Anti-Fingerprint-Beschichtung: von Fenix bis HotCoating

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Ein moderner Küchenraum soll nicht nur schön aussehen, sondern auch pflegeleicht sein. Die Anti-Fingerprint-Beschichtung wirbt genau damit: Fett- und Fingerabdrücke sollen künftig – speziell auf matten Oberflächen – der Vergangenheit angehören. Ein Überblick über die vielversprechendsten Materialien.

Matte Küchenfronten: edel im Look, doch anfällig für Fingerabdrücke

Lange galt Hochglanz als Symbol für Eleganz, inzwischen haben sich aber auch matte Küchenfronten fest etabliert. Mit ihrem ruhigen, modernen Look passen sie perfekt zu puristischen Küchenkonzepten. Doch die edle Optik bringt eine Herausforderung mit sich: Fingerabdrücke und Fettspuren sind auf matten Oberflächen deutlich sichtbar und ohne Schutz erfordern sie viel Pflege.

Die Lösung sind spezielle Anti-Fingerprint-Beschichtungen. Sie machen sowohl matte als auch glänzende Küchenfronten pflegeleicht und komfortabler. Technologien wie Fenix NTM, Silestone N-Boost oder das HotCoating-Verfahren von Pfleiderer verhindern störende Spuren und erleichtern die Reinigung. So bleibt die Küche auch bei intensiver Nutzung makellos und elegant – ganz ohne ständiges Polieren.

Mattlack ist ein großer Trend in modernen Küchen. Die damit gestalteten Oberflächen wirken elegant und zurückhaltend - und sind leider pflegeaufwändiger, als Hochglanzlack. Abhilfe sollen neue Methoden der Anti-Fingerprint-Beschichtung schaffen. (Foto: SieMatic)
Matte Oberflächen wirken elegant und zurückhaltend – sind aber leider pflegeaufwändiger, als Hochglanzlack. Abhilfe sollen Anti-Fingerprint-Beschichtungen schaffen. (Foto: nobilia)

Was steckt hinter einer Anti-Fingerprint-Beschichtung?

Eine Anti-Fingerprint-Beschichtung reduziert die Sichtbarkeit von Fingerabdrücken nicht, indem sie deren Entstehung verhindert, sondern indem sie den optischen Kontrast zwischen Abdruck und Oberfläche minimiert. Das heißt, der Fingerabdruck ist weiterhin physisch vorhanden, wird vom menschlichen Auge jedoch kaum wahrgenommen.

Dies wird erreicht, indem die Beschichtung die optischen Eigenschaften des Abdrucks nachahmt. Dabei handelt es sich um einen hochtransparenten Dünnfilm mit einer Schichtstärke von nur 170–210 Nanometern. Er wird zunächst als Flüssigschicht aufgetragen, dann durch UV-Strahlung vernetzt und schließlich dauerhaft fixiert. Unter dem Mikroskop zeigt sich die Struktur als feine, inselartige Schicht in bläulichem Ton.

Tatsächlich gibt es mehrere Herangehensweisen zur konkreten Herstellung der Anti-Fingerprint-Beschichtung. Wir haben uns die vielversprechendsten davon genauer angesehen.

Matte Oberflächen sind zeitlos und puristisch, werden jedoch durch die alltägliche Küchenarbeit - oder auch Kinder im Haushalt - stark beansprucht. Mit einer Anti-Fingerprint-Beschichtung soll der optische Kontrast von Flecken reduziert werden. (Foto: selektionD)
Matte Oberflächen sind zeitlos und puristisch, werden jedoch durch die alltägliche Küchenarbeit stark beansprucht. (Foto: selektionD)

Anti-Fingerprint-Beschichtung: Die 5 vielversprechendsten Technologien

Fenix NTM & Fenix NTA von Arpa Industriale

Einer der wichtigsten Vorreiter ist Fenix, ein innovatives Nanotech-Material von Arpa Industriale. Mit einem speziellen Verfahren der Elektronenstrahlverhärtung erhält die Oberfläche eine extrem matte, widerstandsfähige und pflegeleichte Struktur.

Die Technologie überzeugt durch eine samtweiche Haptik, hohe Kratz- und Stoßfestigkeit sowie eine nachweisbare Anti-Fingerprint-Wirkung. Praktisch ist zudem die thermische Reparierbarkeit: Kleine Mikrokratzer können durch Hitze – etwa mit einem Bügeleisen – wieder entfernt werden. Der Nachteil hieran ist, dass das Material damit nicht vollständig feuerfest ist. Heiße Kochutensilien sollte man also nur mit Unterlage auf der Oberfläche abstellen.

Übrigens: Neben dem Klassiker Fenix NTM für matte Flächen gibt es auch Fenix NTA. Es bietet die gleichen Eigenschaften, kombiniert sie jedoch mit einer modernen Metalloptik. Namhafte Küchenhersteller wie Rotpunkt Küchen, LEICHT, eggersmann oder SieMatic setzen die Materialien inzwischen nicht nur für Fronten, sondern auch für Arbeitsplatten und Korpusse ein.

