Poggenpohl-Kollektion 2021: die kreative Metamorphose der Traditionsmarke

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Poggenpohl-Kollektion 2021: der Luxusküchenhersteller erfindet sich (mal wieder) neu und bringt eine ungewöhnlich extrovertierte Designlinie heraus. Mit angesagtem Terrazzo, spektakulärem Lavagestein und farbenprächtiger Glaskeramik wagt die Marke ein lautes Comeback.

Um Poggenpohl war es lange ruhig – doch der älteste Küchenhersteller Deutschlands ist gewillt, das zu ändern. Nachdem das Unternehmen aus dem ostwestfälischen Herford 2020 von einem chinesischen Investor gekauft wurde, scheint sich die Luxusmarke 2021 komplett neu zu erfinden – oder sich zumindest für internationale Trends zu öffnen. Nachdem Poggenpohl-Küchen bislang stringent einer geradlinigen Optik mit hohem Anspruch und gedeckten Tönen folgten, präsentiert sich das Unternehmen heuer mit einer extrovertierten Kollektion, die beinahe einem Imagewechsel gleichkommt.

Springen Sie hier im Artikel vor, um direkt zu den Neuheiten aus der Poggenpohl-Kollektion 2021 zu gelangen:

1 Terrazzo-Küchenblock aus Nero Portoro

2 Arbeitsplatte aus dunkelrotem Rosso Lepanto-Naturstein


3 Oberflächen aus Lavagestein und recyceltem Glas


4 Nuancen von Weiß: helle Küchen neu interpretiert


5 Ordnungs- und Regalsysteme

„Spotting New Dimensions”: die kreative Metamorphose der Traditionsmarke

„Spotting New Dimensions“: unter diesem Leitsatz agiert die Poggenpohl-Kollektion 2021. In der Tat gewinnt man den Eindruck, als hätten die Designer:innen neuen Mut gefasst, sich an exaltierten Entwürfen für ein internationales Publikum zu versuchen.

Ozeanblaues Lavagestein mit glatter Emaillierung: In der Kollektion 2021 setzt Poggenpohl extrovertierte Design-Statements. (Foto: Poggenpohl)

Es scheint genau diese Kombination zu sein, die dem Zauber dieses Neuanfangs innewohnt: Auch nach der Übernahme des chinesischen Luxusarmaturen-Herstellers Jomoo produziert Poggenpohl weiterhin ausschließlich in Deutschland. Treu bleiben wollte man auch der Markenpositionierung im obersten Premiumsegment. Neu scheint jedoch die Offenheit für internationale Trends, der Mut zur stilvollen Opulenz und eine kreative Leichtigkeit in der Bildsprache. Wurde die Traditionsmarke am Ende womöglich durch die frische Brise aus Fernost beflügelt?

Poggenpohl-Kollektion 2021, Teil 1: monolithischer Terrazzo-Küchenblock aus Nero Portoro

In seinem neuen Küchenblock aus Nero Portoro stellt Poggenpohl das Trendmaterial Terrazzo in den Fokus: Ursprünglich als mediterraner Bodenbelag bekannt, erlebt das dekorative Material derzeit ein erfolgreiches Comeback.

Poggenpohl widmet dem edlen Terrazzo einen skulpturalen Block, der gänzlich von den Steinplatten ummantelt scheint. Tatsächlich werden die Terrazzo-Platten in aufwändiger Handarbeit um den Korpus gefaltet, das Ergebnis wirkt wie aus einem Block geschnitten. Abgerundet wird die monolithische Optik durch Griffe in Halbkreisform, die ebenfalls wirken, als seien sie direkt aus dem Stein gearbeitet worden.

Poggenpohl-Kollektion 2021: Küchenblock aus Terrazzo, gefertigt aus Nero Portoro von Poggenpohl

Die Basis für die Terrazzo-Platten bildet das edle Marmor-Gestein Nero Portoro aus Ligurien. Seine filigrane, honigfarbene Maserung macht das Material zu einem der begehrtesten Dekorationsgesteine der Welt. Für die Terrazzo-Optik werden Granulate des Gesteins in unterschiedlichen Größen, Texturen und Farben mit Pigmenten und Harzen gemischt und zu Platten verarbeitet.

