörkelten – und mittlerweile verpönten – deutschen Landhausküche der 70er Jahre. Warme Farben und Materialien, von rostrot über minzgrün bis hin zu kornblumenblau, setzen wundervolle Akzente. Saugen Sie diese landestypische Inspiration ganz tief in sich auf!
Andere Länder, andere Küchen – 2) Italien: schwere, elegante Designküchen
Einen starken Kontrast zum eleganten Landhausstil der Briten bilden italienische Küchenräume: sie sind von schwerer Eleganz, mit Steinfußböden und Marmorplatten, Keramikfliesen und hochwertigem Lack. Der italienische Küchenbau beeinflusst maßgeblich den Rest der Welt und hat dafür gesorgt, dass sich auch in Deutschland dunklere Töne und ein Hang zur Hochwertigkeit im Küchenbereich durchgesetzt hat.
Namhafte Marken wie Valcucine, Dada, Poliform und Boffi kreieren kunstvolle Designküchen, die mit innovativer Technik und besten Materialien ausgestattet werden. Kunstvoll und nachhaltig einsetzbare Stoffe wie Edelstahl und Glas werden experimentell eingesetzt. Im Mittelpunkt einer jeden italienischen Küche: enorm viel Platz zum Zubereiten und Anrichten, eine großzügige Kochstelle – und natürlich der Esstisch, der der „grande familiga“ Platz bietet.
Selbstverständlich hat nur ein Bruchteil der italienischen Bevölkerung das Geld für italienische Luxusküchenmarken, weswegen der – etwas in die Jahre gekommene – Landhausstil speziell in ländlicheren Gegenden wie der Toskana noch weit verbreitet ist. Die noch junge Marke SMEG versucht, diesem Retro-Charakter mit knalligen Farben und hochwertigen Geräten einen modernen Anstrich zu verleihen – bislang sehr erfolgreich.
Andere Länder, andere Küchen – 3) Amerika: the bigger the better
Wie stark sich amerikanische Küchen vom Einrichtungsstil der Europäer unterscheiden, wird der ein oder andere geneigte Fernsehzuschauer bereits in diversen Sitcoms der 90er Jahre erlebt haben. Daran hat sich bislang nicht viel geändert: zwar eröffnen zahlreiche europäische Luxuslabels und Gerätehersteller eigene Showrooms im Big Apple und anderen großen amerikanischen Städten, doch die klassische US-Küche ist dem Stil der vergangenen Jahrzehnte immer noch recht ähnlich.
„The bigger the better“ gilt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht nur für Essensportionen: auch Küchenräume nehmen zum Teil gigantische Ausmaße an, was nicht zuletzt der offenen Wohnraumsituation geschuldet ist, die vormalig als Trend vom Atlantik herübergeschwappt ist. Tatsächlich ist beispielsweise die Küchenbar (respektive die Kochinsel mit aufgestellten Barhockern) ein traditionelles Element amerikanischer Küchen, wohingegen Europa diese Idee erst seit einigen Jahren verfolgt.
Ebenso monströs sind freilich auch amerikanische Elektrogeräte. Spiegelnde Edelstahlpanzer in Form von doppelflügligen XXL-Kühlschränken werden neben großzügig bemessenen Range Cookern platziert. Monströse Dunstabzugshauben schieben sich ins Bild. Dazu kombiniert man Naturstein und antiquiertes Holz.
Mittlerweile drängen Elektrogeräte diesen Formats auch in europäische Haushalte; vertrieben beispielsweise von der Firma CoolGiants mit dem breitesten Kühlschrank der Welt, den Falcon-Range Cookern oder den neuseeländischen Luxusprodukten der Firma Fisher & Paykel.
Andere Länder, andere Küchen – 4) Skandinavien: clean, puristisch, hell
Skandinavien gilt vielen als Sehnsuchtsort. Insbesondere Schweden und Dänemark verkörpern in ihrem Einrichtungs- und Küchenstil das perfekte Mittelmaß aus herzlicher Wohnlichkeit mit Bullerbü-Romantik und kühlem, nordischem Purismus. Sanftes Grau und weiche Beige- sowie Weißtöne wechseln sich in verschiedenen Schattierungen ab; hier und da gesellen sich feine Pastelltöne im Einrichtungsstil der Skandinavier dazu.
Dicke Baumwollteppiche werden zu weiß getünchten Holzbohlen und verwitterten Eichenholz-Oberflächen kombiniert. Der Scandi-Stil geht ebenso oft mit zarten Rahmenfronten und Metallknäufen einher und lehnt sich damit an den modernen Landhausstil an.
Das Geheimnis der Ruhe, die diese skandinavischen Küchenräume ausstrahlen, liegt wohl auch in einer gehörigen Portion Pragmatismus, die mit dem Selbstaufbau-Konzept von IKEA & Co. daherkommt: Skandinavier kombinieren gern Flohmarktfunde mit neuen Möbeln, werten benutzte Gegenstände wieder auf oder lassen verwitterte und abgeblätterte Gegenstände ihre ganz eigene Geschichte im cleanen Küchenraum erzählen.
Andere Länder, andere Küchen – 5) Frankreich, Spanien, Griechenland: Küchenkacheln
Ohne Frage gibt es zwischen den herrlich mediterranen Küchen dieser drei beliebten Urlaubsziele sowohl kulinarisch als auch gestalterisch große Unterschiede. Spanien setzt auf bunte Farben und Altholz. Frankreich mag es pompös mit Marmor, Stuck und gusseisernen Küchengeräten. Und Griechenland setzt seine landestypischen Töne Blau und Weiß für himmlische Farbakzente im Küchenraum ein. Dennoch ist allen der Hang zum Landhausstil gleich: neben puristischen (kleinen) Lösungen in großen Städten finden sich nach wie vor die großzügigen Landhausküchen von Generationen, für die Kochen ein Teil der nationalen Seele ist.
Je nach Land und persönlichem Geschmack werden die rustikalen Holzschränke mit Kacheln in mediterranem Muster (Griechenland), dem klassischen Bistro-Stil (Frankreich) oder terrakottafarbiger Ausführung (Spanien) ergänzt und mit schweren Kristalllüstern und Leuchten in Szene gesetzt. Der Anblick einer solchen Küche transportiert nahezu automatisch das mit ihr überlieferte Urlaubsgefühl: es schmeckt nach Strand, Sonne, gutem Essen und einer gehörigen Portion Gelassenheit. Endlich ein Urlaubssouvenir, das man in Deutschland reproduzieren kann.
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>>> Dieser Artikel wurde am 19. Juni 2019 veröffentlicht und am 10.08.2021 nach aktuellen Maßstäben und Erkenntnissen überarbeitet.