Die Messe „küchenwohntrends“ präsentiert alljährlich News für Küche und Wohnraum im süddeutschen Raum – und dient als Zwischenfazit der Branche: Was präsentieren Hersteller wenige Monate vor den Herbstmessen; welche Trends vom vergangenen Jahr haben sich durchgesetzt? Im Mittelpunkt der dreitägigen Ausstellung stehen starke Steine, luxuriöse Armaturen und indirekte Lichtakzente, die Küchenmöbeln einen wohnlichen Schimmer verleihen. Unser Überblick:
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Als Oliver Kraemer, Head of Design der Luxusmarke „Solitaire – The Waterbase“, von Pflicht und Kür zu sprechen beginnt, hat er natürlich vor allem das außergewöhnliche Objekt im Blick, das dieser Tage auf der Messe „küchenwohntrends“ in Salzburg alle Besucherinnen und Besucher anzieht. Die Kombination aus Armatur, versteckter Spüle und Systemkorpus im Unterschrank ist nicht nur eine durchdachte Trilogie für Arbeitsabläufe entlang der Wasserstelle, sondern auch an Exklusivität kaum zu überbieten. Es bedarf schon mehrerer Minuten, bis sämtliche Funktionen dieser reduzierten Optik zutage treten; Überraschungseffekte inklusive.
Ein Spülbecken, das verschlossen scheint und Wassertropfen dennoch nahezu spritzfrei abfließen lässt? Ein kantig gestalteter Armaturenkopf, dessen schmale Ausführung kaum zweierlei Schläuche vermuten lässt, obschon er gefiltertes, sprudelndes, gekühltes oder kochendes Wasser auf Knopfdruck spendet? Die Pflicht für eine Küchenspüle im Luxussegment, sagt Oliver Kraemer, bedeute für ihn, das Spülbecken optisch zurücktreten zu lassen. Sie „zu verstecken“ in der fließenden Architektur aus glatten Arbeitsplatten und grifflosen Fronten. Die Kür wird es hingegen einst sein, ergänzt er, auch die Armatur aus dem Sichtfeld verschwinden zu lassen. Schon heute sei die Nachfrage dazu hoch. Fürs Erste aber gilt die Armatur von „Solitaire – The Waterbase“ noch als Aushängeschild eines Premiumprodukts, das neue Maßstäbe für den Umgang mit Wasser setzt.
Ein beeindruckend komplexes System für Armatur, Spüle und Abfallsammler präsentiert das Luxusprodukt „Solitaire – The Waterbase“. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Die „küchenwohntrends“ 2023 in Salzburg: Kleine Fachmesse mit wichtigen Ausstellern
Pflicht und Kür, das dürfte auch grundsätzlich der Tenor auf der Messe „küchenwohntrends“ 2023 gewesen sein, die vom 3. bis 5. Mai auf dem Messegelände in Salzburg stattfand. Das für den süddeutschen Raum angedachte Event, das sich hauptsächlich an Publikum aus Deutschland, Österreich und Südtirol wendet, gilt als kleiner Zwischenruf, als kurze Wasserstandsmeldung zwischen den alljährlich bedeutenden Küchenmessen; so beispielsweise der EuroCucina in Mailand oder der Küchenmeile A30 in Ostwestfalen.
Für österreichische Aussteller eine Pflicht; für viele Fachbesucherinnen und Branchenkenner eher die Kür: man kennt sich, nutzt die Zeit zum Austausch und für Inspiration. Die Stimmung mag schon allein deshalb so gut gewesen sein, weil es nach den zahlreichen Absagen der Corona-Jahre nun endlich wieder einen Anlass für die Salzburger Messe gab, die im jährlichen Wechsel mit dem Standort München vom Veranstalter trendfairs ausgetragen wird.
Messeimpressionen: Zahlreiche Küchen- und Geräteproduzenten gaben sich auf der „küchenwohntrends“ 2023 die Klinke in die Hand. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Zugleich zeigten sich nahezu alle wichtigen Gestalter der Küchenszene: LEICHT, Pronorm, nobilia und Häcker unterhielten ebenso einen Messestand wie die Gerätemarken BORA, Miele, Gaggenau und Bosch. Als Kür dürfte vielleicht ebenso die Präsenz von Arbeitsplattenherstellern wie MCR und Strasser Steine oder der Auftritt von Spezialisten wie Franke und eben „Solitaire – The Waterbase“ gewertet werden. Eine Messe, die Zeit lässt, jedes Detail der Küche in Augenschein zu nehmen – die übergreifende Gestaltung von Wohnen und Kochen ebenso wie die gestalterische Einheit aus Zargen, Sockeln und beleuchteten Griffleisten – ist eine gute Messe.