Moderne, minimalistische Küche mit Kochinsel und integrierten Geräten. Die Fronten sind in Beige gehalten, kombiniert mit warmen Holzelementen an Rückwand und Nischen. Über der Insel hängen drei dekorative weiße Pendelleuchten. Links im Bild ist ein Essbereich mit Tisch, Stühlen und einem gemütlichen Sessel zu sehen.
Fenix NTM ist ein Vorreiter der Anti-Fingerprint-Technologie, viele namhafte Hersteller setzen auf dieses Material. (Foto: Rotpunkt Küchen)

PerfectSense von Egger

Mit der PerfectSense-Kollektion bietet auch die Firma Egger hochwertige Oberflächen, die durch eine spezielle UV-Lackveredelung entstehen. Besonders gefragt ist PerfectSense Matt, das durch seinen samtweichen Softtouch-Effekt und die Anti-Fingerprint-Beschichtung überzeugt. Fingerabdrücke sind kaum sichtbar, die Reinigung wird deutlich erleichtert und die Oberfläche bleibt dauerhaft edel im Look.

Neben der matten Variante gibt es auch PerfectSense Gloss, das mit seiner spiegelnden Tiefenwirkung eine luxuriöse Alternative bietet. In Kombination mit der hohen Kratz- und Chemikalienbeständigkeit eignen sich die Oberflächen für Fronten, Korpusse und Arbeitsplatten. Damit ist PerfectSense eine vielseitige Lösung im mittleren bis gehobenen Preissegment – und wird von vielen Küchenherstellern sowie Tischlereien in modernen Designküchen eingesetzt.

>> Was schneidet besser ab: PerfectSense oder Fenix? Lesen Sie hier unseren ausführlichen Vergleichs-Artikel.

Moderne Küche in Holzoptik mit großer Kochinsel und dunkler Arbeitsplatte. Die Fronten sind vertikal geriffelt, daneben hohe Schränke mit integriertem Backofen und offenen Regalfächern. Im Hintergrund ein Essbereich mit großem Tisch und grauen Stühlen vor bodentiefen Fenstern mit Vorhängen. Links ein Sessel und ein Sideboard mit Tischleuchte, rechts ein runder Hocker.
PerfectSense-Oberflächen findet man unter anderem beim Küchenhersteller Häcker. (Foto: Häcker Küchen)

Easytouch, Senso und Softline von nobilia

Auch nobilia, Europas größter Küchenhersteller, setzt konsequent auf Anti-Fingerprint-Technologien. Mit den Frontserien Easytouch, Senso und Softline bietet das Unternehmen Oberflächen, die Fingerabdrücke deutlich reduzieren und zugleich eine edle, samtweiche Haptik besitzen.

Dank der großen Farbvielfalt – von sanften Naturtönen bis hin zu ausdrucksstarkem Schwarz – lassen sich die Fronten vielseitig kombinieren und passen sowohl in puristische als auch in gemütlich gestaltete Küchen. Damit verbindet nobilia pflegeleichte Technologie mit einem breiten Designangebot. Unsere Tabelle zeigt übersichtlich, wie sich die drei Anti-Fingerprint-Beschichtungen voneinander unterscheiden:

SerieOberflächeBesonderheitenPreisniveau
SoftlineMelaminrobust im AlltagEinstiegssegment
EasytouchLacklaminatGroße Farbvielfalt, samtige Haptik, sehr pflegeleichtMittelpreissegment
SensoEchtlackHochwertige Anmutung, exklusive Farbtöne (z.B. Graphitschwarz)Premiumsegment
Immer mehr Menschen wünschen sich Echtlack in ihrer Küche. Das Material ist authentisch, hochwertig und samtweich. (Foto: nobilia)
Pflegeleicht und nachhaltig: Die Oberflächer der „Senso“ von nobilia ist vollständig recycelbar und daher mit dem blauen Engel ausgezeichnet. (Foto: nobilia)

N-Boost by Silestone®

Einen anderen Weg geht Arbeitsplattenhersteller Cosentino. Er setzt bei seiner Oberflächenmarke Silestone auf die N-Boost-Technologie. Dabei wird die Molekülstruktur des Materials auf Nanoebene verdichtet, wodurch die Oberfläche extrem glatt und kompakt wird. Das Ergebnis: Flüssigkeiten wie Wasser, Öl oder Rotwein perlen einfach ab, Fingerabdrücke und Flecken sind kaum sichtbar und lassen sich deutlich leichter entfernen.

Trotz dieser schützenden Eigenschaften bleibt die Haptik angenehm soft und samtig. Gleichzeitig intensiviert N-Boost die Farbtiefe – besonders bei dunklen Tönen wie „Iconic Black“, das als eines der tiefschwärzesten Quarzdesigns am Markt gilt. Die Technologie funktioniert sowohl bei supermatten als auch bei glänzend polierten Oberflächen, sodass Silestone für unterschiedliche Küchendesigns eine pflegeleichte Lösung bietet.