Nachteil des luxuriösen Natursteins ist jedoch seine hohe Säure- und Kratzempfindlichkeit, die ihn nur bedingt für den Einsatz im rauen Küchenalltag qualifiziert. Steinmanufakturen wie SapienStone aus Italien haben deshalb Oberflächen aus widerstandsfähiger Keramik entwickelt, die in einem patentierten Verfahren mit filigraner Marmor-Optik bedruckt werden und somit Aussehen und Funktionalität in perfekter Harmonie miteinander verbinden. Diese könnten zum Beispiel für den empfindlichen Bereich der Arbeitsplatte genutzt werden.

Arbeitsplatte aus dunkelrotem Rosso Lepanto

Eine weitere Neuheit aus exklusivem Naturstein: In der Poggenpohl-Kollektion 2021 präsentiert sich die Kücheninsel +MODO aus Eukalyptusholz in Kombination mit einer opulenten Arbeitsplatte aus dunkelrotem Rosso Lepanto, ebenfalls aus Ligurien. Der exklusive Marmor zeichnet sich besonders durch seine feuerrote Färbung aus, die mit filigranen Adern in Schwarz und Weiß durchzogen ist.

Poggenpohl-Kollektion 2021: Arbeitsplatte aus Rosso Lepanto von Poggenpohl

Mit einer Sinus-Fuge sind die massiven Steinblöcke unsichtbar zu einem gigantischen, langgezogenen Quader verbunden. Das feuerrote Gestein weckt Assoziationen zu römischer Üppigkeit, expressionistischer Freude und feuriger Leidenschaft. Kombiniert mit der Kochinsel aus Eukalyptus-Furnier, die in warmem Maronen-Braun gebeizt ist, entsteht ein harmonischer Kontrast.

Poggenpohl-Kollektion 2021, Teil 3: Oberflächen aus Lavagestein und recyceltem Glas

Um bei spektakulären Oberflächen zu bleiben: Mit der ozeanblauen Arbeitsplatte aus emailliertem Lavagestein gelang Poggenpohl ein weiteres Novum von intensiver Strahlkraft. Erschaffen aus echtem Lavagestein mit leuchtend-blauer Glasur entsteht ein außergewöhnliches Material, das Erinnerungen an glückliche Tage am tiefblauen, mediterranen Meer hervorruft.

Das Gestein aus der Auvergne wird in Brennprozessen geglättet und bei über 1000° Celsius mit Glasemaille versiegelt. Die lebendige Oberfläche mutet wie fließende Magma an, aus der das Gestein vor rund 11.000 Jahren entstand.

Oberfläche aus ermailliertem Lavagestein von Poggenpohl

Die Unterschränke aus gebürsteter Astfichte mit schwarzer Oberfläche schenken der kräftigen Arbeitsplatte eine ausgleichende Ruhe und bilden ein stilvolles Fundament in handwerklicher Präzision, wie man es von Poggenpohl gewohnt ist. Die neue Serie „Frame 75“ ist so furniert, dass eine vertikal durchgezogene Maserung sichtbar ist. Durch die Technik des Bürstens tritt die Maserung gewollt markant hervor.

Auch mit der neuen, mattgrünen Front +VENOVO beweist Poggenpohl Mut zur Farbe und greift zu einem besonders nachhaltigen Material: Die Arbeitsplatte ist aus recycelten, grünen Glasscherben gefertigt, die aufwendig gesintert zu einer kristallinen Fläche verschmelzen. Die mattgrünen Fronten werden mit einem changierendem Metallic-Effekt zum Designhighlight im Küchenraum.

Je nach Lichteinfall verändert sich der Grünton der opaken Oberflächen und bildet die ganze Varianz einer verträumten Farbwelt ab, die an ferne Olivenhaine im Süden erinnert – und gleichermaßen hochelegant wirkt.

Poggenpohl-Kollektion 2021, Teil 4: Nuancen von Weiß – helle Küchen neu interpretiert

Dass weiße Küchen durchaus Spielraum für Neues bereithalten, beweist Poggenpohl mit seiner Neuinterpretation heller Küchen in Form innovativer Oberflächen und Materialien. Glas und Zement, Edelstahl und helles Aluminium – außergewöhnliche Werkstoffe erzeugen spannende Optiken, Haptiken und Texturen.

Neue Arbeitsplatte aus warmgewalztem Edelstahl von Poggenpohl
Arbeitsplatte aus warmgewalztem Edelstahl: Die metallische Farbigkeit korrespondiert mit der Klarheit der Weißtöne der Schränke. Spülbecken und Kochbereich fügen sich nahtlos in die Fläche ein. (Foto: Poggenpohl)

Zwar ist der Umgang mit Glas, Aluminium, Beton oder Edelstahl in der Küche wahrlich nicht neu: Hochwertige Küchenhersteller wie bulthaup oder Valcucine haben die Materialien längst im Küchenraum etabliert. Spannend ist die Erweiterung des Poggenpohl’schen Portfolios dennoch: In Kombination mit der konsequent linearen Architektur, der die Entwürfe der Luxusküchenmarke folgen, entsteht eine neue Planungsvielfalt mit klarer Signatur.

