Der raue Bauwerkstoff Beton ist längst in der Küche angekommen: zunächst als Material für Fronten, nun auch öfter nachgefragt in Form von Arbeitsplatten aus Beton. Doch wo liegen die Vor- und Nachteile des porösen Materials – und welche Alternativen gibt es am Markt für den, der auf ein günstigeres Material in gleicher Optik setzen will? (Titelfoto: dade-design.com)
Es scheint, als sei die Anziehungskraft von Beton in der Küche ebenso hartnäckig und langlebig wie das Material selbst. Das Gemisch aus Zement, Wasser und Kies oder Sand erfreut sich schon seit einigen Jahren großer Beliebtheit in der Küchenplanung, wo es mit Vorliebe für monumentale Küchenblöcke im Industrial Style eingesetzt wird.
2019 ist von dem Trend kein Ende in Sicht: wo Holz in der Küche verarbeitet wird, ist eine Oberfläche in Beton oder Betonoptik oft nicht weit. Damit soll Holz seines angestaubten Landhaus-Images entledigt und in Kombination mit einem rauen Werkstoff für eine moderne Küchenoptik eingesetzt werden. Weil Holz zu den Küchentrends 2019 zählt, darf auch für das kommende Küchenjahr mit Beton gerechnet werden.
Überraschend daran ist, dass viele Kunden sich auch verstärkt für Arbeitsplatten aus Beton interessieren. Hierbei gibt es einige Unterschiede zu den bereits etablierten Fronten aus Beton, die Küchenkäufer bei ihren Überlegungen beachten sollten. Wir erläutern die Vor- und Nachteile des Werkstoffs und zeigen Alternativen auf für Arbeitsplatten aus Beton.
Wie entstehen Arbeitsplatten aus Beton?
Beton, ob als Bausubstanz für Gebäude oder als Leichtbeton im Küchenbau eingesetzt, ist immer ein künstlich hergestellter Stein. Je nachdem, wieviel Sand oder Kies dem grauen Beton neben dem Grundstoff Zement noch beigemischt wird, ändert sich auch das optische Erscheinungsbild. Der weiße Beton wird wiederum neben Weißzement von hellen Materialien beeinflusst, so zum Beispiel von Quarz, Marmor oder Kalkstein Calcit. Jede Betonoberfläche ist also ein absolutes Unikat.
Auch, wenn in der Küche der sogenannte Leichtbeton eingesetzt wird, hat dieser immer noch ein massives Gewicht von 800 bis 2.000 Kilogramm pro Kubikmeter (m³). Das führt dazu, dass Arbeitsplatten aus Beton oftmals vor Ort an die Küche angepasst und gegossen oder mit Hebetechnik in den Küchenraum eingehoben werden müssen. Überdies müssen Aussparungen für Kochfeld und Spüle bereits bei der Gussform, der sogenannten Schalung, beachtet werden, da ein nachträgliches Bearbeiten der starren und schweren Masse kaum möglich ist.
Eine Alternative ist ein dünner Film an Leichtbeton, der mit der Hand gespachtelt auf einer soliden Grundlage wie MDF-Platten aufgetragen werden kann. Werden diesen Platten jedoch Kratzer oder Risse zugefügt, zeigt das nicht durchgefärbte Material deutliche Gebrauchsspuren an.
Vorteile von Arbeitsplatten aus Beton: belastbar, hitzefest, stoßfest, pflegeleicht
Beton ist vor allem optisch ein derzeit gefragtes Material in der Küche. Arbeitsplatten aus Beton können aus einem Guss gefertigt werden und tragen damit zur monolithischen Wirkung einer Kücheninsel bei. Das glatte Material punktet in puristischen Küchen mit kühler Eleganz und stellt einen reizvollen, rauen Kontrast zu hochwertigen Oberflächen und Geräten dar.