Im Übrigen lassen sich selbst aus einer noch so kleinen Messe, die mit rund 5.800 Besuchern auf der „küchenwohntrends“ 2023 heuer sogar 22,5% über Plus besucht war, Rückschlüsse auf aktuelle Küchentrends ziehen – und Ausblicke auf den Küchenherbst.
Die „küchenwohntrends“ 2023 hatte einiges zu bieten: Möbelhersteller (wie LEICHT, li.), Gerätehersteller (wie Gaggenau, mi.) oder Zubehör-Spezialisten (wie MCR, re.). (Fotos: Küchen&Design Magazin)
„küchenwohntrends“ 2023: Die wichtigsten Trends im Überblick
1 – Licht in (Küchen-)Möbeln
Signifikant zeigte sich beispielsweise die eindrucksvolle Beleuchtung von Küchen- und Wohnmöbeln, die nahezu jeder große Hersteller auf seinem Stand darbot. Die indirekte Illuminierung, die bereits vor einiger Zeit ihr Comeback in edel verglasten Vitrinen und Weinklimaschränken feierte, wird nun zunehmend auf die umlaufende Griffleiste von Kücheninseln ausgeweitet. Auch schmale, offene Regalborde, die den Übergang von Küche zu Wohnraum zieren oder als Bestückung der Nischenrückwand genutzt werden, erfahren eine bemerkenswerte Aufwertung durch versteckt angebrachte Lichtleisten.
Die umlaufende Beleuchtung unterhalb der Arbeitsplatte oder entlang der Griffleiste: „it’s a thing“. Hier bei LEICHT (li.), Pronorm (re.) und nobilia. (Fotos: Küchen/Design Magazin)
Dass hier freilich große Unterschiede zwischen den einzelnen Marken bestehen, braucht kaum erwähnt zu werden. Während nobilia und Häcker die erschwinglichen Modelle liefern und ihre Griffleisten durch eine zusätzliche, goldglänzende Messingoptik in Szene setzen, verfolgt Pronorm mit seiner eigens ausgegründeten Marke „i-luminate“ große Ziele für die wertige Einbindung von Licht in Möbelstücken. Die Architekturmarke LEICHT, die die Planungsthemen Licht und Mobiliar bereits seit einiger Zeit gekonnt verknüpft, stellte ihr Können abermals unter Beweis. Weiterentwickeln dürfte das ostwürttembergische Unternehmen seine LED-Spots mutmaßlich dennoch: im Gegensatz zu den akribisch eingearbeiteten, kaum wahrnehmbaren Lichtelementen von Pronorm strahlen die Module von LEICHT gut wahrnehmbar entlang des Möbelstücks.
Offene Regale, Regalnischen oder verglaste Vitrinen werden mit indirektem Licht stilvoll in Szene gesetzt. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
2 – Bad und Garderobe statt Home Office
Was sich auf Messen normalerweise in häufiger Wiederkehr als Trend niederschlägt, glänzte auf der küchenwohntrends 2023 in erstaunlicher Abwesenheit: die Zeit des Home Office ist vorbei – zumindest als Möbelelement auf dem Stand großer Küchenhersteller. Lediglich eine kleine Nische gedachten nobilia und Häcker dem Phänomen der vergangenen Jahre noch zu; die Devise mag lauten: Wer jetzt noch von zuhause arbeitet, hat sich längst anderweitig eingerichtet.
Viel offensiver ging nobilia dagegen das Zusatzgeschäft mit Bad- und Flurmöbeln an. Was früher als „raumübergreifendes Wohnen“ mit einem großzügigen Küchenraum und angrenzendem Sideboard ausgestellt wurde, bekommt nun einen eigenen Bad-Abschnitt mit Möbelzeile, Handtuchhalter und Apothekerschrank – ein Duschkopf als Ausstellungsobjekt inklusive.
Bye-bye Home-Office, hallo Bad aus Küchenmöbelhand: Hersteller wie nobilia stellen verschiedene Ideen zur Badgestaltung prominent auf der Messe aus. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Rotpunkt wiederum präsentierte eine begehbare Ankleide, die so manche Sehnsüchte wecken dürfte. Hier macht sich die dunkle Innenausstattung des offenen Korpus bezahlt, der in einheitlichem Carbongrau erstrahlte. Insgesamt können Kundinnen und Kunden aus mehr als 20 verschiedenen Korpusfarben wählen.
