Oberhalb von Würzburg auf einer Anhöhe entwickelt ein Kundenpaar seine Vision vom modernen Lebensraum: Eine dunkle Küche im Industrial Style soll es sein – aber bitte so unauffällig wie möglich in das Arrangement aus Essen, Kochen und Wohnen eingebunden. Die Umsetzung gelingt so subtil, dass die Küche erst auf den zweiten Blick erkennbar wird. Ein Projekt von Dross&Schaffer München Ost.
Beim Stichwort „Küche“ haben wir sofort ein Bild vor Augen: Zeile, Hochschrankwand, Geräte – und bestenfalls noch ein angrenzender Esstisch. Schon aus dieser gedanklichen Schablone lässt sich zweifellos eine sehr individuelle Interpretation aus Kochen und Wohnen ableiten. Eher selten dürfte dieser Lebensraum aber auf geradezu so revolutionäre Weise neu gedacht werden, wie es dem Studio Dross&Schaffer München Ost bei einem Würzburger Kundenprojekt mit einer dunklen Küche im hochmodernen Wohnambiente gelungen ist.
Angesiedelt in einem schlauchartigen Grundriss, der den Raum zu einem potenziellen Durchgangsbereich erhebt, wurden die Arbeits- und Essbereiche mit dem scheinbaren Gegensatz aus Stauraum und Sichtfläche kongenial vereint. Trotz einer äußerst puristischen Handschrift, die ohne Oberschränke- und Hochschränke auskommt und mit viel Glas, Beton und Stahl arbeitet, strahlt die Küche eine so kunstvolle wie gemütliche Atmosphäre aus. Wie konnte das gelingen?
Modernes Wohnhaus als Kontrast zur Altstadt
Der Grundtenor der Planung war klar: Hoch über Würzburg schmiegt sich das moderne Familienhaus an einen Hügel an und bietet dank seiner bodentief verglasten Fenster einen mondänen Blick auf die mittelalterlich geprägte Stadt. Umgeben von hochragenden Nadelbäumen einerseits und einem terrassenförmig angelegten Garten auf der anderen Seite des Hauses bildet das Interieur einen klaren, zeitlosen Kontrast zur naturbezogenen Außenfläche: Hellgrau verspachtelter Sichtbeton, schwarze Stahlmodule für Treppengeländer und Türgriffe sowie ein heller, glatter Eichenholzboden greifen in diesem Projekt als charakteristische Merkmale des Industrial Styles ineinander. Das beschert der Wohnfläche eine raue, fast schon unfertige Aura – und weckt das Interesse des Betrachters.
Parallel zum reduzierten Gestaltungsstil wünschten sich die Auftraggeber nämlich eine dunkle Küche, die die Grenzen der herkömmlichen Architektur überschreitet: als präsenten Mittelpunkt für Freunde und Familie, dessen Funktionalität hinter einem ausdrucksstarken Design nahezu verborgen bleibt, Luft- und Lichtdurchlässigkeit bietet und trotz Durchgangsoptik zum Verweilen einlädt. Eine schier unlösbare Aufgabe? Dross&Schaffer München Ost ist es mit einer geschickten Planung und der Transformation von Küchenmöbel in Wohnmodule gelungen.
Dunkle Küche oder Wohnbereich? Gut getarnt im offenen Raum
Über eine Treppe ist der Bereich im ersten Stock zugänglich und gleicht zunächst einem einladenden Sitzbereich: Der Blick fällt auf einen großzügigen Esstisch aus dunkler Esche, der zum anthrazitgrauen Design einer langgezogenen Sideboard-Wand aufschließt. Auf der anderen Seite schmückt ein Sekretär aus hellem Holz und mit filigranen Stahlbeinen das elegante, wohnliche Ambiente. Doch Halt! Die Wahrnehmung verändert sich, sobald der Blick weiterwandert: In die bloße Sichtbetonwand ist ein Dampfbackofen von V-ZUG mit angeschlossener Wärmeschublade eingelassen. Auf der vermeintlichen Sideboard-Zeile wartet eine Siebträgermaschine auf Gäste – und im Hintergrund erhebt sich ein tiefdunkler, quadratischer Kochblock als griffloser Monolith, der sich durch ein eingelassenes Kochfeld und eine schlanke Armatur als funktionaler Anlaufpunkt verrät. Kurzum: Die dunkle Küche tarnt sich in ihrer hochmodernen Umgebung perfekt als Empfangsbereich für gemeinsame Stunden, der beim näheren Hinsehen natürlich zum gemeinsamen Kochen und Genießen einlädt.
