Kamera im Backofen: Was heute schon möglich ist – und was nicht

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Die Entwicklung der intelligenten Küche macht große Sprünge. Und wir? Schauen ihr dabei zu – und trauen uns am Ende doch nicht, Verantwortung abzugeben oder Künstliche Intelligenz im Küchenalltag einzusetzen. Dabei ermöglichen Technologien wie die Kamera im Backofen nicht nur Zeitersparnis und Energieeffizienz, sondern auch eine Zubereitung nach unseren persönlichen Vorlieben. Das dürfte so manchem dann doch schmecken.

1. Was macht eine Kamera im Backofen?
2. Die Vorteile einer Kamera im Backofen
3. Anwendungsfall 1: Der Bräunungssensor
4. Anwendungsfall 2: Die Gerichterkennung
5. Ausblick: Das wird zukünftig möglich sein dank Kamera im Backofen

Die Zukunft des Kochens

In den letzten Jahren hat sich die Küche zu einem der spannendsten Bereiche der Smart Home-Technologie entwickelt. Mit intelligenten Geräten, die das Kochen vereinfachen und optimieren, nimmt die Automatisierung in der Küche stetig zu. Eines der beeindruckendsten Beispiele dafür ist die Kamera im Backofen in Kombination mit der sogenannten „Gerichterkennung“. Beide Features revolutionieren das Kochen, da sie den Kochvorgang überwachen und individuelle Garmethoden anwenden – beispielsweise Heizarten, die im normalen Kochalltag sonst gar nicht zur Anwendung kämen. Was hochkomplex klingt, läuft mittlerweile zunehmend automatisiert ab.

Blick in den Garraum, Gerichterkennung, Speisenoptimierung: Die Kamera im Backofen ist ein aufregendes Feature - und wird die Zukunft des Kochens verändern. (Foto: Miele)
Blick in den Garraum, Gerichterkennung, Speisenoptimierung: Die Kamera im Backofen ist ein aufregendes Feature – und wird die Zukunft des Kochens verändern. (Foto: Miele)

Was macht eine Kamera im Backofen?

Eine Kamera im Backofen nutzt eine integrierte Bildverarbeitungstechnologie, die es ermöglicht, das Essen im Inneren des Ofens in Echtzeit mit nur wenigen Sekunden Verzögerung zu beobachten – und das, ohne die Ofentür zu öffnen. Dies geschieht in der Regel über eine App auf dem Smartphone oder Tablet, auf dem die Live-Bilder angezeigt werden. Alternativ bieten einige Geräte ein integriertes Display am Ofen, das ebenfalls den aktuellen Zustand der Speisen zeigt.

Eine Kamera im Backofen hat den großen Vorteil, dass man den Garvorgang optimal verfolgen kann, ohne den Backofen öffnen zu müssen. Das Öffnen der Ofentür führt meist zu einem erheblichen Wärmeverlust, was den Garprozess stören und die Zubereitungszeit verlängern kann. Mit einer Kamera kann der Kochvorgang zudem bequem von unterwegs oder aus der Ferne beobachtet werden – beispielsweise vom Spaziergang draußen oder einfach nur von der Couch.

Vorteile der Kamera im Backofen inkl. Gerichterkennung

Präzision und Kontrolle

Die größte Stärke der Kamera im Backofen ist die Möglichkeit, den Garprozess präzise zu überwachen. Viele Gerichte sollten auf den Punkt genau gegart, knusprig braun gebacken oder optimal im Teig aufgegangen sein. Doch jeder Ofen verhält sich anders – und ohne Sichtkontakt lässt sich schwer beurteilen, ob der richtige Garpunkt erreicht ist. Mit einer Kamera im Backofen gehört dieses Problem der Vergangenheit an. Der Benutzer kann zu jedem Zeitpunkt überprüfen, wie weit das Essen ist und die Einstellungen bei Bedarf anpassen, ohne die Ofentür zu öffnen.

Energieeffizienz

Ein weiterer Vorteil liegt in der Energieersparnis. Jedes Mal, wenn die Ofentür geöffnet wird, entweicht Wärme, und der Ofen muss nachheizen. Mit der Kamera im Backofen kann dieser unnötige Wärmeverlust vermieden werden. Da der Kochvorgang durchgehend beobachtet werden kann, ist es seltener nötig, den Ofen zu öffnen, was den Energieverbrauch senkt und die Garzeiten optimiert.

