Japandi: der neue Interior-Trend für Küche und Wohnraum

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Japandi heißt der neue Wohntrend, der sich aus den Begriffen „Japan“ und „Scandi“ zusammensetzt und den beliebten nordischen Look mit der minimalistischen Ästhetik des Ostens vereint. Der Stil, oft auch als „Japanordic“ bezeichnet, ist geradlinig, reduziert, hochwertig und wohnlich. Im Unterschied zum hellen, skandinavischen Look darf es bei Japandi aber durchaus auch mal dunkler werden. Was macht die Kombination der Stile so harmonisch – und warum macht Japandi auch in der Küche eine gute Figur?

Dunkle, edle Hölzer und ein gemütlicher Einrichtungsstil, der sich auf das Wesentliche konzentriert: dafür steht Japandi. (Foto: Adobe Stock / FollowTheFlow)

Japan und Skandinavien: alte Freunde mit gemeinsamen Werten

Die geografische Distanz lässt zunächst nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen Japan und den skandinavischen Ländern vermuten. Tatsächlich blicken die Länder aber auf eine lange Geschichte kultureller Beziehungen zurück – und sind sich auch in Design- und Lifestylefragen gar nicht so unähnlich.

Ihren Anfang nahm die einflussreiche Verbindung, als der dänische Marineoffizier William Carstensen 1863 nach Japan reiste. Begeistert von Land, Leuten und Kunst schrieb er ein Buch, das einen Trend auslöste und den Fokus der Dänen auf japanische Ästhetik lenkte. Viele sehen in der heutigen Keramik, offenen Architektur, den minimalistischen Designs und den Möbeln in Dänemark japanische Einflüsse.

Beide Völker schätzen Bescheidenheit, Nachhaltigkeit, gutes Handwerk und hochwertige Werkstoffe – bevorzugt Holz. Außerdem hegen sie eine ausgesprochene Liebe zu Ritualen: in einer japanischen Teezeremonie lässt sich ebenso viel Ruhe finden wie im bewussten Genuss einer Tasse Kaffee im Sinne des Hygge-Lifestyles in Skandinavien.

Überhaupt scheinen Japan und Skandinavien die gleiche Sprache zu sprechen, wenn es um das Bewusstsein für den Fokus aufs Wesentliche geht. Sowohl die japanische Philosophie des Wabi-Sabi als auch das dänische Hygge-Konzept stehen für die Wertschätzung des Einfachen.

Wabi-Sabi trifft Hygge: die Fusion auf Küche und Wohnraum übersetzt

Wabi-Sabi bedeutet wortwörtlich übersetzt eigentlich „einsam“ und „alt“, hat aber in der buddhistischen Lehre die Konnotation einer stilvollen, gereiften Patina übernommen, die mit Freude an ihrer Einzigartigkeit wahrgenommen wird. Die offenkundige Perfektion weicht einer tiefen, charakterstarken Schönheit, die sich oft erst auf den zweiten Blick offenbart. Das kann ein Objekt mit kleinen Unvollkommenheiten sein, die es erst interessant machen: unglasierte Keramik, ein Schneidebrett mit einer authentischen Patina oder eine Fotografie, die den Blick auf ein scheinbar disharmonisches Detail lenkt – und festhält.

„Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden.“

Richard R. Powell, Autor von „Wabi Sabi Simple“

Übersetzt auf Küche und Wohnraum fordert Wabi-Sabi dazu auf, sich von allem Überflüssigem zu trennen. Man soll sich auf sorgfältig ausgewählte Besitztümer beschränken, diese pflegen und sich an ihren authentischen Gebrauchsspuren erfreuen.

Um lange etwas von Möbeln und Utensilien zu haben, empfiehlt es sich, hochwertig einzukaufen. Damit trifft der Trend auch den Zeitgeist der Nachhaltigkeit, in dem viele Menschen bewusstere Kaufentscheidungen treffen und ihre Besitztümer pflegen und reparieren, anstatt sie vorschnell wegzuwerfen. Schreinereien und Manufakturen rücken zunehmend in den Fokus, da sie auf Einzelanfertigungen, Handarbeit und Hochwertigkeit setzen.

Bewusst genießen: Sowohl die japanische als auch die skandinavische Lebensweise lehren uns, den kleinen Freuden des Lebens Zeit im Alltag einzuräumen. (Foto: Adobe Stock / puhimec)

Auch die Hygge-Philosophie aus Skandinavien steht für bewusstes Genießen. Eine hyggelige Einrichtung besteht aus Naturmaterialien, hellen und unaufgeregten Farbtönen, heimeligen Elementen wie Kissen und Decken und sorgfältig ausgewählten Lieblingsstücken. Holz darf dabei nicht fehlen: der skandinavische Look ist geprägt von hellen Hölzern wie Eiche, Fichte oder Kiefer.