Begehbare Ankleiden (li., Rotpunkt) und Wohnmöbel (re., Häcker) fanden ebenfalls ihren Weg auf die „küchenwohntrends 2023“. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
3 – Starke Steine für Arbeitsplatten
Die „EuroCucina“ im vergangenen Jahr kündigte längst an, was auf der Salzburger Messe Realität wurde – und sich mit gewinnbringender Sicherheit auch auf den Küchenmessen im Herbst zeigen wird: Naturstein dominiert die Auswahl an Arbeitsplatten in allen erdenklichen Farbverläufen und Oberflächenformen.
Doch damit nicht genug. Granit, Quarzit oder Verbundwerkstoffe wie Dekton bieten sich in üppiger Aufmachung und präsenter Stärke an. So manch eindrucksvolle Maserung wird nun also durch zusätzliche Zentimeter verstärkt, die in gekonntem Kontrast zu hauchdünnen Fronten aus Lack oder Lacklaminat stehen. Die Steinmanufaktur MCR überzeugt erneut mit ihrer Serie „nStee“, die für maßgefertigte Küchenmöbel in exklusiver Steinausführung steht. „nStee POINTED“ heißt das spektakuläre Erzeugnis, das in Form einer durchgängig verkleideten Kücheninsel und einem eindrucksvollen Küchenhochschrank auf der „küchenwohntrends“ 2023 zu besichtigen war.
Das Modell „nStee POINTED“. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Die grifflose Mechanik des Küchenkorpus ist hierbei ebenso mit einer Steinfront verkleidet wie Wangen, Spülbecken oder die vollintegrierten Einbaugeräte. Als anspruchsvolle Handwerksleistung dürfte die Verarbeitung einiges an Zeit und Mühe gekostet haben: schließlich dürfen sich Stein und Gerätetür in ihrem Gewicht nicht zu einem unkontrollierbaren Parameter in der Handhabung der Küche entwickeln.
Eine Besonderheit des Materials, ein grauer Stein saalfränkischer Herkunft, ist die haptisch aufregende Oberflächenbearbeitung, die sich im Wörtchen „POINTED“ niederschlägt. Die raue, griffige Maserung, verspricht Stan Rusch, Leiter für Produktentwicklung und Marketing bei MCR, sei nicht minder pflegeleicht als andere Oberflächen.
Auch die weiteren Stein-Kreationen des südthüringischen Spezialisten MCR können sich sehen lassen. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Haptik hat indes Konjunktur: auch beim österreichischen Mitbewerber STRASSER STEINE zählen die Oberflächen im sogenannten „leather look“ zu den beliebtesten Arbeitsplatten für die Küche, sagt Geschäftsführer Johannes Artmayr. Die spiegelnde „polished“-Variante verschwindet zunehmend zugunsten der matt schimmernden Ausführung „semi gloss“. Weniger schnell entscheiden dürften sich Kundinnen und Kunden für eine der wunderschönen Farbwelten von STRASSER STEINE: Marmorierungen in „Alpengrün“, „Gletscherbach“ oder „Mühltalsee“ erinnern an die österreichische Heimat, in der das Unternehmen seinen Sitz samt Produktionsgelände hat.
Mit „Alpinova“ führt der Produzent erstmalig eine recycelte Oberfläche für Arbeitsplatten ein, die „echtem“ Naturstein in nichts nachstehen soll: ebenso beständig, wertig verarbeitet und belastbar seien die Platten für Korpusfronten und Abdeckflächen. Die bemerkenswerte Idee, die STRASSER als „Re-Stoning“ bezeichnet, soll einen Meilenstein innerhalb der Küchenbranche für mehr Nachhaltigkeit setzen. Selbst die Produktion, so gibt es das Unternehmen auf seiner Website an, sei umweltschonend – schließlich werde die Platte bei Niedrigtemperatur gepresst und spare somit Energie in ihrer Entstehung. Es bleibt indes zu prüfen, in welchem Verhältnis und Energieverbrauch der aufwändige Herstellungsprozess zu lokal gefördertem und verarbeitetem Naturstein steht.
