Bereits nach wenigen Stunden auf der IFA 2017 ist klar: Es gibt einen ganz großen Gewinner, und das ist Amazon. So gut wie alle namhaften Küchenhersteller haben sich mit dem amerikanischen Konzern zusammengetan, um von den schnellen Lieferbedingungen und technischen Errungenschaften Amazons zu profitieren. Kein Messestand, an dem „Alexa“, der sprachgesteuerte Assistent des Konzerns, nicht im Mittelpunkt steht – meist ruhiggestellt durch einen abgesonderten Raum, damit das auf Geräusche reagierende Gerät durch die Flut an Messebesuchern auf der IFA nicht durchdreht dank Dauereinsatz.
Amazon ist der große Nutznießer der Küche 2.0
Miele nutzt Amazons Alexa, um Lebensmittel nachzubestellen, Kochvorgänge kommentieren zu lassen und den Haushalt zu managen. Das Gerät lässt sich über WLAN mit Mieles Hausgeräten verbinden und kann dann Inhalte per Sprachsteuerung verkünden oder über einen Knopf im Ohr des Besitzers direkt per Durchsage weitergeben.
Auch Liebherr, der Spezialist für Kühlgeräte und Weinschränke, arbeitet mit Alexa zusammen. Wird die SmartDeviceBox des Kühlschranks mit Alexa verknüpft, kann Alexa auf Wunsch die Kühlschranktemperatur ändern, informiert über Alarmmeldungen oder erinnert an den nächsten Filterwechsel.
Lebensmittel bequem nach Hause liefern lassen – natürlich über Amazon Fresh
Siemens Hausgeräte hat für die intelligente Sprachsteuerung hingegen MYKIE, „My Kitchen Elf“, entwickelt. Er soll als selbstlernender Roboter der Küchenassistent der Zukunft werden. Aber dennoch prangt der Name Amazon am Messestand: Wer seinen Kühlschrank befüllt und alle Lebensmitteldaten auf eine elektronische Vorratsliste setzt, kann den Lebensmittellieferdienst Amazon Fresh in Kenntnis darüber setzen, wann eine Zutat wieder nachgekauft werden muss – der Konzern liefert dann binnen weniger Stunden bequem vor die Tür.
Amazon ist der große Nutznießer der Küche 2.0 und blickt in eine rosige Zukunft der „Smart Kitchen“. Deutsche Küchengerätehersteller machen sich damit zwar enorm abhängig von dem amerikanischen Lieferkonzern. Sie können sich damit aber auf die Weiterentwicklung eigener Geräte konzentrieren und das bisherige technische Know-How Amazons in vollem Umfang ausnutzen.
Alle Neuheiten der IFA 2017 im Überblick
Miele auf der IFA 2017: Der Dialoggarer steht im Mittelpunkt
Die Hauptattraktion der IFA 2017 war zweifellos der prominent als „Revolution in der Küche“ angekündigte Miele Dialoggarer. Der mittels elektromagnetischer Wellen arbeitende Backofen, der Lebensmittel aufgrund ihres Garvolumens erkennt und mit bis zu 70% Zeitersparnis auf die Minute genau gart, stand im Mittelpunkt des beeindruckenden Messestandes und war Gegenstand zahlreicher Kochvorführungen sowie begeisterter „Ahs“ und „Ohs“ aus dem Publikum.
Allen, die sich im Vorfeld Sorgen um die elektromagnetische Strahlung des Gerätes gemacht hatten, konnte Entwarnung gegeben werden. Dank eines starken Strahlenschutzes dringen keine elektromagnetischen Wellen aus dem Backofen in die Küche des Nutzers. Beim Öffnen des Dialoggarers, schalten sich die zwei Antennen im Inneren des Backofens sofort aus und senden keinerlei „Gourmet/energy units“ mehr aus.
Pulled Pork, Lachs, Souffés: Auch die Köche hatten Spaß am Miele-Stand
Die Köche am Miele-Stand hatten sichtlich Spaß, mit dem neuwertigen Produkt zu arbeiten und erklärten: „Wenn der Dialoggarer wie eine Mikrowelle arbeiten würde, dürften wir hier keinen Lachs mit Alufolie reinschieben. Das gäbe ein kleines Unglück.“ Das Missgeschick blieb aus, der Lachs kam unversehrt und wachsweich gedünstet aus dem Dialoggarer heraus und stieß auf geschmackliche Begeisterung beim Publikum.
Seine Koch- bzw. Backzeit inklusive eines knusprig gebackenen Blätterteigmantels: 14 Minuten. Zeit für eine Portion soft gegartes Pulled Pork: 2,5 statt 8 Stunden. Zarte Soufflés im Tontöpfchen: 15 Minuten, in denen das Soufflé tatsächlich gelingt und nicht in sich zusammenfällt. Eine runde Sache.
Auch optisch kann der Miele Dialoggarer mit dem Designanspruch des Premium-Herstellers mithalten. Das hochwertige Gerät ist in den Farben Weiß, Schwarz und Anthrazit erhältlich und verfügt über ein intuitives Touchfeld zur Auswahl des Kochassistenten, des Profimodus oder der bevorzugten Backintensität. Über 1000 Rezepte sind in der Miele@home-App bereits verfügbar; bis zum Produktlaunch im April 2018 sollen noch mehrere hundert hinzukommen.
