Pflanzen in der Küche – keine einfache Liaison: jeder mag Pflanzen, und Pflanzen sind gut für die Zimmerluft. Wenn diese Rechnung allerdings so einfach wäre, würde man nicht zu Beginn dieses Artikels gleich vor zweierlei Dilemma stehen: zum einen der fehlende grüne Daumen bei Menschen, die Besitzer vielfältiger Pflanzenarten sind und diese nach Schönheit statt Eigenschaften ausgesucht haben (meistens bei IKEA). Zum anderen die unwegsamen Zustände in der Küche: Kochdampf, Fett, Bratendunst, Gerüche, Hitze, Durchzug. Und dazwischen zarte Blumenknospen, die verzweifelt versuchen, die Luft durch ihren CO2-Verbrauch und Sauerstoffausstoß ein bisschen besser zu machen. Kann das funktionieren? Wir sagen: aber sicher doch.
Gründe, warum man Pflanzen in der Küche haben sollte
1 Natürlichkeit
Zunächst einmal der Grund, warum Sie vermutlich eigentlich hier sind: die Pflanze als schönes Dekoelement in der Küche. Mehr denn je passen rankende Grünpflanzen und bunte Blumentöpfe wunderbar zu modernen Küchen. „Urban Jungle“ ist das Stichwort, das die Herzen zahlreicher Interior-Fans höherschlagen lässt. Gemeint ist mit dem innerstädtischen Dschungel die Ansammlung zahlreicher wildwachsender Grünpflanzen, die – vom Kaktus bis zur Monstera – mit ihren grün leuchtenden Blättchen und Spitzen jede noch so perfekt auf Minimalismus getrimmte Küche menschlich und „unvollendet“ machen. Das lässt selbst weiße Mattlackküchen, die schnell kühl und glatt wirken können, als angenehmen Kontrast zum grünen Wildwuchs in Szene setzen.
2 Wohnlichkeit
Wärme, Wohnlichkeit, Lebendigkeit: mit was versuchen Sie, diese Komponenten in Ihrer Küche zum Tragen zu bringen? Neben Textilien wie Vorhängen, Kissen und Decken wirken grüne Pflanzen in der Küche Wunder. Bunte Übertöpfe und variierend grüne Farbtupfer wirken erfrischend zwischen Küchen mit klarer Kante, die in unifarbenen Modellen in Weiß, Beton oder Anthrazit gehalten sind. Auch im Mix mit anderen Küchenaccessoires wie stechend kühlen Kupferlampen, Holzskulpturen oder Steinfronten bilden Pflanzen in der Küche immer einen freundlichen und gesund wirkenden Gegenpol.
3 Raumluft
Natürlich sind Pflanzen aber auch ohne weiteres Zutun recht nützliche Gegenstände, die jede Raumluft bereichern. Die grünen Blätter sind nämlich zum einen wahre Schadstoffkiller, die neben abgestandener Luft und Kochdünsten auch Giftstoffe wie Schimmel, Allergene oder Formaldehyd (Klebstoffe), Trichlorethylen (Weichmacher) und Benzol (Zigarettenrauch) absorbieren und reinigen. Zum anderen geben Pflanzen bis zu 97% des Gießwassers wieder an die Raumluft ab. Eine Blume in der Küche allein ersetzt also keine Dunstabzugshaube, aber Pflanzen in der Küche machen sich in der Luftreinigung durchaus bemerkbar.
4 Psychisches Wohlbefinden
Pflanzen in der Küche (und auch sonstigen Räumlichkeiten) sind gut für’s Gemüt! Studien zeigen nachweislich, dass Pflanzen eine stressmindernde, beruhigende Wirkung auf Personen haben. In Büroräumen lässt es sich damit konzentrierter arbeiten – und dank der luftreinigenden Wirkung auch deutlich angenehmer, weil diese der oftmals zu trockenen Heizungsluft entgegenwirkt.
Pflanzen in der Küche: welche Arten eignen sich?
Generell eignen sich aufgrund der großen Hitze eher robuste Pflanzenarten für Ihre Küche. Soll heißen: mit Kakteen und wild sprießenden Sukkulenten können Sie nichts falsch machen, da die Pflanzen von Natur aus extremen Temperaturunterschieden ausgesetzt sind und sich über die Jahre in ihrer Pflanzenstruktur daran angepasst haben, um zu überleben. Das kennen selbst „Urban Jungle“-Interpreten ohne grünen Daumen – ein Kaktus hat noch alles überlebt, auch wenn er monatelang unversorgt bleibt.
Ebenso geeignet sind anspruchslose Selbstversorger wie Bogenhanf, Begonie, Zypergras oder die Kalanchoe. Besonders die letztere ist nicht nur ein schönes Gastgeschenk, sondern strahlt auch Herzlichkeit und die offene Wohlfühl-Atmosphäre aus, die viele von der Küche als zentralen Treffpunkt der Wohnung erwarten. Pflanzen der Gattung „peperomioides“, darunter der Zwergpfeffer oder die chinesische Geldpflanze, sind an heiße, feuchte Standorte gewöhnt und passen sich perfekt der Küchenumgebung an. Ihr üppiger Blättchenwuchs verleiht diesen Pflanzen eine lebendige Aura. Ebenfalls gut in der Küche macht sich eine Bromelie als bunter Farbtupfer zwischen blitzenden Edelstahlpfannen und holzvertäfelten Anrichten.
Besonders beliebt und praktisch zugleich sind Küchenkräuter, die immer öfter als echte Pflanzen herangezogen werden und in schönen Blumentöpfen die Küche verzieren, anstatt zu einem Gewürz gepresst ihr Dasein im Küchenschrank zu fristen. Pflegeleichte Küchenkräuter sind zum Beispiel Basilikum, Rosmarin, Lavendel, Thymian, Schnittlauch und Petersilie, die auch rasch zum Kochen gepflückt oder zum Dekorieren hinzugezogen werden können.
Pflanzen in der Küche trotz wenig Licht & Platz
Übrigens: sollte Ihre Küche leider kein Fenster besitzen oder aufgrund von äußeren Umständen sehr dunkel sein, eignen sich besonders Farne gut zur Deko, die auch im Schatten sehr genügsam sind. Ansonsten sollte man auf durchschnittlich 20 Grad Raumtemperatur achten und den Rest der Pflanzen, sofern machbar, auf der Fensterbank oder einem offenen Küchenschrank deponieren, um ihnen möglichst viel Tageslicht zu ermöglichen. Da Pflanzen trotz aller guten Eigenschaften stark variierende Temperaturprozesse nur schlecht vertragen, ist es ratsam, diese nicht in der Nähe von Herden oder Öfen aufzustellen. Auch mit Obstkörben vertragen sich Pflanzen nicht gut – das Äthylen, das unreifes Obst zum Reifen bringen soll, lässt auch Blumenblüten welken.
Falls Sie jetzt grübeln, wo Pflanzen in der Küche denn dann überhaupt noch ihren Platz finden: wie wäre es, die Blumen und Kräuter in hängenden Töpfen zu deponieren, z.B. kopfüber über der Kochinsel oder in einer originellen Halterung an der Wand? Auf diese Weise können Sie Kräuter trocknen lassen, direkt zum Kochvorgang abzupfen und einen kühlen Küchenraum unkonventionell und wohnlich gestalten.