SMARTGLAS von Ballerina Küchen

Mit SMARTGLAS bietet Ballerina Küchen eine innovative Fronttechnologie, die das edle Erscheinungsbild von Glas mit den Vorteilen moderner Oberflächen verbindet. Das polymerbasierte Material ist bruchsicher, stoßfest und kratzbeständig – und durch die integrierte Anti-Fingerprint-Beschichtung bleiben Fingerabdrücke und Fettspuren praktisch unsichtbar. Zudem ist die Oberfläche antibakteriell, farbstabil und pflegeleicht, was SMARTGLAS zu einer idealen Wahl für designorientierte, aber alltagstaugliche Küchen macht.

Ergänzend setzt Ballerina auf DIRECTLACK, eine Premium-Lackoberfläche in hochglänzend oder supermatt. Besonders die matte Variante verfügt über einen wirksamen Anti-Fingerprint-Effekt, kombiniert mit einer samtigen Haptik und hoher Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzern und Chemikalien. Damit deckt Ballerina zwei unterschiedliche Designwelten ab: SMARTGLAS für die moderne Glasoptik ohne Spuren und DIRECTLACK für klassische Lackfronten mit pflegeleichter Anti-Fingerprint-Technologie.

Große, helle Küche mit cremefarbenen Fronten und Kochinsel. Die Insel ist mit Holzarbeitsplatte und Barhocker ausgestattet. In der Rückwand sind Geräte integriert, daneben eine offene Nische mit Holzrückwand, Regalen und schwarzer Armatur. Rechts angrenzend ein Wohnbereich mit Holzschränken, Esstisch und gemütlicher Sitzecke.
SMARTGLAS ist ein innovativer Glaswerkstoff, der eine hochwertige Glasoptik bietet, jedoch die Nachteile von Echtglas vollständig ausgleicht. (Foto: Ballerina Küchen)

HotCoating von Pfleiderer

Mit dem HotCoating-Verfahren hat Pfleiderer eine Lösung entwickelt, um Holzwerkstoffe wie Span- und MDF-Platten mit einer hochwertigen Anti-Fingerprint-Oberfläche zu versehen. In der weltweit größten HotCoating-Anlage, mit rund 165 Metern Länge, werden Holzwerkstoffe mit einer PUR-Funktionsschicht überzogen, die einen dauerelastischen Unterbau bildet. Darauf folgen mehrere Schichten UV-härtender Acryllacke, die unter Sauerstoffausschluss vernetzt werden.

Das Ergebnis sind extrem robuste Oberflächen, die in Supermatt wie auch in Hochglanz erhältlich sind. Sie gleichen thermische und mechanische Belastungen aus, bleiben formstabil und verhindern ein Abplatzen der Farbe. Selbst beim Sägen, Fräsen oder Bohren. Dank ihrer speziellen Anti-Fingerprint-Beschichtung weisen die supermatten Varianten weniger als „fünf Glanzpunkte auf“. Kurzum: Fingerabdrücke sind nahezu unsichtbar, Fettspuren lassen sich mühelos entfernen. Ergänzend sorgen hohe Kratzfestigkeit und Farbtreue dafür, dass die Oberflächen auch nach Jahren elegant und pflegeleicht bleiben.

Besonders spannend sind die Einsatzmöglichkeiten: Mit HotCoating lassen sich nicht nur Küchenfronten, sondern auch Arbeitsplatten aus Holzwerkstoffen so veredeln, dass selbst ein flächenbündiger Einbau von Spüle oder Kochfeld möglich wird. Zudem eignet sich das Verfahren für Outdoorküchen, da die beschichteten HPL-Platten wetterbeständig und farbstabil bleiben.

Hochglänzende Oberflächen werden allmählich von matten Werkstoffen abgelöst. Das HotCoating-Verfahren von Pfleiderer bewirkt, dass beide Oberflächen mit einer Anti-Fingerprint-Beschichtung geschützt sind. (Foto: Pfleiderer)
Das HotCoating-Verfahren von Pfleiderer bewirkt, dass Oberflächen mit einer Anti-Fingerprint-Beschichtung geschützt sind. (Foto: Pfleiderer)

Fazit: Warum Anti-Fingerprint heute zum Küchenstandard gehört

Anti-Fingerprint-Beschichtungen gehören heute zu den wichtigsten Innovationen in der modernen Küchenplanung. Unterschiedliche Materialien – von Nano-Tech-Oberflächen über UV-lackierte Fronten bis hin zu Quarz- und Holzwerkstoffen – sorgen dafür, dass Küchenfronten, Arbeitsplatten und sogar Outdoorküchen pflegeleicht und langlebig bleiben. Damit sind elegante Küchenoberflächen längst nicht mehr nur Designobjekte, sondern auch alltagstauglich und hygienisch.

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Jesper Thiersemann
Jesper Thiersemann
Unser Analytiker Jesper nutzt seine geräumige Küche mit Südbalkon gern, um abends von der Welt der Zahlen und Fakten Abstand zu nehmen und den Tag mit einem guten Essen oder einem kühlen Bier in der untergehenden Abendsonne ausklingen zu lassen. Wenn seine Jungs mit Kugelgrill und Zubehör anrücken, ist die Ruhe zwar vorbei. Aber wo ließe sich schöner Trubel und Entspannung gleichzeitig genießen als in der eigenen Küche? Eben.