Corian ist der Kompromiss für alle, die sich in der Küche nicht entscheiden können: Der als Arbeitsplatte genutzte Verbundwerkstoff gleicht optisch einem soften Linoleum, fühlt sich an wie Marmor, ist hart wie Holz – und lässt sich fugenlos zu einem einheitlichen Produkt zusammensetzen, das „wie aus einem Guss“ wirkt. Dennoch hat der Werkstoff auch zwei Schwachstellen. Ob man Corian für seine Küchenarbeitsfläche wählen sollte, hängt von den persönlichen Lebensumständen ab.
Was ist Corian?
Corian ist ein mineralisch-organischer Verbundswerkstoff, der von der Firma DuPont im Jahr 1967 auf den Markt gebracht wurde. Mittlerweile wird das Material von unterschiedlichen Oberflächenproduzenten angeboten, darunter vom renommierten Anbieter Rosskopf + Partner aus Mitteldeutschland oder vom niederländischen Spezialisten Dekker. Endkundinnen und Endkunden können Corian über den lokalen Küchenfachhandel beziehen.
Das Material setzt sich aus Gibbsit, Polymethylmethacrylat und anderen Härtungsmitteln zusammen und ist per Definition ein Acrylstein. Im Gegensatz zu ultrakompakten Porzellan- bzw. Keramikoberflächen wie Dekton und SapienStone ist Corian vielmehr eine mineralische Variante der Schichtstoffarbeitsplatte, die sich mit Holzwerkzeug ähnlich wie Hartholz bearbeiten lässt. Als Formguss kann das Produkt ideal zum Fertigen von Küchenarbeitsplatten, Waschbecken oder Möbelteilen eingesetzt werden – und besticht mit seinen langlebigen und pflegeleichten Eigenschaften, die das Material seiner poren- und fugenlosen Verarbeitung zu verdanken hat.
Welche Eigenschaften und Vorteile besitzt Corian?
Corian lässt sich individuell verformen.
Corian lässt sich unter Wärme dreidimensional verformen. Dadurch entsteht eine fugenlose Optik, die ihresgleichen im Küchenraum sucht: Von der Arbeitsplatte lässt sich damit beispielsweise ein nahtloser Übergang zum Spülbecken oder zu einem angeschlossenen Esstisch schaffen. Ein spezieller Kleber sorgt dafür, dass einzeln gefertigte Corianteile optisch unsichtbar miteinander verbunden werden. Dadurch entsteht ein ruhiges und gleichlaufendes Erscheinungsbild.
Doch auch architektonisch ungewöhnliche Formen lassen sich damit erzeugen. Das beweisen Architektinnen und Bauträger bis heute mit dem Einsatz von Corian im Innen- und Außenbereich großer Gebäude. Das Ergebnis wirkt stets wie aus einem Guss – und ist dank seiner Fugenlosigkeit geradezu klinisch rein.
Corian ist eine reparable Oberfläche
Die thermische Verformbarkeit von Corian ermöglicht zugleich ein weiteres, unschlagbares Feature: Der Werkstoff lässt sich so bei kleineren Dellen und Kratzern ganz einfach mit Wärmezufuhr reparieren. Mikrokratzer können mit einem Schwamm (z.B. Scotch Brite) und warmem Wasser entfernt werden. Stärkere Kratzer oder Dellen in der Küchenarbeitsplatte lassen sich sogar ausbügeln. Alternativ kann eine Corian-Oberfläche auch, ähnlich einer Holzoberfläche, abgeschliffen werden.
Corian lässt sich mit Holzwerkzeug bearbeiten.
Ähnlich wie Hartholz kann Corian mit dem richtigen Werkzeug bearbeitet werden. Im Vergleich zu einer echten Furnierarbeitsplatte ist Corian allerdings wasser- und säureresistent, also weder anfällig für Flüssigkeiten und Feuchtigkeit, noch für Olivenöl, Essig, Zitronensäure oder Wein. Zudem ist das Material stoßfest und langlebig: Zur Bearbeitung muss also tatsächlich „richtiges“ Holzwerkzeug benutzt werden.
