Was macht die Faszination einer skandinavischen Küche aus? In unserem Küchenprojekt des Monats erkunden wir, mit welchen architektonischen Elementen der klare, schlichte und doch einladende Stil des Nordens imitiert werden kann. Soviel sei verraten: Licht und Farben spielen eine gewichtige Rolle, um Wohnlichkeit und Minimalismus miteinander zu vereinen.
Skandinavisch einrichten: klar, puristisch und doch einladend
Man kann die Skandinavier um Vieles beneiden: Die endlose Ruhe weitläufiger Badeseen und Birkenwälder. Den kosmopolitischen Flair kleiner Städte, der Kunst und Natur spielerisch verbindet. Die zahlreichen vergnügten Traditionen, die nicht selten mit Geselligkeit und Sauna zu tun haben.
Vor allem aber ist es der bekannte skandinavische Einrichtungsstil, der es der Welt angetan hat: Ein dezenter, unaufgeregter Mix an hellen Farben und puristischer Ausstattung, der Ruhe und Wohnlichkeit ausstrahlt. Was steckt hinter diesem Patentrezept, das so klar und minimalistisch ist, ohne kühl oder gar abweisend zu wirken?
Projekt von Dross&Schaffer Ingolstadt: eine schlichte Küche im Mittelpunkt des Wohnraums
Ein wichtiger Rat dürfte lauten: So viel Tageslicht wie möglich. Jeder Raum, der von Licht durchflutet wird, entfaltet eine frische und einladende Ausstrahlung auf seinen Betrachter. Es verwundert daher wenig, dass der Planung einer skandinavischen Küche durch das Studio Dross&Schaffer Ingolstadt zunächst eine neue Raumaufteilung vorausging. Ausgehend von verwinkelten Wohnbereichen und kleinen Fensteröffnungen, die wenig Lichteinfall erlaubten, sollte der neue Koch- und Essbereich großzügig und lebendig anmuten. Bodentiefe Fenster und Türen stellten hierbei einen vielversprechenden Anfang dar.
Marcel Hufnagl, Geschäftsführer von Dross&Schaffer Ingolstadt und Planer der skandinavischen Küche, erzählt im Gespräch, wie aufwändig die Wohnung im Erdgeschoss zunächst saniert werden musste. Die Wände zwischen Küche, Ess- und Wohnbereich wurden eingerissen, der Boden neu verlegt, die besagten Fenster und Türen integriert.
Zwischen Entkernung und Renovierung schritten die Pläne für die skandinavische Küche voran. Die Auftraggeber wünschten sich einen Raum, in dem die Küche sehr präsent als Mittelpunkt der Wohnfläche fungiert – und doch optisch zurückhaltend und schlicht auftritt. Ein scheinbarer Gegensatz, den das Ingolstädter Küchenstudio durch eine raffinierte, architektonische Raumaufteilung zu lösen vermochte.
Skandinavische Küche: Dezente Farben von Les Couleurs® Le Corbusier
Der Küchenraum wird dominiert von einer großflächigen Kücheninsel, entlang derer gespült und gekocht werden kann. Ein „weiches Eisengrau“, das signifikante „gris moyens“ aus der Les Couleurs® Le Corbusier-Farbskala, ummantelt Fronten und Wangen der Kücheninsel. Es entstammt der exklusiven Zusammenarbeit des Herstellers LEICHT Küchen mit der architektonischen Farbpalette des französisch-schweizerischen Designers Le Corbusier. Die hohe Lackkompetenz von LEICHT lässt die streng ausgeloteten Farben in einer tiefen und satten Brillanz erscheinen.
Um dem starken Grau die durchaus stattliche Dominanz zu nehmen und mit skandinavischer Leichtigkeit zu verbinden, setzte Marcel Hufnagl einen mehrere Zentimeter hohen, eingerückten Sockel ein. Dieser umrandet die gesamte Kücheninsel und schließt bündig zum Bar-Ausschnitt an der Kücheninsel ab. Vom Wohnbereich aus kommend, wird diese Aussparung zunächst nicht sichtbar – im Gegenteil: Die solide, glatte Wange in Dunkelgrau fungiert optisch als Verlängerung der Wand zwischen den beiden bodentiefen Fenstern an der Stirnseite. Die durchgehend graue, nur 12 mm starke Keramikarbeitsplatte von SapienStone rundet den ganzheitlichen Eindruck unaufdringlich ab.
