Home Report 2022: drei Wohntrends für die Küche der Zukunft

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Wie werden wir in Zukunft leben? Wie beeinflussen gesellschaftliche Veränderungen, z.B. die Corona-Krise, die Anforderungen an unseren Wohnraum? Diesen Fragen widmet sich das Trendforschungsteam des Zukunftsinstituts – und benennt in seinem Home Report 2022 drei große Wohntrends, die unser Zuhause zukünftig prägen werden. Wir haben die Erkenntnisse auf Küche und Einrichtung übersetzt.

Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und ist ein gemeinnütziges Forschungsinstitut, das untersucht, welche Veränderungen unsere Gegenwart prägen und welche Rückschlüsse sich darauf auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft ziehen lassen. Auf Basis von Trendanalysen und Studien untersucht das Team mitunter, wie sich aktuelle Entwicklungen auf unser Zuhause auswirken. Die Ergebnisse werden alljährlich in gedruckten Publikationen vorgestellt, so auch dieses Jahr im Home Report 2022 von Wohnexpertin Oona Horx-Strathern. Wir fassen die drei wichtigsten Trends zusammen – und zeigen auf, was diese für eine zukunftsfähige Küchen- und Einrichtungsplanung bedeuten.

Home Report 2022, Trend 1: „Conscious kitchen“ – weg von offenen Wohn- Essbereichen

Der Trend der offenen Wohnküche ist seit Jahren auf dem Vormarsch – und setzt sich weiterhin fort, betrachtet man die Grundrisse moderner Neubauprojekte. Parallel dazu schreitet die Nachverdichtung in Großstädten unaufhaltsam voran, und die Nachfrage nach effizient gestalteten Räumlichkeiten und multifunktionalen Wohnideen wie dem Wohnen, Kochen und Essen in einem einzigen Raum steigt weiter. So weit, so logisch. Da wäre nur ein Problem, glaubt man den Erkenntnissen im Home Report 2022: Der architektonische Trend geht komplett an der soziologischen Entwicklung vorbei.

Home Report 2022: die offene Küche ist ein Auslaufmodell, behaupten die Trendforscher des Zukunftsinstituts. (Foto: next125)
Die offene Küche – ein Auslaufmodell? Der Home Report 2022 stellt den Megatrend auf den Prüfstand. (Foto: next125)

Seit der Coronakrise begreifen wir unser Zuhause, insbesondere die Küche, zunehmend als Lebensmittelpunkt. Der Küchentisch wird zur Zentrale für Homeoffice, Homeschooling, Familien- und Sozialleben. Eine offene Küche, in der Lebensmittel herumstehen und Rückzug nahezu unmöglich ist, geht am Bedarf unserer Zeit vorbei. Doch es gibt Lösungen. Zum Beispiel die halboffene Küche. Außerdem wichtig: hygienische Oberflächen, natürliche und nachhaltige Materialien sowie eine flexible Raumplanung.

Halboffene Küche, oder: Broken Plan Living

Ein Kompromiss zwischen offener und geschlossener Küche: die halboffene Küche, auch genannt „Broken Plan Living“. Der Trend, der zunehmend aus den USA zu uns herüberschwappt und seit der Coronakrise umso aktueller ist, bietet eine Lösung für den zunehmenden Bedarf nach Rückzugsmöglichkeiten. Mit Trennwänden, die auch gleichzeitig als Regal fungieren können, lässt sich ein offener Wohn-Essbereich funktional abtrennen. So entsteht ein wohltuendes Refugium im offenen Raum.

Hygienische Oberflächen

Ebenfalls der Zeit geschuldet ist der Wunsch nach hygienischen Oberflächen, resümiert der Home Report 2022: Schön sein allein reiche heute nicht mehr aus, stellt Trendforscherin Oona Horx-Strathern fest. Die moderne Küche sei nicht mehr „nur“ elegant und langlebig, sondern garantiere auch Lebensmittelsicherheit und erfülle strenge Hygienestandards.

