In Asien schon gang und gäbe, interessieren sich Premiumküchen-Käufer auch hierzulande immer öfter für die Möglichkeit einer Aufteilung ihrer zukünftigen Küche in „wet kitchen“ und „dry kitchen“. Küchenhersteller eggersmann hat ein Luxusbeispiel in einem Loft der Hamburger Elbphilharmonie verbauen lassen. Was hat es mit der „wet kitchen“ auf sich – und wie lässt sie sich in herkömmliche Küchenräume integrieren?
Haben Sie schon einmal den Begriff „wet kitchen“ gehört? Nein, damit ist nicht der Wasserrohrbruch gemeint, der durch den defekten Geschirrspüler zustande gekommen ist. Und auch kein künstlich angelegter Wasserfall, der dramatisch von der Küchenrückwand in ein Auffangbecken abfällt.
Tatsächlich stammt der Ausdruck „wet kitchen“ aus der gehobenen Küchenplanung und meint die Unterteilung des Küchenbereichs in eine „Nassstelle“, an der mit aufwändigen Lebensmitteln hantiert, gekocht und gespült wird, und einen „Trockenbereich“, der sogenannten „dry kitchen“, in dem nur einfache Küchenarbeiten verrichtet werden und der demzufolge einen repräsentativeren Charakter innehat.
Die Entwicklung der „wet kitchen“: seit jeher Bestandteil anspruchsvoller Küchenräume
Die „wet kitchen“ ist kein Trend, der sich erst mit der Öffnung des Küchenraums zum Wohnbereich als besonderer Planungszweig entfaltet hätte. Die moderne Version dieses Küchenbereichs kann vielmehr als Überbleibsel angesehen werden, das es bereits Jahrhunderte zuvor in Zeiten von Küchenmägden und Haushaltshilfen gegeben hat. Schon immer war die Küche ein Ort, in dem mit Flüssigkeiten, Dämpfen, Säuren und damit automatisch auch Flecken und Schmutz hantiert wurde. Seit jeher wurde der Ort der Zubereitung gerne abgetrennt von imposanten Anrichten und Essbereichen, die für Hausherren und deren Gäste reserviert blieben.
Auch heute, unter normalen Haushaltsbedingungen, wird die Arbeitsstätte gern von der Wirkstätte getrennt, um Wrasen und Unordnung vor den Augen von Gästen zu verbergen. Das trägt dazu bei, dass – entgegen aller Trendhaftigkeit, Küchen vollständig in offene Wohnräume zu integrieren – vor allem in anspruchsvollen Küchenplanungen immer öfter auf eine funktionale und eine repräsentative Küchenzeile zurückgegriffen wird. Der Trend geht zur „Zweitküche„.
Wie sieht die Aufteilung zwischen „wet kitchen“ und „dry kitchen“ aus?
Wie der Name schon sagt, ist alles Bestandteil der „wet kitchen“, das mit Flüssigkeiten und damit zwangsläufig auch Schmutz verbunden ist. Das Zerteilen eines Hühnchens oder das staubige Arbeiten beim Teigkneten gehört hier ebenso hin wie die benutzten Teller nach dem Essen. Haushaltsgeräte, die mit Flüssigkeiten arbeiten oder Kochdämpfe, Wrasen und Gerüche produzieren, werden ebenfalls in den abgetrennten Bereich integriert. Dazu zählen Geschirrspüler, Spülbecken und Abfallbehälter, aber selbstverständlich auch Dampfgarer und Backofen.
In der „dry kitchen“ die im sichtbaren Wohnbereich angesiedelt ist, werden nur kleinere Küchenarbeiten vorgenommen: das Zerteilen von Obst, das Mixen von Getränken, das Anrichten von Snacks. Gern wird die „dry kitchen“ auch als Präsentationsfläche genutzt, an die zum Aperitif bei gemeinsamen Abenden geladen wird.
Bekanntes Beispiel einer „wet kitchen“: die eggersmann-Küche in der Elbphilharmonie
Während es dem ein oder anderen Küchenkäufer fremd anmuten wird, sowohl den Platz als auch den finanziellen Luxus einer „doppelten Küche“ aufzubringen, ist die Integration von „wet kitchen“ und „dry kitchen“ in asiatischen Ländern und Stadtstaaten wie Hongkong und Singapur schon um einiges selbstverständlicher. Grund ist die asiatische Küche, die häufig mit offenen Gasflammen einhergeht, auf denen Woks und Pfannen geschwenkt oder Lebensmittel frittiert werden. Das produziert Gerüche und Fettspritzer, sodass gern auf eine visuelle Küchentrennung zurückgegriffen wird.
