Alle wünschen sich eine „offene Küche“ – doch unser Kolumnist merkt an, dass dieser Einrichtungsstil mit einigen Charakterzügen schwer vereinbar ist. Er plädiert anhand von sechs Gründen, warum nicht jeder der Typ für eine offene Küche ist und gibt Tipps, wie es doch noch mit einem Happy End klappen könnte.
Die offene Küche ist das Wohnkonzept der Stunde. Es vermittelt einen unkomplizierten und geradezu „umarmenden“ Umgang mit dem angrenzenden Wohnraum: Kochen sowie die gemeinsame Nahrungsaufnahme stehen dabei im Mittelpunkt und verschmelzen innenarchitektonisch mit Freizeitbeschäftigung und Couchgelüsten. Gäste werden zur Begrüßung am Küchentresen empfangen, während das Menü direkt vor ihren Augen zubereitet wird. Das Leben spielt sich nach wie vor in den eigenen vier Wänden ab – aber diese umfassen den Küchenraum nun vollständig, anstatt ihn außenvorzulassen.
Eine offene Küche hat auch Nachteile
Dennoch sollte jeder Kunde, der die Planung einer neuen Küche ansteuert, seine Wohnraumnutzung und Kochgewohnheiten hinterfragen. Einige Nebeneffekte wie laute Geräusche, aufdringliche Gerüche oder Chaos auf dem Küchentresen können schnell unangenehm werden, wenn man die Tür nicht hinter sich schließen kann.
Die gute Nachricht ist jedoch: Die moderne Küchen- und Geräteindustrie hat dafür konkrete Lösungen gefunden, die platzsparend und effektiv sind – und obendrein das Problem im offenen Raum beseitigen.
Sind Sie der Typ für eine offene Küche? Lesen Sie weiter und testen sich selbst.
Test: Sie sind kein Typ für eine offene Küche, wenn…
(…mehr als 2 Punkte dieser Liste auf Sie zutreffen!)
1 … Sie Lebensmittel gern (scharf) anbraten
Zutaten, die in der Pfanne gebrutzelt werden, produzieren neben aufsteigendem Wrasen (Kochdunst) auch Röstaromen. Diese kitzeln den hungrigen Koch zwar verführerisch in der Nase, können aber hartnäckig sein, wenn sie wieder aus dem Küchenraum verschwinden sollen. Bratenspritzer setzen sich schnell an Textilien fest und bildet klebrige Verharzungen auf kühlen Oberflächen. Selbst hocheffektive Dunstabzüge können kaum verhindern, dass Luftströme im Raum den aufsteigenden Kochdunst nicht verwirbeln und dadurch quer durch die Wohnung tragen.
Bei gewissen Lebensmitteln wie Fisch oder Zwiebeln haben Sie sogar noch länger etwas vom Kochvorgang: Auch am nächsten Tag dürfen Sie hier noch ein paar Mal gründlich lüften. Wenn der Gedanke daran Sie erschaudern lässt, sind Sie eher kein Typ für eine offene Küche.
2 … Sie nur schwer Ordnung halten können
Zugegeben, es gibt so viel wichtigere Dinge im Leben als Ordnung. Dieser Gedanke rückt aber ganz schnell in den Hintergrund, wenn sich Gäste spontan ankündigen: Jede herumstehende Pfanne, jeder Stapel mit nicht gespültem Geschirr und jeder ungesäuberte Saftmixer wird sofort registriert und verwandelt das schöne Küchenbild in eine unangenehme Charakterstudie.
Wenn Sie nicht der Typ sind, der das Geschirr nach dem Essen sofort in den Geschirrspüler räumt oder in einer fünfminütigen Verschnaufpause schnell mal zum Putzlappen greift, sollten Sie eine offene Küche ernsthaft überdenken. Chaos fängt da an, wo es sichtbar wird – und fällt in einem offenen Raum garantiert auf.
