Interview mit Daniel Ilagan: Die Rolle der Innenarchitektur in der Küchenplanung

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Es sind außergewöhnliche Projekte, die das Studio Küchen-Atelier Hamburg (KAH) seit vielen Jahrzehnten realisiert. Küchenräume, die nicht nur ins Auge fallen, sondern auch im Gedächtnis bleiben. Schon seit jeher spielt die Innenarchitektur in den Planungen von Küche und Wohnraum eine große Rolle. Doch wie verbindet man modernen Purismus im Küchenbau mit sakralen Räumlichkeiten und persönlichem Wohlgefühl? Wir haben Daniel Ilagan, Inhaber des Küchen-Atelier Hamburgs, zum Interview getroffen.

Von „Design“ kann längst keine Rede mehr sein. Der Ausdruck wird dem Bewusstsein für Schönheit, Ästhetik und Symmetrie nicht gerecht, die in der Planung hochwertiger Küchen heute immer stärker zutage tritt. Nach wie vor gilt der berühmte Leitsatz der Bauhaus-Bewegung in der Innenarchitektur: form follows function. Und doch übertrifft so mancher Entwurf in gekonntem Purismus all jenes, was in einer Küche formal vonnöten wäre. Kein Wunder, soll der ehemals funktional genutzte Platz sich doch nun als Lebensraum präsentieren, der als Anlaufstelle zum Kochen und Essen gleichermaßen fungiert wie für gesellige Abende unter Freunden oder als Home Office-Station.

Keine Küche gleicht der anderen: Ein hehrer Anspruch, der die gehobene Küchenbranche umtreibt. Sie erreicht es dank persönlich ausgerichteter Innenarchitektur. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
Keine Küche gleicht der anderen: Ein hehrer Anspruch, der die gehobene Küchenbranche umtreibt. Sie erreicht es dank persönlich ausgerichteter Innenarchitektur. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

Küchenräume mit architektonischer Präsenz im Küchen-Atelier Hamburg

Raumübergreifendes Wohnen erfordert eine ebensolche Planung: Mit Küchenberatern, die über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausblicken und neben Möbeln und Geräten auch Wände, Böden, Licht und Raumumgebung zu einer Einheit zusammenfügen. Die Kunst dabei dürfte sein – neben dem hohen Stellenwert, der der Ästhetik speziell im Luxusküchensegment zugemessen wird – gleichermaßen Wohnlichkeit und persönliches Wohlgefühl in die Räumlichkeiten einziehen zu lassen.

Ein Küchenstudio, das diesen Spagat hervorragend meistert und seine Küchenräume mit viel architektonischer Präsenz auszustatten vermag, ist das Küchen-Atelier Hamburg (KAH). Inhaber Daniel Ilagan, ein studierter Interior Designer, übernahm das exklusive bulthaup-Studio vor einigen Jahren mit dem Anspruch, die Luxusküchenmarke behutsam mit modernem Wohnen zu verknüpfen.

Daraus entstanden sind außergewöhnliche Küchenräume, die die hochwertige Materialität und reduzierte Optik der bulthaup-Möbel mit dezenten Farbanstrichen, charakterstarken Leuchten und persönlichen Accessoires kombinieren. Jeder Küchenraum ein Unikat – und ein Hingucker noch dazu.

Wir haben Daniel Ilagan vom Küchen-Atelier Hamburg zum Interview getroffen, um mit ihm über die Rolle der Innenarchitektur in seinem Leben und der Küche im Allgemeinen zu sprechen.

Daniel Ilagan, Inhaber des Studios Küchen-Atelier-Hamburg, hat ein Händchen für das geschickte Zusammenspiel aus Innenarchitektur und funktionaler Planung. (Foto: Volker Renner)
Daniel Ilagan, Inhaber des Studios Küchen-Atelier-Hamburg, hat ein Händchen für das geschickte Zusammenspiel aus Innenarchitektur und funktionaler Planung. (Foto: Volker Renner)

Interview mit Daniel Ilagan: Die Innenarchitektur in der modernen Küchenplanung

Teil 1: Die Innenarchitektur bei bulthaup

Küchen&Design Magazin (K&D): Herr Ilagan, welchen Stellenwert hat Design persönlich in Ihrem Leben?

Daniel Ilagan (DI):

Design spiegelt sich in fast jedem Aspekt des Lebens, ob es die Dinge um uns herum sind oder die Elemente, die die Natur geschaffen hat. Jedes Design spricht eine Sprache. Und Design steckt auch in jedem Produkt. Das können Sie morgens schon beim Aufstehen entdecken – von der Form der Türklinke bis zu den eigenen Schuhen. Oder eben der Maserung eines schönen Esstischs.

Design lässt sich schon morgens beim Aufstehen entdecken.

Daniel Ilagan, Inhaber des Küchen-Atelier Hamburg (KAH)

K&D: Was hat Sie bewogen, in der Küchenbranche zu arbeiten – und wie kamen Sie zur Marke bulthaup?