Corian ist einfach zu reinigen.
Die poren- und fugenlose Oberfläche von Corian muss nicht versiegelt werden und ist extrem pflegeleicht. Sie vermeidet das Eindringen von Flecken und bleibt, bei ordnungsgemäßer Reinigung, auch frei von Schimmel und Bakterien. Corian wurde als Oberfläche in Küchen- und anderen menschennahen Bereichen (z.B. Bad, Labor) als hochhygienisches Material zertifiziert und entspricht der internationalen Norm DIN EN ISO 846. Somit hält der Werkstoff besonders hohen Hygieneanforderungen stand – und ist auch für den direkten Lebensmittelkontakt zugelassen. Warum Sie dennoch Ihr Gemüse nicht direkt auf der Oberfläche schneiden sollen, verraten wir weiter unten im Artikel.
Corian ist glatt und geradlinig.
Der Verbundwerkstoff zeichnet sich durch eine samtige, kühle und glatte Oberfläche aus. Damit kann der Kunststein viel günstiger als ein Naturstein (z.B. Marmor, Granit, Quarzit) innerhalb der Küchenplanung berücksichtigt werden. Das geradlinige, poren- und fugenlose Erscheinungsbild passt hervorragend zur puristischen Ausrichtung moderner Küchen. In einem hellen Ton kann Corian bewusst in den Hintergrund treten, aber aufgrund seiner Farbvielfalt und seiner Verformbarkeit auch ein echtes Statement im Küchenraum setzen.
Corian hat eine vielfältige Optik.
Als künstlich hergestellter Acrylstein ist Corian in mehr als 100 Farben erhältlich und damit vielfältig wie kaum ein zweiter Verbundstoff. Neben faszinierend gemusterten Oberflächen in Naturstein-Optik, die beispielsweise Marmor, Terrazzo oder Granit imitieren, ist das Material auch in beliebten Unifarben (z.B. „Verdant“-Grün oder „Laguna“-Blau erhältlich. Häufig gewählt werden helle und warme Nuancen in Weiß (z.B. „Cameo White“), Grau (z.B. „Artista Beige“) oder Braun (z.B. „Aurora“). Selbst Holzimitate (z.B. „Provence Nuwood“) sind mit dem Produkt abbildbar. Eine aufregende Art, Corian einzusetzen, ermöglicht die lichtdurchlässige Variante des Werkstoffs: Die „Corian® Illumination Series“ ermöglicht durch verschiedene Stärken, die durch Hinterfräsen erzeugt werden, eindrucksvolle Lichtspiele.
Nachteile von Corian
Corian ist empfindlich gegenüber Kratzern.
Die weiche Oberflächenbeschaffenheit macht Corian zwangsläufig anfällig für (Mikro-)Kratzer. Im Gegensatz zu Keramik- oder Natursteinoberflächen ist das Material damit empfindlicher in der alltäglichen Benutzung, weswegen Schneidearbeiten in der Küche immer mit einem Brett oder Untersetzer durchgeführt werden sollten.
Corian ist empfindlich gegenüber großer Hitze.
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist das Material unter großer Hitzezufuhr thermisch verformbar. Der Vorteil ist hierbei also zeitgleich ein Nachteil: Einen heißen Topf sollten Sie besser nicht auf der Küchenoberfläche abstellen. Ebenso muss im Spülbecken beim Abgießen von kochend heißem Wasser zusätzlich kaltes Wasser einlaufen. Bis rund 200°C ist Corian dennoch wärmebeständig.
Corian ist empfindlich gegenüber Lösungsmitteln.
Vorsicht ist auch geboten im Umgang mit Chemikalien wie Aceton oder anderen Lösungsmitteln. Corian könnte dann als Material in der Weiterentwicklung empfindlich reagieren. Versehentlich verschüttete Chemikalien sollten also sofort abgewischt und die Oberfläche im Anschluss gründlich gereinigt werden.
Corian ist nicht (richtig) nachhaltig.