3 … Sie Ihre Regale gern aufwändig dekorieren
Hier eine Zimmerpflanze, da ein Kochbuch, und auch die aufwändige Kunstvase und die geerbten Porzellanfiguren dürfen nicht fehlen: Offene Küchenregale sind zwar dafür da, um den Übergang zum Wohnraum sanfter zu gestalten – jedoch gilt für sie ebenso oft auch die Putzpflicht. Wer immer erst Kleinkram zur Seite räumen muss, um Küchendunst und Alltagsstaub zu entfernen, ist schnell genervt – doch anders geht es in einer offenen Küche nun mal nicht. Kleiner Tipp vorweg (bis zur Auflösung weiter unten): So schön offene Regale in der Werbung mit hochwertigem Geschirr dekoriert werden, so dringend sollten Sie die Finger davon lassen. Denken Sie an die klebrigen Harzreste von Punkt 1. Dann lieber doch nur Deko.
4 … Sie lärmempfindlich sind
Die moderne Küchentechnik unterstützt den Menschen nicht nur, sondern nimmt ihm fast jede Anstrengung im Alleinvorgang ab. Diese Arbeit kann bisweilen hörbar sein: Piepsende, blubbernde und gurgelnde Geräusche dringen bis zu Ihrem wohlverdienten Feierabendschläfchen auf die Couch vor. Kommt die Technik mal nicht weiter, senden Alarmsignale schrille Warntöne aus – und Sie haben Ihre helle Freude, während der Tatort im Fernsehen anläuft. Wer empfindlich auf Hintergrundgeräusche reagiert, macht lieber die Tür hinter sich zu. Und ist damit definitiv kein Typ für eine offene Küche.
5 … Sie der perfekte Gastgeber sein wollen
Der Sekt steht kalt, die Häppchen sind vorbereitet und Sie selbst warten im aufwändigen Abendoutfit auf Ihre Gäste? Gut, wer sich so organisieren kann. Doch machen wir uns nichts vor: Oftmals herrscht in der Küche noch gepflegtes Chaos, während man die Gäste bereits lächelnd ins Wohnzimmer diktiert. Wer nun in Ruhe entkorken und vorbereiten möchte, ist froh über einen separaten Küchenraum. Hier guckt man dem Gastgeber nicht ständig auf die Hände.
6 … Sie lediglich die Küche renovieren wollen
Eine Küchenrenovierung kostet viel Geld: Alte Küche herausreißen, neue Küche planen und installieren lassen, bestenfalls Mauern einschlagen und die Raumstruktur erneuern. Der ganzen Mühe Lohn besteht jedoch vor allem darin, nach getaner Arbeit eine ganzheitliche Wohnumgebung zu genießen. Da wäre es ziemlich schade, wenn die Küche im neuen Gewand glänzt und das Wohnzimmer – im wahrsten Sinne des Wortes – alt aussehen lässt.
Doch nicht nur Alt gegen Neu treten gegeneinander im Duell an. Auch Farben, Materialien und die Lichtplanung können heute wunderschön aufeinander abgestimmt werden, sodass jeder Bereich seine eigene (offene) Zone bekommt und doch optisch miteinander harmoniert.
Na, sind Sie der Typ für eine offene Küche?
>> Wie Sie eine offene Küche dennoch realisieren können
Nicht jeder Einrichtungstrend passt zum persönlichen Gemüt. Dennoch gibt es gestalterische und technische Lösungen, die auch Sie anstreben können, um eine moderne, offene Küche Ihr Eigen zu nennen.
Tipp zu Problem 1: Ein guter Dunstabzug direkt am Kochfeld kann hier Abhilfe schaffen. Dieser saugt Gerüche dort ab, wo sie entstehen, sodass sich Wrasen nicht weiter im Raum ausbreiten können. Mittlerweile wird der Markt von unzähligen Modellen beherrscht, die sich von der 2-in-1-Variante (Integration des Abzugs im Kochfeld) bis zum ausfahrbaren Tischlüfter erstrecken. Achten Sie beim Kauf darauf, dass sich Dunstabzug und Kochfeld automatisch aufeinander einstellen in ihrer Leistungsintensität.