Im Japandi-Einrichtungstrend treffen sich nun beide Philosophien: Der japanische Einfluss versetzt den skandinavischen Stil mit dunklen Elementen, kräftigen und dennoch natürlichen Farben sowie einer Prise unperfekter Perfektion.

Japandi ist heimelig, hochwertig und gerne auch etwas dunkler: ganz im Gegensatz zum skandinavischen Stil, der von hellen Farben und -Hölzern geprägt ist. (Foto: Adobe Stock / FollowTheFlow)

Einrichtungs-Tipps: So holen Sie sich den Japandi-Trend nach Hause

  • Natürlichkeit: Holen Sie sich mit hochwertigen Möbelstücken und Elementen aus Holz Gemütlichkeit und Natürlichkeit in den Raum. Auch holzvertäfelte Wände sind eine unkonventionelle Gestaltungs-Idee. Schreinereien oder Küchenstudios mit eigener Schreinerei sind der richtige Ansprechpartner für große und kleine Renovierungsarbeiten – besonders, wenn es um Holz geht.

Unser Tipp: Viele Schreinereien planen auch hochwertige Küchen – und umgekehrt. Lassen Sie sich also gleich ein Komplettangebot an die Hand geben und erfreuen Sie sich anschließend an einem durchdachten Wohnkonzept aus einem Guss, an dem Sie – im Sinne von Wabi-Sabi – lange Freude haben.

  • Kräftige Farben: im Gegensatz zum Scandi-Stil, der sich meist hell und freundlich präsentiert, geht der Trend bei Japandi hin zu kräftigen Farben wie Dunkelblau, Aubergine sowie dunklen Grün- und Rottönen. Auch Schwarz wird im Japandi-Stil gerne eingesetzt. Wer nicht gleich die ganze Küche oder das Mobiliar im Wohnbereich in leuchtende Farben hüllen möchte, kann auch mit einer ausdrucksstarken Wandfarbe stilvoll Akzente im Sinne von Japanordic setzen.

Unser Tipp für eine Küche im Japandi-Stil: Viele große Küchenhersteller bieten mittlerweile die Möglichkeit, Küchenfronten gegen einen geringen Aufpreis in beliebig wählbaren RAL-Farben zu lackieren. So lässt sich gezielt ein individueller Akzent im Küchenraum setzen.  

  • Unvollkommenheit: Die japanische Wabi-Sabi-Philosophie fordert dazu auf, unsere Besitztümer bewusst auszuwählen und eine respektvolle Bindung mit den Dingen einzugehen, die wir wirklich brauchen. So gelten eine gereifte Patina auf der Küchenarbeitsplatte oder sichtbare Gebrauchsspuren auf einem hochwertigen Schneidebrett keinesfalls als Makel, sondern vielmehr als Beweis einer lebendigen Beziehung, die wir mit unseren Besitztümern pflegen.
Der markante Baraufsatz aus massivem Echtholz zeigt deutliche Witterungsspuren – und wird dadurch laut Wabi-Sabi charakterstark und lebendig. (Foto: Dross&Schaffer München West)
  • Minimalismus: Hier sind sich die Anhänger japanischer und skandinavischer Ästhetik einig: weniger ist mehr. In beiden Regionen kommen also eher Accessoires zum Einsatz, die mehr funktional als nur dekorativ sind. Auch Möbel mit klaren Linien, Küchen mit einer linearen und grifflosen Optik, freie Flächen, unverstellte Böden und schnörkellose Designs schmeicheln einer Einrichtung im Sinne von Japandi. Kontrastierende Kissen und Decken steuern skandinavische Gemütlichkeit bei.

Wenn Sie also auf dem Sofa oder am Küchentresen sitzen, sich bei einer guten Tasse Kaffee hyggelig-entspannt fühlen und sich dabei womöglich noch an der kleinen Unvollkommenheit im Farbmuster Ihrer Lieblingstasse erfreuen – tja, das ist Genießen im Sinne von Japandi.

Unser Tipp: Einrichtungs- und Küchenplanung im Japandi-Stil erhalten Sie in einem guten Studio mit ganzheitlicher Planungskompetenz. Finden Sie hier das passende Studio in Ihrer Nähe.

Julia Dau
Julia Dau
Das Gefühl grenzenloser Freiheit beim Entdecken einer dampfenden Köstlichkeit in den Garküchen Asiens, wohlige Aufregung beim Anschneiden eines perfekt gegarten Steaks, und manchmal auch Pioniergeist, wenn der Kern des Lava Cake zum ersten Mal weich und unverschämt herrlich duftend über den Teller fließt: Kochen und Essen ist für unsere Redakteurin Abenteuer, Experiment und pure Harmonie. Als studierte Informationsdesignerin mit Leidenschaft für Ästhetik, Innenarchitektur und gutes Essen fasziniert sie besonders, wie alle Sinne in der Küche – und auch ein bisschen in unserem Magazin – verschmelzen.