Stauraumwunder und Überraschungsmoment: Der Drehschrank

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Vielleicht besser als jedes andere Möbelstück demonstriert der beliebte Drehschrank derzeit, wie Funktionalität und Optik in der Küche Hand in Hand gehen. Geschickte Modelle wie der „FurnSpin“ oder der klassische „LeMans“-Schrank vereinen ein hohes Maß an Stauraum mit einer eleganten Optik – und tragen dazu bei, dass die moderne Küche zwischen offener und geschlossener Ästhetik wechseln kann.

Zeit, dass sich was dreht? In der innovationsfreudigen Küchenbranche gilt das ohnehin schon seit Jahren. Doch spätestens beim Blick auf die diesjährigen Trends wird klar, dass einige Hersteller das Motto ganz wortwörtlich nehmen. Der sogenannte „FurnSpin“ verdrehte bereits im vergangenen Herbst Köpfe und Blicke, als der elegante Schrank bei renommierten Herstellern wie SieMatic und eggersmann aufmerksamkeitsstark in Szene gesetzt wurde. Was steckt dahinter?

Das ist der „FurnSpin“: Drehschrank mit Aha-Effekt

Die Idee stammt aus der Zulieferer-Industrie: Beschläge-Spezialist Hettich hat hierfür einen „Dreh-Schwenk-Beschlag“ entwickelt, mit dem sich Möbelelemente um die eigene Achse drehen lassen. Der Innovation liegt der Gedanke zugrunde, dass sich Küche und Wohnraum immer öfter auf offener Fläche begegnen – und verschiedene Käufertypen frei entscheiden sollen, ob sie Teile der Einrichtung geschlossen halten oder frei zugänglich machen wollen.

Dadurch zahlt der „FurnSpin“ gewissermaßen auf die „versteckte“ Küche ein, die sich von außen mit einer einheitlich geschlossenen Möbelfront an den Wohn- und Essbereich anpasst. Mit einem beherzten Griff schwingt der Drehschrank wortwörtlich „im Handumdrehen“ auf und ermöglicht den Zugriff auf seine Auslage.

Die spielerische Komponente begeistert und fasziniert gleichermaßen: Dank einer Einzugsdämpfung findet der Schrank geräuschlos und gleichmäßig seinen festen Halt in der offenen oder geschlossenen Position wieder, ganz gleich, wie schwungvoll man den „FurnSpin“ in Bewegung setzt. Das Modul überzeugt zudem mit seinen ruhigen Laufeigenschaften, die es ermöglichen, sogar filigranes Porzellan, Gläser oder Kunstobjekte innerhalb dieses Schranks zu lagern. Das Drehmoment ist so ausbalanciert, dass selbst leichte Gegenstände nicht umkippen oder verrutschen.

Somit lassen sich geschlossene Küchenregale – oder als Übergang zum Wohnraum eingesetzte Sideboards – mit dem „FurnSpin“ in wenigen Sekunden zu einer hochwertigen Nutzfläche verwandeln, die Gästen einen deutlichen „Aha“-Moment entlocken dürfte.

Anwendungen des „FurnSpin“: Auch beim Esstisch möglich

Wie raffiniert sich das Prinzip des innovativen Drehbeschlags auch auf andere Produkte erweitern lässt, demonstriert Luxusküchenproduzent SieMatic anhand einer Kücheninsel mit ausschwenkbarem Esstisch: Beide Elemente können geschlossen übereinander gelagert werden, bis sie in Erscheinung treten. Dann lässt sich der massive Esstisch aus Holz um die eigene Achse – und damit auch rund um die Kücheninsel – ausfahren. Das ermöglicht vielfältigen Zusatznutzen, beispielsweise als Arbeitsplatz, Degustationsstation oder Bartresen im eigenen Zuhause. Man ahnt, dass der Dreh-Schwenk-Beschlag des „FurnSpin“ auf diese Weise nicht zum letzten Mal zum Einsatz gekommen ist. Zu verheißungsvoll ist das Wechselspiel aus gut gemachtem Handwerk, Überraschungsmoment und Funktionalität.

Drehbarer Holzesstisch an der Kücheninsel, schwenkbar im 180°-Modus
Eindrucksvoll übertragen wurde das Prinzip des Drehschranks auf diesen Esstisch von SieMatic im Programm „Secrets of SieMatic“. (Foto: SieMatic)

Bewährter und beliebter Drehschrank: Der LeMans-Auszug

Kein Newcomer, dafür eine zeitlos praktikable Anwendung für schwer zugänglichen Stauraum entlang der Küchenzeile ist der bekannte „LeMans“-Drehschrank. Seine Bezeichnung entstammt mutmaßlich der bekannten Rennstrecke des gleichnamigen französischen Orts, an dem seit 1923 das „24-Stunden-Rennen“ mit hochmotorisierten Sportwagen abgehalten wird. Der namentliche Vergleich hat weniger mit der kurvenreichen Landkarte zu tun, die dafür abgefahren werden muss, als vielmehr mit der geschmeidigen Laufleistung der anspruchsvollen Sportwagen. Ganz ähnlich sollen sich auch Töpfe, Teller und Pfannen im Unterschrank der Küche zurück „in die Garage“ fahren lassen.

Das Besondere am LeMans-Schrank: Zum einen lässt sich, im Vergleich zu herkömmlichen Schrankauszügen, durch die organisch geformten Tablare bis zu 70 Prozent mehr Stauraum im sogenannten „toten Winkel“ einer rechteckigen Küche erwirken. Zum anderen werden die darauf gelagerten Küchenutensilien bequem herausgefahren. Das ermöglicht den Zugriff auf Kochgeschirr, ohne sich bücken oder gar die Ecken ausleuchten zu müssen.