Wenn es um nachhaltige Werkstoffe in der Küche geht, haben natürliche Materialien wie Holz oder Stein immer noch die Nase vorn: Da Mineralwerksstoffe stets Acryl oder Polyester als Bindemittel nutzen, ist in den verarbeiteten Oberflächen grundlegend Kunststoff enthalten – und der besteht zum Teil aus erdölbasierten Grundstoffen. Die synthetisch hergestellten Polymere erzeugen in ihrer eigenen Produktion wiederum anteilig umweltbelastende Chemikalien. Alles in allem ist Corian allein durch die Bindemittel des Werkstoffs also nicht umweltfreundlich. Andererseits ist das Material extrem langlebig: Viele Hersteller von vergleichbaren Oberflächen bieten mittlerweile mindestens 15 Jahre Garantie an. Expert:innen schätzen die tatsächliche Langlebigkeit des Materials aber als noch deutlich höher ein. Das hat wiederum auch etwas mit der Reparierfähigkeit zu tun. Darüber hinaus verbraucht die Herstellung von Mineralwerkstoffen vergleichsweise wenig Energie, anders, als das beispielsweise bei ultrahocherhitzten und gepressten Sintersteinen wie Keramik oder Dekton ist.
Die Reinigung von Corian
Dank der porenlosen Oberfläche können Flecken und Fettspritzer auf einer Corian-Arbeitsplatte ganz einfach mit etwas Wasser und herkömmlichen Haushaltsreinigern entfernt werden. Hierfür eignen sich z.B. Reiniger auf Ammoniakbasis oder eine milde Scheuermilch.
Die Kosten von Corian
In der Regel sind Arbeitsplatten und Oberflächen aus Corian deutlich teurer als herkömmliche Schichtstoff- oder Holzarbeitsplatten, da das Material mit vielen guten Eigenschaften überzeugt und die thermische Verformbarkeit auch eine außergewöhnliche und individuelle Formensprache zulässt. Das Produkt liegt preislich in etwa mit Dekton gleichauf und ist mitunter minimal günstiger.
Ansonsten lassen sich Dekton und Corian aber nur bedingt miteinander vergleichen: Während beide Arbeitsplatten ultrakompakt und porenfrei sind, ist Dekton deutlich härter und widerstandsfähiger – dafür steht das Material unter einer höheren Spannung, die im Anwendungsfall auch zu Rissen oder Platzern führen kann. Corian wiederum ist anfälliger für Mikrokratzer, dafür allerdings reparabel und individuell formbar. Beide Werkstoffe finden im gehobenen Küchensortiment als Arbeitsplatte, Nischenrückwand oder Esstisch Anwendung.
Alternativen zu Corian
Abseits von Keramik- und Kunststeinplatten haben sich in den vergangenen Jahren einige Nachahmer des Werkstoffs Corian einen Namen gemacht, da das Patent der Firma DuPont in den 1990er Jahren ausgelaufen und der Chemiekonzern somit nicht mehr alleiniger Hersteller acrylgebundener Mineralwerkstoffe ist.
Die beliebte „Beständigkeit aus einem Guss“ bieten weitere acrylgebundene Mineralwerkstoffe wie Hi-Macs® von LX Hausys, Staron® von Lotte Chemical, Avonite® von Aristech, Krion® von Porcelanosa, Wilsonart von Resopal oder Hanex® von Hyundai. Als polyestergebundener Mineralwerkstoff ist beispielsweise Varicor® der gleichnamigen Varicor GmbH bekannt.
Corian auf einen Blick
Das Produkt ist…
- ein fugenloser Mineralwerkstoff
- homogen gefärbt und thermisch verformbar
- sehr widerstandsfähig, langlebig und lichtecht
- besonders hygienisch dank antibakterieller Eigenschaften
- pflegeleicht aufgrund porenfreier + antistatischer Oberfläche
- resistent gegen Flüssigkeiten, Flecken, Säure
- lebensmittelecht
- auf Wunsch transluzent (hinterleuchtbar)