Hersteller wie SapienStone aus Italien haben hierfür antibakerielle Oberflächen entwickelt: Die ACTIVE SURFACES sind Keramikarbeitsplatten mit spezieller Beschichtung, die sich dank Lichteinstrahlung selbst reinigen. Sogar gegen das Coronavirus sind die antiviralen Oberflächen wirksam. Dazu sind die Arbeitsplatten auch noch kratzresistent, säurebeständig und hitzefest. Auf ein ansprechendes Design muss dabei nicht verzichtet werden: Die ACTIVE SURFACES kleiden sich mitunter in täuschend echte Marmor-Optiken, die der Eleganz des Originals in nichts nachstehen.

Oberflächen, die antibakteriell, antiviral, hygienisch, lebensmittelecht und sogar selbstreinigend wirken? Klingt zu schön, um wahr zu sein - sind aber die Eigenschaften der neuen ACTIVE SURFACES. Foto: SapienStone)
Oberflächen, die antibakteriell, antiviral, hygienisch, lebensmittelecht und sogar selbstreinigend wirken? Klingt zu schön, um wahr zu sein – sind aber die Eigenschaften der neuen ACTIVE SURFACES. Foto: SapienStone)

Nachhaltige Materialien

Eine weitere Erkenntnis im Home Report 2022: Die Vorliebe für nachhaltige Materialien im eigenen Zuhause steigt. So auch in der Küche. Woran liegt das? Die Trendforscher vom Zukunftsinstitut glauben, dass Holz und andere Naturmaterialien unsere Wahrnehmung für einen bewussteren, naturnahen Lebensstil schärfen, da sie Wärme und Geborgenheit ausstrahlen. Dieses Bewusstsein komme letztendlich Ernährung und Gesundheit zugute. Mit Naturstein-Küchen oder Küchen aus Holz lassen sich wohnliche Akzente setzen, die gleichzeitig langlebig – und damit nachhaltig – sind.

Home Report 2022, Trend 2: „FurNEARture“ – regionale Werkstoffe, lokale Produktion

Was sich hinter den Begriffen „FurNEARture“ oder „Zero Kilometer Materials“ verbirgt, ist eine Übersetzung eines gesellschaftlichen Trends auf den Wohnbereich: die Gegenbewegung zur Globalisierung komme langsam auch in der Möbelindustrie an, glaubt man den Erkenntnissen im Home Report 2022. Ultralokal und regional sind die neuen Stichworte.

Die Wertschätzung für lokales Handwerk wird zukünftig zunehmen
„FurNEARture“: lokal erzeugte Möbelstücke sind Trend. Damit dürfte auch die Wertschätzung für regionales Handwerk steigen. (Foto: Pexels / Ono Kosuki)

Auf „Slow Food“ und „Slow Fashion“ folge nun „Slow Furniture“: Lokale Materialien, regionale Herstellung und langlebige Objekte sind Trend. Das trägt nicht nur zu einem verringerten CO2-Ausstoß und damit zu mehr Klimafreundlichkeit bei, sondern auch zu verkürzten Lieferketten. Wie fragil global vernetzte Versorgungsketten sein können, auch in der Möbelbranche, hat sich in der Coronakrise gezeigt: Eine Unterbrechung kann alles zum Erliegen bringen. Die Folge: Lieferstopps bei Geräten und Materialien.

Ein Umdenken der Branche ist daher dringend notwendig, sagt Wohnexpertin Oona Horx-Strathern im Interview mit dem Magazin Arcade: „Es geht nicht nur darum, dass die Möbel nachhaltig und wirkungsvoll designt sind, sondern dass sie aus der Nähe – daher das Wort NEAR – kommen und die verwendeten Rohstoffe ausschließlich regional bezogen werden“.

In der Küche lässt sich dieser Trend mit Manufakturen wie Rotpunkt, Rempp und eggersmann oder mit der Wahl lokaler Küchenstudios mit eigener Schreinerei umsetzen. So setzt die ostwestfälische Marke Rotpunkt fast ausschließlich auf regionale Zulieferer – und fertigt seine Korpusse und Fronten dabei sogar zu 90% aus Recyclingholz.