Ein Dampfbackofen ist überdies die gesündere und geruchsfreiere Variante zum Anbraten auf dem Herd. Hierin können Sie Fleisch, Fisch und Gemüse zart garen und nur noch einmal kurz – nach Belieben – braten. Vielleicht werden Sie damit sogar zum Fan der offenen Küche.
Tipp zu Problem 2: Es gibt halboffene Küchen, die dank eines Mauervorsprungs vor Blicken geschützt sind, sich aber dennoch dem Raum hin öffnen. Diese Art der Küchenplanung ist beliebt, weil sie Privatsphäre und Geselligkeit zugleich spendet.
Ebenso eignen sich versteckte Küchen, die mit sogenannten Einschubtüren oder Jalousien arbeiten und den Arbeitsbereich damit verdecken. So lässt sich Unordnung für eine gewisse Zeit verbergen. Ansonsten gilt: Bleiben Sie streng mit sich und räumen Sie die Küche sofort nach Benutzung auf. Das schützt auch vor verkrusteten Essensresten und Gerüchen.
Tipp zu Problem 3: Alles, was auf einem Regal hin- und herwandern kann, kann auch herunterfallen. Nutzen Sie smarte Steck- und Hängeregalsysteme, an denen Accessoires und Küchenutensilien sicher verankert werden können und direkt griffbereit sind. Auch, wenn Sie nicht der Typ für eine offene Küche sind, erspart Ihnen das Zeit und Nerven.
Beschränken Sie sich auf wenige Deko-Objekte oder Lichtquellen, die die wunderbare Nutzung der Küchenrückwand ausleuchten. Persönliche Erinnerungen wandern lieber in ein Verbindungsregal zwischen Küche und Wohnraum.
Tipp zu Problem 4: Erkundigen Sie sich nach besonders geräuscharmen Küchengeräten, deren Dezibellautstärke im Handel „flüsterleise“ genannt wird. Hersteller wie Siemens und Bosch arbeiten bereits mit Einbaugeräten, die sogar zeitweise gänzlich stummgeschaltet werden können.
Bei modernen Geräten können Sie den Prozessfortschritt – beispielsweise beim Geschirrspüler oder Backofen – zudem auf dem Smartphone verfolgen.
Tipp zu Problem 5: Beziehen Sie Ihre Gäste in den Kochvorgang ein. Gemeinsames Zubereiten und Verzehren wirkt nicht nur geselliger und stimmungshebend, sondern lässt gleichzeitig die Toleranzgrenze für Unordnung in der Küche steigen. Eine Kücheninsel, die von allen Seiten zugänglich zum Arbeiten genutzt werden kann, ist ein toller Anlaufpunkt.
Tipp zu Problem 6: Achten Sie bei Ihrer Küchenplanung darauf, dass die neue Küche auf den Rest des Raumes (farblich, gestalterisch) abgestimmt ist. Natürlich können Sie mit einer farbigen Küche, z.B. in Grün oder Blau, auch tolle Akzente setzen. Wenn der angrenzende Wohnraum in neutralen Farben wie Beige, Grau oder Weiß gehalten ist, ist das als Akzentuierung möglich. Am schönsten wird das Ergebnis natürlich, wenn Sie Ihren Küchenplaner auch für die Wohnraumumgebung hinzuziehen. Immer mehr kleine Küchenstudios sind mit Innenarchitekten und Raumplanern im Team bestens für Ihre Wünsche und Ansprüche aufgestellt.
Fazit: Die offene Küche ist eine tolle Angelegenheit. Mit ein bisschen gutem Willen ist jeder als Typ für eine offene Küche geeignet! Finden Sie unter diesem Link geeignete Studios, die Sie ausführlich zu Ihrer Küche beraten können.
Dieser Artikel wurde am 09.02.2018 verfasst und am 01.02.2022 nach aktuellen Maßstäben überarbeitet.