Doch auch funktional kann eine Arbeitsplatte aus Beton überzeugen. Naturgemäß ist Beton ein extrem belastbares und langlebiges Material, das unempfindlich gegenüber Kratzern, Hitze und UV-Einstrahlung ist. Der stoß- und schlagfeste Werkstoff ist dank seiner ebenmäßigen Oberfläche gut zu reinigen und in der Wartung pflegeleicht.
Nachteile von Arbeitsplatten aus Beton: teuer in der Anschaffung und fleckenanfällig
Beton hat von Natur aus einen leichten Glanz, welcher durch zusätzliches Schleifen oder Polieren nochmals verstärkt werden kann. Ein spezieller Fall bleibt das Gemisch dennoch: es ist eines der seltenen Materialien, die über die Jahre hinweg durch das Arbeiten auf der Oberfläche oder äußere Einflüsse wie Säfte, Säuren und Flecken eine ganz eigene Patina entwickeln. Dafür verantwortlich ist die Porosität des Werkstoffs, die beim Leichtbeton im Gegensatz zu herkömmlichen Beton nochmals größer ist aufgrund von eingeschlossenen Gesteinskörnungen, die für eine geringere Dichte und damit Leichtigkeit sorgen sollen.
Die Folge sind Flecken, die sich beim Hantieren mit Ölen, Säuren und Flüssigkeiten in der Küche nahezu rasant bilden und unwiderruflich ins Material eindringen. Positiv gesprochen macht das alle Arbeitsplatten aus Beton zu einzigartigen Unikaten, die aus einer Küche eine Werkstatt formen und diese charakteristisch prägen. Andererseits muss diese Patina aber auch gefallen und überdies edel eingebunden werden, um nicht als schäbig und schmutzig wahrgenommen zu werden.
Mithilfe einer Imprägnierung können Arbeitsplatten aus Beton teilweise fleckenfest gemacht werden, jedoch kann eine individuelle Patina über die Dauer des Gebrauchs niemals ausgeschlossen werden.
Ein weiterer Nachteil von Beton bei Arbeitsplatten ist dem sehr aufwändigen Herstellungsprozess geschuldet, der dazu führt, dass diese Oberflächen extrem teuer sind. Jede Betonarbeitsplatte ist eine Maßanfertigung, die nicht so schnell ausgetauscht oder repariert werden kann.
Zudem bestehen aufgrund der geringen Farbauswahl kaum Variierungsmöglichkeiten: wer Beton für seine Arbeitsplatten in der Küche wählt, wird in der Regel mit einem gewölkten Grau, einem kräftigen Anthrazit oder einem hellen, beigefarbenen Sandton rechnen müssen.
Alternativen für Arbeitsplatten aus Beton: Dekton, Corian, Schichtstoff
Arbeitsplatten zählen zu den am stärksten beanspruchten Oberflächen der Küche. Auf ihnen wird täglich geschnitten, gegessen und Gegenstände hin- und hergeschoben. Daher sind Arbeitsplatten aus Beton auch ein sensibles Thema und sollten mit ihrer individuellen Patina sowie ihrer Wasserdurchlässigkeit genau durchdacht werden, bevor sie neben den Fronten auch für die Arbeitsoberfläche eingesetzt werden.
Alternativen auf dem Markt gibt es zahlreich: Verbundwerkstoffe wie Dekton, Neolith, Corian oder Sapienstone imitieren Beton mit bedruckten Keramik- oder Verbundplatten täuschend echt, sind aber porenfrei und daher vollkommen resistent gegenüber Flüssigkeiten, Säuren und Säften. Diese Verbundwerkstoffe sind, ebenso wie echte Natursteine wie beispielsweise dunkler Granit, ebenfalls teuer, können jedoch aufgrund ihrer Fleckenresistenz deutlich länger ihren Dienst in der Küche verrichten.
Eine günstige Alternative bieten zahlreiche Hersteller mit Oberflächen aus qualitativ gutem Schichtstoff an, der in Betonoptik angefertigt wird. Käufer sollten hierbei auf ein durchgefärbtes Material setzen, auf dem Kratzer und Schnitte weniger stark sichtbar sind.
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