Ein weiterer Grund ist das vermehrte Anstellen von Küchen- und Haushaltshilfen im asiatischen Raum, die sich schon Bürger der Mittelschicht in großen Metropolen leisten. Diese Haushaltshilfen arbeiten im abgetrennten Küchenbereich, während im offenen Küchenwohnraum lediglich angerichtet oder gegessen wird. Damit achten Asiaten auch penibel auf Sauberkeit und eine adrette Facette gegenüber der Öffentlichkeit.
Im deutschsprachigen Raum greifen Premiumküchenplaner nun ebenfalls das Konzept einer räumlichen Trennung von Küchenbereichen auf. Ein bekanntes Beispiel ist die luxuriöse eggersmann-Küche, die in ein privates Loft der Hamburger Elbphilharmonie für 180.000 Euro eingebaut wurde. Neben einem abgetrennten Essbereich mit beeindruckendem Panorama-Blick über den Hafen wurde im offenen Wohnraum eine sogenannte „Showroomküche“ integriert, die mit repräsentativem Bar-Block aus Serpentinit und schwarz gebeizten Fronten in Eichenfurnier Gäste aus aller Welt in beeindruckender Höhe empfängt. Luxus pur.
Zusätzlich wurde eine im Rückraum verborgene „wet kitchen“ integriert, in der Personal oder Cateringunternehmen durch einen versteckten Eingang gelangen und Speisen zubereiten können. Diese Küche ist funktional in Mattlack und mit Arbeitsplatten aus warmgewalztem Edelstahl gehalten. Gäste können so ohne Geruchsbelästigung und offensichtlich „nasse“ Arbeitsvorgänge bewirtet werden.
Alternativen zu teuren „wet kitchen“-Räumen
Eine „wet kitchen“ ist in den meisten herkömmlichen Haushalten undenkbar, weil Platz und Geld für eine doppelte Küchenausstattung fehlen und viele Küchenkäufer auch so gerne kochen, dass sie die neue Werkstatt bewusst zum Mittelpunkt der Wohnung machen. Wer dennoch den Gedanken einer verborgenen Arbeitsstätte und eines repräsentativen Küchenbereichs attraktiv findet, kann auf Alternativen zu teuren, abgetrennten „wet kitchens“ zurückgreifen.
Eine Kücheneinteilung könnte hierbei analog zum „broken plan living“ ablaufen: dieser Trend teilt offene Küchen mithilfe von eingezogenen Zwischenwänden oder Raumtrennern in Form von offenen Regalen ab, die von beiden Seiten zugänglich sind und den Küchenraum somit lichtdurchlässig, aber vor neugierigen Blicken geschützt halten.
Ebenso denkbar ist die Gestaltung einer Küchenzeile für den „Nassbereich“ mit Spüle, Geschirrspüler und Arbeitsbereich, an der mit dem Rücken zum offenen Raum gearbeitet wird, im Gegensatz zur Kücheninsel, an der lediglich kleinere Arbeiten vorgenommen werden. Diese Küchenplanung ist oftmals heute schon Realität. Besonders effektiv lassen sich dabei die Arbeiten des „wet kitchen“-Abschnitts bei einer L- oder U-förmigen Küche verbergen, die in den hinteren Bereich des Küchenraums wandert. An der repräsentativen Insel wiederum grenzen häufig Küchen-Bar oder Esstisch an.
Eine weitere Möglichkeit, um einen „wet kitchen“-Bereich in den eigenen, offenen Küchenraum zu integrieren, ist die Planung mit sogenannten „versteckten Küchen“ oder Pocket-Schränken, in deren Innenraum sich nach Aufschieben der Schranktüren eine weitere Arbeitszeile oder Platz für Küchengeräte findet. Sowohl Küchenutensilien als auch möglicherweise schmutziges Geschirr können vor den Augen der Gäste verborgen werden, in dem nach Zubereitung der Speisen nur noch die vordergründige Kücheninsel zum Anrichten genutzt wird und die Schranktüren des „wet kitchen“-Bereichs sich schließen.
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