Bisher ist es allerdings aufgrund des komplexen Garvorgangs mit den Gourmet Units noch nicht möglich, eigene Rezepte zum Miele Dialoggarer hinzuzufügen. Miele bestimmt in Zukunft also, was auf den Tisch kommt.
Erfahren Sie hier mehr zum Miele Dialoggarer
Liebherr auf der IFA 2017: Individuell kreierte Kühlschränke
Der auf Kühlschränke spezialisierte Hersteller folgt der fortschreitenden Individualisierung im Küchenbereich und präsentiert sein neues Programm „Liebherr MyStyle“. Unter dem Motto „Design your Fridge“ kann man die Außenoberflächen sowie die Innenausstattung des würfelförmigen Kühlgerätes nach eigenem Geschmack designen. So lässt sich ein mit dem Handy aufgenommenes Foto in entsprechender Auflösung sogar als glatte Lackoberfläche auf das Kühlgerät auftragen. Jede Würfelseite kann andersartig gestaltet werden.
Zudem lässt sich die Farbe der Kühlschrankbeleuchtung, die Ausstattung mit Edelstahl- oder Holzschienen und die Anzahl an Schubfächern selbst bestimmen. Ganz romantisch wird’s mit Aufschrift: So lässt sich auf dem Kühlkubus das Hochzeitsdatum und ein Bild des großen Tages verewigen.
Eine weitere Verjüngungskur unternimmt Liebherr mit seinem Modell „StickerArt CNst 4813“, das scheinbar über und über mit farbenfrohen Stickern beklebt ist. Tatsächlich wird das Design in einem hochwertigen Druckverfahren dauerhaft auf die Türen angebracht. Dadurch soll es an das in Großstädten populäre „Stickerbombing“ an Bahnhöfen und Haltestellen erinnern. Damit niemand dem Design überdrüssig wird, lässt sich die Schale der Tür und Seitenwände aber leicht abnehmen und durch ein anderes Design ersetzen.
Erfahren Sie hier mehr zu Liebherrs ebenfalls auf der IFA 2017 vorgestellter Kühlschrank-Kamera FridgeCam.
Siemens Hausgeräte auf der IFA 2017: MYKIE und Alexa im Duell
Siemens Hausgeräte beeindruckt auf der IFA 2017 mit einem intergalaktisch anmutenden Messestand: Dunkles Design, geheimnisvolles blaues Licht, sphärische Klänge. Dazwischen ertönt hin und wieder die Stimme von Mykie, dem Küchenassistenten, der als Prototyp bereits im Januar auf der LivingKitchen vorgestellt wurde und den Küchenalltag für seinen Besitzer organisieren soll.
Der Messestand unterteilt sich in vier Bereiche, die sich alle um den Bereich Smart Home drehen: Connected kitchen, connected cooking, connected living und connected laundry. Während der intelligente „Smart Food Storage Manager“ weiß, welche Lebensmittel im Kühlschrank vorrätig lagern und welche über Amazon Fresh zum Kochen nachbestellt werden müssen, erledigt die iQ700-Serie alle Koch- und Backvorgänge in doppelt so schneller Zeit.
X-spect von Siemens: Welcher Fleck ist das? Wann ist meine Mango reif?
Im Wohnzimmer ist Alexa erneut die Königin. Sie steuert die Vernetzung aller Vorgänge und kann mit eingespeicherten, „erlernten“ Sätzen wie „Alexa, starte den Guten Morgen-Modus“ das Licht anmachen, die Lieblingsmusik auflegen und die Kaffeemaschine anstellen.
Einen besonderen Clou präsentiert Siemens Hausgeräte aber im Bereich Waschen/Laundry: Der Sensor „X-spect“, der einer Fernbedienung mit Codeleser ähnelt, erkennt sowohl die stoffliche Zusammensetzung eines Kleidungsstücks, als auch Flecken darauf. Gemeinsam mit einer Waschempfehlung wird diese Information dann an die Waschmaschine geschickt, die Kleidungsstücke temperaturgenau reinwaschen soll.
Das Gerät ist bislang ein Prototyp und lässt sich auch im Küchenbereich einsetzen. Hier erkennt X-spect, ob eine Mango bereits reif ist oder den Punkt überschritten hat. Gleiches gilt für die Frische von Eiern. Wann und ob das Produkt jemals Marktreife erlangt, wurde jedoch nicht bekannt gegeben.
Gorenje auf der IFA 2017: Starkes Design von Philippe Starck
Der slowenische Hersteller von Küchengeräten hat sich auf der diesjährigen IFA 2017 von seiner designbetonten Seite gezeigt. Mit den französischen Designern Ito Morabito (Marke: Ora-ïto) und Philippe Starck hat Gorenje ein wortwörtlich starkes Duo mit völlig unterschiedlichen Gestaltungsansätzen für Küchengeräte im Team, die Geschirrspüler und Backofen kunstvoll in die Küchenzeile einarbeiten. Große, viereckige Griffe, gläserne schwarze Blenden und großzügige Innenräume sind das Ergebnis der Zusammenarbeit.
Desweiteren stellte Gorenje vier neue Farben seiner Retro-Kühlschrank-Kollektion (orange, grün, neongelb und terrakotta) sowie die beliebte VW Bulli-Edition vor. Die Kühlgeräte können dank Ion Air (ionisierter Luft, die wie ein frischer Sommerregen die Luft im Kühlschrank reinigt) Lebensmittel länger frisch halten. In der unteren „Crisp Zone“ kann Feuchtigkeit durch einen separaten Schalter reguliert werden.