DI: Ich war schon immer ein sehr kreativer Mensch und wollte auch beruflich etwas Kreatives ausüben. Die erste Berührung mit Einrichtung und Küche hatte ich in Salzburg bei meiner Ausbildung zum Einrichtungsberater. Danach bin ich nach Vancouver, Kanada, von 2007 bis 2010 ausgewandert und habe als freischaffender Interior Designer gearbeitet.

Mein erstes Projekt dort war eine Küche, die ich von der Planung bis Realisierung begleitet habe. Die Küche ist ein sehr spannendes und wohl auch das komplexeste Thema im Bereich Interior. Zurück in Salzburg 2010 habe ich mein Bachelor-Studium im Bereich Interior Design angefangen und auch nebenberuflich bei bulthaup angefangen zu arbeiten. Dort hat die Liebe zur Marke und der Qualität bulthaup angefangen.

K&D: Die Zielgruppe einer Luxusmarke wie bulthaup ist in der Regel sehr spitz. Ändert sich unser Bewusstsein für Hochwertigkeit und Eleganz durch den hohen Stellenwert der Küche?

DI: Ja, generell nimmt das Bewusstsein für schönes Wohnen und die Rolle der Innenarchitektur in der gesamten Bevölkerung zu. Das Zuhause wird immer wichtiger; speziell die Küche wird zum Zentrum der eigenen vier Wände. Themen wie Nachhaltigkeit, bewusste Ernährung und gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden verstärken den Wunsch nach einem schön gestalteten Zuhause und einer, wenn möglich, offenen Küche. Die Küche wird zum Lebensraum. Und darf daher auch mehr kosten als früher.

bulthaup-Küchen sind stets sehr linear und reduziert aufgebaut. Die Innenarchitektur gibt ihnen ein persönliches Gesicht. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
bulthaup-Küchen sind stets sehr linear und reduziert aufgebaut. Die Innenarchitektur gibt ihnen ein persönliches Gesicht. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

K&D: bulthaup ist für die Reduktion seiner Küchenräume auf eine puristische Essenz bekannt. Wie schaffen Sie es, diese Räumlichkeiten dennoch wohnlich zu gestalten?

DI: Eine bulthaup-Küche schafft durch ihre klaren Linien einen besonderen Rahmen des Wohlfühlens, innerhalb dessen der Geist sich frei bewegen kann. Die hochwertigen Materialien sprechen für sich selbst und drängen sich nicht auf. Jede Küche wird auf den einzelnen Nutzer maßgeschneidert, dadurch bekommt jeder Raum auch seine persönliche Note.

Teil 2: Die Rolle der Innenarchitektur bei großen und kleinen Küchen

K&D: Ästhetik auf kleinstem Raum – wie geht das?

DI: Ästhetik hat meiner Ansicht nach nichts mit der Größe des Raumes zu tun. Ob klein oder groß: Wichtig ist, mit klaren Linien und innovativen Ideen zu arbeiten. Die Wünsche des Kunden so zu vereinen, dass die Küche nicht nur funktional, sondern auch optisch aufgeräumt und ansprechend ist. Das Ziel ist immer, dass der Kunde sich am Ende des Tages in der Küche wohlfühlt und sich natürlich darin bewegen kann – ohne Einschränkungen.

Ästhetik auf kleinem Raum? Das geht. Wichtig sind klare Linien. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
Ästhetik auf kleinem Raum? Das geht. Wichtig sind klare Linien. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

K&D: Und wie kreiere ich Persönlichkeit in großzügig geschnittenen Räumlichkeiten, die schnell kalt und leer wirken können?

DI: Da spielen viele Komponenten in eine Planung mit rein. Nicht nur Aufteilung und Materialität sind in der Innenarchitektur wichtig, sondern auch Bewegungsabläufe, Blickachsen, Lichtverhältnisse und Beleuchtung. Diese Themen müssen ineinandergreifen für eine Küche, in der man sich wohlfühlen soll.

K&D: Welche innenarchitektonischen Betrachtungen fließen beim Küchen-Atelier Hamburg in die Planung einer Küche ein?

DI: Für unsere Küchenplanung ist der gesamte Grundriss und Wohnraum wichtig. Wie weit sind die Wege von der Eingangstür bis zur Küche? Wo befindet sich der Essbereich und wie kommt man zu den weiteren Bereichen, z.B. zum Wohnzimmer und den privaten Schlafräumen? Welche Möglichkeiten der Veränderungen haben wir in der Innenarchitektur, um diese Abläufe zu optimieren? Die Küche wandert immer mehr in den Wohnraum. Hierzu erstellen wir gesamtheitliche Konzepte, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.

Viel Platz zum Kochen - und doch fühlt sich dieser Küchenraum einladend und wohnlich an. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
Viel Platz zum Kochen – und doch fühlt sich dieser Küchenraum einladend und wohnlich an. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

K&D: „Form follows function“. Ist dieser Leitsatz überholt, jetzt, wo Ästhetik eine so große Rolle in der Küche spielt?

DI: Nein. Eine schöne Küche ist schnell geplant, ob diese dann funktionell ist, bestimmt der Anwender. Gerade im Küchenbereich spielt Funktionalität nach wie vor eine große Rolle. Wenn Aufgaben in der Küche schnell und präzise erledigt werden können, haben wir unsere Arbeit als Planer gut gemacht. Auf Ästhetik achten wir natürlich dennoch verstärkt.