Versteckte Funktionen zum Kochen und Arbeiten
Die von allen Seiten zugängliche Kücheninsel ist prädestiniert dafür. Mit Blick in den Raum wird auf einem BORA Pure-Kochfeld mit integriertem Kochfeldabzug gezaubert, während der seitlich angeordnete Wasserplatz mit geschickter Unterbauspüle „assistiert“: Dank des Quookers lässt sich aus der Armatur nämlich nicht nur herkömmliches Leitungswasser, sondern auch 100°C kochend heißes Wasser mit abgesichertem Druck-Dreh-Verfahren ziehen. Die restliche Fläche des Kochblocks wird zur Schneide- und Arbeitsfläche, für die ein flächenbündiger Müllabwurf mit Edelstahlabdeckung in die Natursteinplatte integriert wurde. Bio-Abfälle wandern also direkt in einen separaten Sammler im Unterschrank des Kochblocks. Und „bio“ ist auch die Arbeitsplatte selbst: Hierfür wählte das Studio Dross&Schaffer München Ost einen chloritgrünen Schiefer aus Österreich, den „Pannonia grün“, der sich in heimischen Gefilden abbauen lässt und somit eine deutlich bessere CO2-Bilanz erzielt als vergleichbare Natursteine. Verarbeitet wurde der exklusive Stein von der Manufaktur MCR aus Südtthüringen.
Die architektonische Handschrift der dunklen Küche zeigt sich indes an allen Seiten des Kochblocks. So sind Armatur, Spülbecken und Abfallsammler in silberglänzendem Edelstahl gehalten, der wiederum auch die flächenbündig eingelassenen Steckdosen entlang der Küchenfront sowie den zurückgesetzten Sockel des Kochblocks umrandet. Die anthrazitgrauen, grifflosen Fronten wurden wiederum analog zur bodentiefen Sideboard-Wand gewählt, die sich ebenfalls aus Küchenmöbeln zusammensetzt. Dort findet nicht nur jeglicher, benötigter Stauraum für Geschirr, Kochutensilien und Vorräte Platz, sondern auch die eingangs erwähnte Siebträgermaschine – sozusagen mit eigenem Bartresen.
Dunkle Küche in leisen Tönen – individuell illuminiert
Doch wo versteckt sich der großformatige Kühlschrank in dieser reduzierten Küchengestaltung, die gänzlich ohne Wandschränke auskommt? Dafür muss man sprichwörtlich um die Ecke denken: Der Durchgangsbereich der dunklen Küche mündet in einer Abzweigung, die zu einem weiteren Stockwerk hinaufführt – und genau dort wurden, ebenfalls in den grau gekalkten Sichtbeton eingelassen, Kühlschrank und Apothekerauszug im Hochformat hinter dunklen Küchenfronten versteckt. Die Küche im Industrial Style mag also mit ausdrucksstarken Materialien und einem dunkel eingefärbten Interieur auftreten – doch die eigentliche Ausführung im offenen Raum gelingt so subtil, dass das Projekt einem ästhetischen Stillleben gleicht.
Trotz der reduzierten Umgebung lohnt es sich übrigens, einen Blick auf die Gesamtkomposition zu werfen: So kommt ein ausgeklügeltes Lichtkonzept zum Zug, das Decken- und Wandstrahler, Spots und Pendelleuchten gleichermaßen kombiniert. Die verschiedenen Lichtquellen erzeugen damit wahlweise ein konzentriertes Arbeitslicht, eine museale, punktuelle Ausleuchtung oder eine warme Ambientebeleuchtung. Und zusammen? Erschaffen sie einen Lebensraum, der sich erst auf den zweiten Blick als Küche erweist – und damit unser gedankliches Konzept von diesem Raum auf ein neues Level hebt.
>>> Mehr Referenzen von Dross&Schaffer München Ost finden Sie auf der Website des Studios unter diesem Link.
>>> Kurzporträt zum Studio durchlesen? Hier entlang zu unserer Bewertung von Dross&Schaffer München Ost.