Home Report 2022: Nachhaltigkeit, Regionalität und Langlebigkeit sind Trend. (Foto: Rotpunkt)
Der ostwestfälische Küchenhersteller Rotpunkt setzt nicht nur auf Regionalität, sondern auch auf Nachhaltigkeit. So bestehen Korpusse und Fronten zu 90% aus Recyclingholz. (Foto: Rotpunkt)

Im Bereich der Premiumküchen liefert bulthaup mitunter eine Antwort auf den „FurNEARture“-Trend: In den Luxusküchenräumen der Traditionsmarke finden sich ausschließlich heimische Hölzer, z.B. vom hiesigen Apfelbaum. Produziert wird bis heute im bayerischen Aich bei Landshut.

Home Report 2022, Trend 3: „Playfulness“ – für mehr Verspieltheit im Raum

Modular, bunt, verspielt, nachhaltig: Der dritte große Trend im Home Report 2022 hört auf den Namen „Playfulness“ und verkörpert den Wunsch nach einem fröhlichen und verspielten Zuhause, das uns genug Flexibilität für sich wandelnde Lebensumstände bietet. „Unsere Lebens- und Arbeitsweise wird immer flexibler und dadurch werden es auch unsere Möbel – je nach Situation und je nachdem, was wir gerade brauchen und wollen“, fasst Oona Horx-Strathern zusammen.

Modulare Möbel

Das kann ein modulares Sofa sein, das sich je nach Familen- und Nutzungsszenario anpassen und erweitern lässt: zum Beispiel die „Trio“-Reihe von COR, die vielfältige Kombinationen erlaubt und dabei in fröhlichen Farben daherkommt.

Modular, verspielt und fröhlich: Der Home Report 2022 benennt "Playfulness" als einen der großen Trends unserer Zeit. (Foto: COR)
Modular, verspielt und fröhlich: Der Home Report 2022 benennt „Playfulness“ als einen der großen Trends unserer Zeit. (Foto: COR)

Sogar die Küche ist modular planbar. Mit den Metallmöbeln von USM Haller lassen sich vollwertige Küchenräume zusammenstellen, die nicht fest im Raum verbaut sind und somit jederzeit ab- und umbaubar sind. So kann aus einer Anrichte in der Küche im Handumdrehen eine Schlafzimmerkommode oder gar ein Home Office-Schrank entstehen.

Modularität trage auch zur Nachhaltigkeit bei, ist Trendforscherin Oona Horx-Strathern überzeugt: Bei modularen Möbeln sind einzelne Module leichter austauschbar und reparierbar, sodass im Schadensfall nicht gleich das ganze Möbelstück entsorgt werden muss. Zudem erlauben hochwertige Modulmöbel vielfältige Nutzungsszenarien und werden somit im Idealfall zum langjährigen Lebensbegleiter.

Verspielte Räume

Unter dem Stichwort „Playfulness“ (dt. „Verspieltheit“) kündigt sich laut Home Report 2022 zudem eine Revolutionierung des Interior Designs an. Vorbei die Zeit zurückhaltender, puristischer Räumlichkieten: es lebe der Maximalismus. Verspieltheit trage wesentlich zur Fröhlichkeit einer Raumgestaltung bei, ist Horx-Strathern sicher. Gemessen an der vielen Zeit, die wir vermehrt im eigenen Zuhause verbringen, eine spannende Prognose.


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Julia Dau
Julia Dau
Das Gefühl grenzenloser Freiheit beim Entdecken einer dampfenden Köstlichkeit in den Garküchen Asiens, wohlige Aufregung beim Anschneiden eines perfekt gegarten Steaks, und manchmal auch Pioniergeist, wenn der Kern des Lava Cake zum ersten Mal weich und unverschämt herrlich duftend über den Teller fließt: Kochen und Essen ist für unsere Redakteurin Abenteuer, Experiment und pure Harmonie. Als studierte Informationsdesignerin mit Leidenschaft für Ästhetik, Innenarchitektur und gutes Essen fasziniert sie besonders, wie alle Sinne in der Küche – und auch ein bisschen in unserem Magazin – verschmelzen.

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