Hierfür nehmen wir uns Zeit, den Kunden zu verstehen und ihn oder sie mit individuellen Lösungen zu überraschen.

Eine schöne Küche ist schnell geplant. Ob diese dann funktionell ist, bestimmt der Anwender.

Daniel Ilagan, Inhaber des Küchen-Atelier Hamburg (KAH)

Teil 3: Innenarchitektonische Wünsche und Trends

K&D: Gibt es – trotz aller Zeitlosigkeit im gehobenen Küchensegment – Trends, die Sie beobachten können?

DI: Die Küche ist ein Lebensmittelpunkt. Das bedeutet, gemeinsam Zeit zu verbringen. Mit Freunden und Familie. Die Küche wird zum „Entertainment-Bereich“. Ob es das gemeinsame Zubereiten von Speisen ist, ein gemeinsames Glas Wein oder wilde Partys. „Atmosphäre schaffen“ ist hier ein wichtiger Schlüsselbegriff. Elemente, die die Atmosphäre verdichten, sind zum Beispiel gut geplantes Licht und die passenden Materialien für den Raum. Weiche Textilien mit klaren Werkstoffen kombinieren.

Die Küche hat als Lebensmittelpunkt verschiedene Aufgaben zu erfüllen. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
Die Küche hat als Lebensmittelpunkt verschiedene Aufgaben zu erfüllen. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

K&D: Inwiefern nimmt das Thema Nachhaltigkeit einen Stellenwert in Ihrer Küchenplanung ein?

DI: Nachhaltigkeit ist ein sehr spannendes Thema. Bulthaup hat seine Möbel schon immer ressourcensparend produziert und verwendet z.B. im Holzbereich nur nachwachsende Rohstoffe. Das Wort Nachhaltigkeit beinhaltet aber so viel mehr: beispielsweise die Langlebigkeit der Möbel und auch der nachhaltige Umgang mit seinen Mitmenschen. Das ist mir besonders wichtig, da wir nur miteinander unsere Welt nachhaltiger gestalten können.

K&D: Was war Ihr bisher herausforderndstes oder außergewöhnlichstes Projekt, das Sie realisieren durften?

DI: Wir durften schon einige sehr spannende Projekte realisieren. Der wohl außergewöhnlichste Auftrag war eine Küche in Los Angeles, USA. Der Kunde hatte sich mit einer viergeschössigen Traumvilla im Bauhaus-Stil mitsamt einem Infinitypool und einem Tennisplatz in den Bergen von Hollywood verwirklicht und wollte mit uns gemeinsam seine Küche realisieren.

Nach einer aufregenden und herausfordernden Planungsphase ließ uns der Kunde in Los Angeles einfliegen. Wir hatten zwei Wochen Zeit, die Küche zu montieren. Selbst die Monteure mit langjähriger Erfahrung hätten sich nie träumen lassen, eine Küche mit Blick über ganz Los Angeles einbauen zu dürfen. Wir denken gern daran zurück.

K&D: Müssen Sie einen Kunden oder eine Kundin auch mal umstimmen, was die Umsetzung von innenarchitektonischen Wünschen angeht?

DI: Der Prozess einer Küchenplanung und auch des Wohnraumes ist ein sehr persönlicher Vorgang. Sofern es innenarchitektonischer Veränderungen bedarf, basieren diese immer auf den Informationen, die uns der Kunde gegeben hat. Wir nutzen das, um ein optimales Ergebnis für den Kunden zu erzielen – und um ihn möglicherweise zu überraschen und das Projekt sogar noch schöner zu gestalten, als ursprünglich gedacht.

Innenarchitektonische Veränderungen machen ein Projekt möglicherweise noch schöner als ursprünglich gedacht.

Daniel Ilagan, Inhaber des Küchen-Atelier Hamburg (KAH)

K&D: Wo sehen Sie die Zukunft der Küchen- und Wohnraumplanung?

DI: Die Zukunft der Küche und des Wohnens ist bereits angebrochen, nämlich in der Vorhersage, dass diese Bereiche miteinander verschmelzen werden. Wie auch schon jetzt steht zukünftig immer der einzelne Benutzer im Vordergrund. Das Zusammenspiel der Materialien und die Abläufe für ein optimales Miteinander orientieren sich an der Individualität des Einzelnen.

Die Zukunft in der Küche beginnt jetzt - mit geschmackvoller Innenarchitektur, die ihren Fokus auf den Menschen ausrichtet. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)
Die Zukunft in der Küche beginnt jetzt – mit geschmackvoller Innenarchitektur, die ihren Fokus auf den Menschen ausrichtet. (Foto: Volker Renner, Studio: Küchen-Atelier Hamburg)

K&D: Herr Ilagan, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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>>> Auf der Studiodetailseite des Küchen-Atelier Hamburgs / bulthaup in Winterhude erfahren Sie mehr zur Arbeitsweise der Interior Designer.

Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.

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