Unauffällige Hochschrankwand in der Küche: grifflos, linear, im Farbton Merino
Ein ähnlicher optischer Trick, um innerhalb der skandinavischen Küche eine harmonische und ruhige Raumausstrahlung zu erzeugen, gelang Dross&Schaffer Ingolstadt mit der großzügigen Hochschrankwand, die den zweiten Teil der Küche stellt.
Ein zum Flurbereich hin offenes Regal läutet zunächst den Übergang in den Wohnbereich ein. Daran schließen sich die Hochschränke flächenbündig an – und zwar grifflos, glatt und in minimalistischer Linearität. Besucher nehmen dies zunächst schlicht als Raumwand wahr, bis ein weiterer Blick offenbart, dass es sich um Küchenschränke mit einer großen Kapazität an Stauraum handelt. Um das ruhige Raumgefüge beizubehalten, wurde selbst der schmale Schlitz zur Decke mit einer Blende verdichtet.
In der Farbauswahl zeigt sich erneut der skandinavische Charakter der Küche: Selten sind Küchen im „Scandi-Style“ nämlich von starken Farbkontrasten geprägt. Eine Ton-in-Ton-Variante mit dezenten Abstufungen oder sanften Pastelltönen wiederum wirkt lebendig, ohne dominant zu sein. Die Hochschrankwände sind daher mit Fronten in Fenix F45 merino veredelt, einem hellen Grauton, der den perfekten Übergang vom Dunkelgrau der Kücheninsel zum weißen Interior des Raumes bildet.
Geschickt genutzter Stauraum in der skandinavischen Küche: inklusive Pocketschrank
Dem Wunsch des Paares, die Küche möge so präsent wie unauffällig zugleich sein, kommt Küchenplaner Marcel Hufnagl mit einem weiteren Kniff nach: Alle elektronischen Geräte – bis auf das flächenbündig integrierte Kochfeld der Insel – werden hinter den glatten Fronten der Küche verborgen. Was für Kühlschrank und Geschirrspüler immer mehr zur Norm wird, ist beim Dampfbackofen der Siemens studioLine ein geschickter Schachzug. Das Gerät findet in einem Pocketschrank Platz, dessen Tür bequem seitlich eingeschoben und nach getaner Arbeit wieder verschlossen werden kann. Auch weitere Küchenutensilien lassen sich in Reichweite lagern.
Wer die Küchenzeile aufmerksam vom angrenzenden Essbereich aus betrachtet, bemerkt, dass hierbei mit architektonischer Symmetrie gearbeitet wurde: Der Inselausschnitt, an dem das Paar auf Barhockern für einen schnellen Snack oder Aperitivo Platz nehmen kann, verläuft parallel zum Nischenausschnitt der Küchenzeile. Sogar eine unauffällige Steckdose versteckt sich hier – ideal zum Arbeiten im Home Office.
Kochen und Wohnen in der skandinavischen Küche: Harmonisches Miteinander
Die Küchennische wiederum kann zur Aufbewahrung kleiner Küchengeräte – Toaster, Kaffeemaschine, Schneidbretter – genutzt werden. Gekocht, gespült und gearbeitet wird wiederum an der langgestreckten Kücheninsel mit Blick in den angrenzenden Garten. Ein langer Esstisch in Massivholz schließt sich an das Küchenrefugium an und lädt zum Verweilen ein. Das Paar, das sich gerne mit Freunden umgibt, nutzt den Großteil der neu geschaffenen Wohnküche also tatsächlich für ein geselliges Miteinander entlang der Kücheninsel.
Die ruhige Wohnzimmerecke dient hingegen nur Abenden der Zweisamkeit: eine kleine Couch und ein schwarzes Klavier verbreiten Wohnlichkeit, ohne in den Vordergrund zu rücken. Ein weiteres Refugium für entspannte Stunden wartet indes im Garten in Form einer selbstgebauten Holzsauna.
Das Patentrezept für eine moderne, skandinavische Küche dürfte also neben einer harmonischen Farbwahl und einem angenehmen Einfall von Tageslicht vor allem nordische Gelassenheit sein. Präsenz und Understatement treffen auf eine wohldurchdachte Sorglosigkeit. Für die restliche Atmosphäre sorgt, wie so oft im hohen Norden, die richtige Dosis an Geselligkeit. Im Küchenprojekt von Dross&Schaffer Ingolstadt findet sich jedenfalls alles wieder.