Eine große Auswahl an Natursteinen bietet das österreichische Unternehmen STRASSER STEINE. Mit „Alpinova“ (re.) hat der Produzent nun auch eine recycelte Platte im Programm – hiervon gibt es bislang 5 Farben und 2 Oberflächenausführungen. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
4 – Armaturen und Komplettsysteme
„Don’t call it a Schnitzel“, sagt Oliver Kraemer lachend, wenn er auf „Solitaire – The Waterbase“ angesprochen wird. Damit spielt er auf einen bekannten Werbespot an, der – damals im Lebensmittelbereich – ein neues Produkt zu etablieren versuchte. So auch hier: Das Designobjekt sei nicht allein „eine Armatur“, sondern eine Komposition aus Spüle, Armatur und Systemschrank, in welchem sich wiederum Abfallsammler und Trocknungsstation für Tücher und Lappen befinde. Mit der außergewöhnlichen Verschmelzung von ästhetischer Lautlosigkeit und digitaler Funktionalität spielt „Solitaire – The Waterbase“ in den absoluten Luxussphären der Küchengestaltung mit. Künftig plane man, die Optik von Abdeckplatte, Armatur und Spüle noch individueller gestalten zu lassen, erzählt der Designer. „Ein bisschen Luft nach oben gibt es immer“. Dafür braucht es jedoch Akzeptanz seitens der Käuferschaft.
Als Konkurrenz zu Quooker & Co. sieht Oliver Kramer das BSH-Produkt nicht. „Wir wollen die Spüle optisch unauffällig in den Küchenraum integrieren“, sagt er. Mitbewerber hingegen setzten ihren Fokus vor allem auf die sichtbare Multifunktionalität ihrer Armaturen.
Die reduzierte Ästhetik von „Solitaire – The Waterbase“ bietet zahlreiche Funktionen an der Wasserstelle, die Designer Oliver Kraemer höchstpersönlich am Stand auf der „küchenwohntrends“ 2023 erklärt. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Die Schweizer Marke Franke versucht indes, eine exklusive Optik mit neuartigen Funktionen zu verknüpfen. Die Armaturen und Spülen der „Mythos Masterpiece Kollektion“ sind mit der F-Inox-Technologie behandelt; einer Beschichtung auf PVD-Grundlage. Die betörenden Metallic-Töne verleihen der Wasserstelle in der Küche nicht nur einen goldenen oder kupferfarbig schimmernden Glanz, sondern sorgen zugleich dafür, dass Wasser und Öl schneller abperlen – und das Produkt somit länger sauber bleibt. Wer lieber auf Nummer sicher geht, wählt stattdessen die widerstandsfähige Variante aus dunklem Edelstahl. Das „BlackPearl Finish“ für Arbeitsplatten zeigt weder Fingerabdrücke noch Schmutzreste und passt sich hervorragend an dunkle Küchengeräte an.
„Glänzende Aussichten“: Franke präsentiert auf der „küchenwohntrends“ 2023 seine metallischen PVD-Beschichtungen für Spüle und Armatur – und eine schwarze Arbeitsplatte aus Edelstahl. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
Fazit zu den „küchenwohntrends“ 2023: Guter Ausblick auf aktuelle Branchen-Highlights
Kür und Pflicht haben sich auf der Salzburger Messe „küchenwohntrends“ 2023 die Klinke in die Hand gegeben: Dort ließen sich bekannte Küchenkonzepte wie auch kleine, feine Neuheiten seitens der Möbel- und Gerätehersteller aus dem deutschsprachigen Raum entdecken. Die gute Stimmung unter den Fachbesucherinnen und -besuchern lässt Hoffnung schöpfen auf eine Küchenkonjunktur, die den sinkenden Verkaufszahlen bald Einhalt gebietet.
Die ruhigere Phase scheinen Händler wie Hersteller gleichermaßen zu nutzen: vielerorts kündigten bekannte Marken „aufregende Neuigkeiten“ für die Küchenmeile A30 im September in Ostwestfalen an. Dort dürfte es dann eher an Pflicht grenzen, sich blicken zu lassen: Schließlich sind Küchentrends nur so lange verheißungsvoll, bis sie in vielfacher Ausführung überall zu sehen sind. Es bleibt spannend, mit welchen neuen Ideen die zweite Jahreshälfte von 2023 zu überzeugen versucht – bis dahin bleiben gute Erinnerungen und Konzepte aus Salzburg im Gedächtnis.
Für die Gerätehersteller ein kurzes Stelldichein – schließlich sollen neue Produkte bereits in rund 3,5 Monaten auf der IFA präsentiert werden. V.l.n.r.: Bosch, BORA, Gaggenau. (Fotos: Küchen&Design Magazin)
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