Automatische Gerichterkennung – beste Ergebnisse

Mit der Gerichterkennung wird Kochen und Backen deutlich einfacher – auch für unerfahrene Köchinnen und Köche. Der Backofen erkennt das Gericht von selbst und stellt die optimale Garzeit und Temperatur ein. Das führt zu einer Minimierung von Fehlern, beispielsweise angebranntem oder verkochtem Essen. Stattdessen lassen sich auch anspruchsvolle Gerichte spielerisch leicht zubereiten. Somit kann eine Kamera im Backofen, verbunden mit der Gerichterkennung, mehr Spaß am Kochalltag fördern – und die Neugier an neuen Rezepten.

Zeitersparnis und Bequemlichkeit

Automatismen und eine kluge Intelligenz ermöglichen es Nutzerinnen und Nutzer, sich anderweitig zu beschäftigen während des Kochvorgangs. Somit spart man nicht nur Energie, sondern auch Zeit. Das Gargut lässt sich durch die Kamera im Backofen digital im Blick behalten – und natürlich meldet die App, sobald das Gericht fertig ist. Währenddessen kann man sich um seine Gäste kümmern, im Home Office arbeiten oder den Abend in Familie genießen.

Sicherheit

Die ständige Überwachung durch die Kamera bietet auch einen Sicherheitsvorteil. Besonders bei aufwendigen Gerichten, die eine längere Garzeit erfordern, kann es zu Überhitzungen oder Brandgefahren kommen. Dank der Live-Überwachung wird der Nutzer sofort gewarnt, wenn etwas nicht richtig läuft.

Kamera im Backofen – Anwendungsfall 1: Der Bräunungssensor

Mehrere Gerätehersteller arbeiten schon jetzt mit einer Kamera im Backofen, die wahlweise im Eckwinkel der Rückwand befestigt ist (Miele, Siemens, Bosch) oder im Türgriff des Backofens (AEG). Diese macht alle zehn Sekunden ein Foto, um den Koch- und Backprozess zu dokumentieren. Auf Wunsch kann das Bild in HD-Qualität in die zugehörige Markenapp* übertragen und dort eingesehen werden kann. So weit, so gewöhnlich.

Künstliche Intelligenz kommt nun ins Spiel, wenn es um den perfekten Bräunungsgrad geht: Mittels eines Algorithmus kann die KI die Gargut-Aufnahmen verschiedenen Bräunungsstufen zuordnen. Ist die von Nutzer oder Nutzerin voreingestellte Geschmacksstufe erreicht, schaltet sich der Backofen automatisch ab und benachrichtigt via App. Fünf verschiedene Bräunungsintensitäten bieten beispielsweise die Produzenten der BSH an. Was vermeintlich simpel klingt, musste vom Hersteller auf sehr viele Anwendungsfälle hochgerechnet werden: So kann der Bräunungsgrad durch die Kamera im Backofen bei Pizzen, Brot- und Kuchenteigen, Lasagne oder Soufflees automatisch vom Gerät ermittelt werden – und zwar trotz unterschiedlicher Beläge und Bräunungskrusten.

Anbieter: Siemens Hausgeräte (Serie iQ700), Bosch Home (Serie 8), AEG (Serie 9000 – CookView®), Miele (Generation 7000 – FoodView), Samsung (Serie „Bespoke AI Oven“), LG („InstaView“), Haier (Serie 6 – „Chef@Home)

*Apps: BSH (Home Connect), Miele (Miele App), AEG (AEG Care App), Samsung (SmartThings), LG (ThinQ-App), Haier (hOn-App)

Kamera im Backofen – Anwendungsfall 2: Die Gerichterkennung

Das Feature der Gerichterkennung ist die nächste Stufe der Automatisierung in der Küche. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und fortschrittlicher Bildverarbeitungstechnologie kann der Backofen automatisch erkennen, welches Gericht sich im Ofen befindet. Dabei unterscheidet die Kamera verschiedene Lebensmittel und Speisen und passt die Backzeit und Temperatur entsprechend an.