Moderne Einzugsmechanismen, beispielsweise von Zulieferer Kesseböhmer, sind zusätzlich mit einem geräuschlosen Selbsteinzug ausgestattet. Der lässt die Tablare nach einem leichten Stupser gedämpft in ihre Position im Schrank zurückfahren. Das funktioniert sogar bei schwerer Beladung: Jeder Boden (Tablar) des LeMans-Schrank kann laut Herstellerangaben bis zu 25 Kilogramm tragen. Zum Vergleich: Das sind rund zwei Kisten Wasser oder ein vollgepackter Koffer. In der Regel sind zwei Tablare je Schrank vorgesehen. Aber auch kleinere und schmalere Versionen mit bis zu vier Einsatzböden sind möglich.

Rondell im Unterschrank: Cleverer Drehschrank von Kesseböhmer

Eine ähnlich smarte Idee für Eckschränke auf schmalem Raum liefert abermals Kesseböhmer. Das Stauraumsystem „Revo 90°“ sieht ein drehbares Rondell für Küchenutensilien vor, das sich innerhalb des rechtwinkligen Unterschranks um die eigene Achse drehen lässt – und dabei die Fronten ganz einfach mitlaufen lässt. Im Unterschied zum LeMans-Schrank werden die Tablare dabei nicht ausgefahren. Durch die konstante Drehung der runden Regalböden lässt sich dennoch auf jedes Kochgeschirr bequem zugreifen.

Diese Lösung bietet sich besonders in kleinen Küchen an, bei denen ausfahrbare Schubladen sich ansonsten gegenseitig blockieren könnten. „Revo 90°“ lässt sich stufenlos in beide Richtungen drehen und gelangt dank Rotationsdämpfer ebenfalls lautlos in seine Ausgangsposition zurück. Rutschhemmende Unterlagen innerhalb des Schranks sorgen dafür, dass das Kochgeschirr, aber auch Küchenkleingeräte wie Toaster, Saftpresse oder Küchenmaschine dabei an Ort und Stelle im Drehschrank verbleiben.

Drehschrank mit Pocket Doors: REVEGO von Blum

In der Küche, Achtung, dreht sich aber nicht nur alles um die eigene Achse. Auch Schiebetüren mit faltbarer Laufleistung oder sogenannte Taschentüren („pocket doors“) mit seitlich einschiebbaren Türen stehen hoch im Kurs von Küchenplanern und Architektinnen: Sie geben den Blick auf den „Arbeitsplatz Küche“ erst frei, wenn dieser auch wirklich genutzt wird – und erheben ansonsten die Küche zu einem puristisch verschlossenen, glatten Möbelstück mit Wohnzimmercharakter.

Ausgezeichnete Arbeit leistet hierbei beispielsweise „REVEGO“ von Blum: Die komplexe Beschläge-Lösung lässt sich in das jeweilige Frontmaterial einarbeiten und wird somit optisch gekonnt versteckt. Die Türbreite und -höhe kann individuell variieren mit Einzel- oder Doppelfalt-Anwendungen und sogar bis knapp unter die Decke gestreckt werden. Nicht einmal Stangengriffe oder Knebel benötigt das Modul. Die Hochschranktüren lassen sich durch simples Antippen öffnen und zurückziehen oder ziehen sich sogar dank elektronischer Antriebsleistung automatisch zurück. Mit den Einschiebetüren bleiben zusätzliche Arbeitsbereiche in der Küche, beispielsweise eine Kaffee- oder Weinanrichte sowie der Spülenplatz, elegant verborgen. Auch ein versteckter Home Office-Platz verschwindet nach getaner Arbeit hinter den zuziehbaren Falttüren: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Rundungen treffen Rillen: Rollfront-System „Wogg“

Das Beste aus drei Welten vereint zu guter Letzt eine gelungene Kooperation aus der Schweiz: Küchenhersteller Orea implementiert das Rollfront-System „wogg Patent 75“ des Schweizer Designbüros „Wogg“. Dessen modulare Möbelentwürfe drehen sich vielfach um organische Formen für Schreibtische, Sideboards und Küchenzeilen. Mit dem Rollfront-System aus Aluminium, das Orea nun bei seinen eigenen Küchenmodellen zur Geltung bringt, können Anwenderinnen und Anwender zwischen offenen und geschlossenen Unterschränken wechseln. Die rillenförmigen Fronten lassen sich tatsächlich nahtlos „rundum“ zuziehen und demonstrieren trotz der Inselrundung eine zuverlässige Stabilität und Laufleichtigkeit. Das angesagte Stäbchen-Design knüpft an den hochaktuellen Trend von strukturierten Fronten an. Und auch das spannende Wechselspiel aus verborgenem Stauraum und Präsentationsfläche kommt hierbei abermals gelungen zum Einsatz.

Drehschrank kaufen: Bei bekannten Küchenherstellern

Wer sich nun nicht nur fragt, was sich in der Küchenwelt gerade dreht, sondern auch wo, erhält die Antwort beim lokalen Küchenfachhandel vor Ort: Produkte von Zulieferern wie Blum, Hettich, Häfele, Naber, Kesseböhmer und Wogg werden von Küchenproduzenten zu ihren Möbelentwürfen dazugekauft und gemeinsam im Handel angeboten. Die erwähnten Dreh- und Schwenkbeschläge lassen sich also beispielsweise über Siematic und eggersmann, aber auch Leicht, Häcker und nobilia bestellen. Ebenso können Berater:innen im Einzelhandel diese Module bewusst in ihre Planungen einbeziehen.

Kurzum: Das Rad in der Kücheneinrichtung lässt sich durchaus immer wieder neu erfinden. Das lässt sich drehen und wenden, wie man will…

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Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.