Diese Technologie nutzt Datenbanken, die eine Vielzahl von Rezepten und Garmethoden enthalten. Sobald das Gericht identifiziert ist, schlägt das System dem Nutzer die optimalen Einstellungen vor oder übernimmt diese automatisch. Somit kann der Garprozess unmittelbar in Gang gesetzt werden. Wie der Mensch lernt auch eine KI im Laufe der Zeit stetig hinzu. Hierzu „füttern“ Produktplaner und Software-Entwicklerinnen das Programm stetig mit verschiedenen Aufnahmen ganz unterschiedlicher Lebensmittel.

Bis zu 80 verschiedene Lebensmittel erkennt die KI

So erkennt der Backofen mittlerweile auf Anhieb bis zu 80 verschiedene Lebensmittel, die in den Garraum eingeschoben werden: Das beginnt beim simplen Gemüsestück, zum Beispiel Brokkoli oder Blumenkohl, und setzt sich fort bis hin zu fein geschnittenen Kürbis- und Auberginenscheiben, die die KI unterscheiden kann. Auch spezielle Zubereitungsarten von Fisch und Fleisch, wie etwa Filets oder Krustenbraten, kann die KI zunehmend identifizieren.

Einige Geräte bedürfen dabei noch der Bestätigung durch den Anwender, ob es sich um die richtige Zutat handelt; andere legen direkt los. Dabei wählt der Backofen die ideale Zubereitungsart und -temperatur und schaltet, je nach Rezept und Modell, noch Dampf, Grill oder Mikrowelle im Backprozess hinzu. Über die installierte Kamera im Backofen sowie zusätzliche Sensoren lässt sich der gesamte Vorgang überwachen. Selbst Modifizierungen sind hierbei im laufenden Prozess möglich. Zugleich lernt die KI wieder einmal dazu: Persönliche Ernährungsvorlieben werden erkannt und gespeichert. Ebenso können automatisch vorgeschlagene Programme auf Knopfdruck in eine schnellere oder energieeffizientere Variante umgewandelt werden.

Anbieter: Siemens Hausgeräte (ca. 80 Gerichte), Bosch Home (ca. 80 Gerichte), Miele („Smart Food ID“, ca. 40 Gerichte), Samsung (ca. 100 Gerichte), LG („Gourmet AI“, ca. 30 Rezepte), Haier („Preci Taste“)

Ausblick: Das wäre mit einer Kamera im Backofen noch potenziell möglich

Der Begriff „Assistent“ prägt recht deutlich, welche Vorteile die Entwicklung von Sensorik, Smart Home und Künstlicher Intelligenz künftig im Küchenraum mit sich bringt. Was mitunter eine Gefälligkeit und Spielerei ist, die im Alltag wenig Anwendung finden dürfte („Bräunungssensor“), nimmt Käuferinnen und Käufern künftig zunehmend einen komplexen Anteil am Koch- und Backprozess ab – und auch Verantwortung für miss- oder gelungene Gerichte.

App mit Food-Überblick zu Kühlschrank und Ernährungsgewohnheiten, Samsung
Die Zukunft des Kochens mit Kamera im Backofen? Künstliche Intelligenz könnte z.B. dafür sorgen, dass Kühlschrankinhalt und Rezeptdatenbank miteinander vernetzt werden. (Foto: Samsung)

Die Entwicklung der KI-Technologie dank Kamera im Backofen bleibt indes spannend: So könnten Backöfen in naher Zukunft die Sauberkeit des Innenraums überwachen und den Reinigungsprozess automatisch auslösen. Ebenso denkbar ist eine Kombination mit Augmented Reality (AR), durch die die KI visuelle Hinweise auf die Backofen-Tür projiziert – zum Beispiel, wann es Zeit ist, das im Garraum befindliche Gericht zu wenden, zu garnieren oder weitere Zutaten hinzuzufügen. Nicht zuletzt die Verknüpfung zum Kühlschrank dürfte einer der nächsten großen Meilensteine werden: Auch hier kommt schließlich die Kameratechnik längst zum Einsatz.

Was also schlussendlich möglich ist, hängt auch vom Nutzerverhalten ab. So oder so versprechen Kamera im Backofen und KI eine „schmackhafte“ Zukunft – ganz ohne unser Zutun, und doch so individuell wie nie zuvor.

Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.