Ungewöhnlich – und nachhaltig – mutet die neue Arbeitsplatte aus weißer Glaskeramik an: In einem aufwendigen Sinterungsprozess werden recycelte Glasscherben zu einer kristallin wirkenden Struktur verschmolzen. Durch die zufällige Ordnung der Fragmente wird jede Platte zum Unikat und wirkt wie von Hand gefertigt.

Poggenpohl-Kollektion 2021: Arbeitsplatte aus weißer Glaskeramik mit Perlmutt
Ästhetisch und nachhaltig zugleich: Nach der Nutzung kann das Material erneut dem Kreislauf der Glasproduktion zugeführt werden. (Foto: Poggenpohl)

Poggenpohl-Kollektion 2021, Teil 5: neue Ordnungs- und Regalsysteme

Auch Poggenpohl orientiert sich 2021 am großen Trend der Küchenhersteller, mit ihren Möbeln zunehmend in den Wohnbereich vorzudringen. Mit dem neuen, offenen Regalsystem „Array 170“ aus leichten Metallprofilen lassen sich Küche und Wohnraum stilvoll abgrenzen, ohne an optischer Weite zu verlieren.

Die maximale Spannweite der Fächer beträgt 120 Zentimeter, mit der eher geringen Tiefe von 17 Zentimetern wahrt das Regal ein minimalistisches Bild. Damit kommt es eher einem Setzkasten gleich, in dem dekorative Objekte Platz finden: für echten Stauraum dürfte die Tiefe zu knapp bemessen sein.

Auch das neue Vitrinen-System „Showcase“ erweitert das Poggenpohl-Portfolio um eine auflockernd-wohnliche Komponente für Küche, Ess- und Wohnzimmer. Von vorne leuchten blendfreie und dimmbare LEDs den Innenraum gleichmäßig aus und setzen Lieblingsstücke stimmungsvoll in Szene. Auch das Design der Türen hält eine überraschende Varianz bereit: Für die Füllung stehen Gläser in fünf Tönungen und Dichten zur Wahl, die flächenbündig in den Rahmen eingesetzt werden.

Vitrine "Showcase" von Poggenpohl
Vitrine „Showcase“: Korpus und Rückwand sind individuell konfigurierbar. Nach Wunsch werden Beleuchtung, Glasböden oder Schubkastenmodule in die Vitrine integriert. (Fotos: Poggenpohl)

Auch innerhalb der Schubladen und Schränke hat Poggenpohl sein Portfolio erweitert: Mit vielfältigen Aufbewahrungsbehältern weist der Hersteller frischen Lebensmitteln einen Platz zur optimalen Lagerung bei Raumtemperatur zu.

Mit Tablardeckeln können lichtempfindliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse abgedunkelt werden. Vorratsdosen aus Porzellan schließen den Inhalt luftdicht ein. Ein kreatives Detail sind individualisierbare Deckel: Auf Wunsch können diese aus den Materialien der Fronten und Arbeitsplatten gefertigt werden, sodass beim Öffnen der Schubladen ein harmonisches, abgestimmtes Bild entsteht.

Unser Fazit: Mit der Poggenpohl-Kollektion 2021 scheint das Unternehmen ein Comeback zu wagen, das – im Gegensatz zu den eher halbherzigen Versuchen der letzten Jahre – mit Substanz und einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Strategie aufzuwarten scheint. Wie die Neuausrichtung der Marke aber tatsächlich gelingt, wird sich mitunter auf der Branchenmesse MOW im September 2021 zeigen – wir werden berichten.

Julia Dau
Julia Dau
Das Gefühl grenzenloser Freiheit beim Entdecken einer dampfenden Köstlichkeit in den Garküchen Asiens, wohlige Aufregung beim Anschneiden eines perfekt gegarten Steaks, und manchmal auch Pioniergeist, wenn der Kern des Lava Cake zum ersten Mal weich und unverschämt herrlich duftend über den Teller fließt: Kochen und Essen ist für unsere Redakteurin Abenteuer, Experiment und pure Harmonie. Als studierte Informationsdesignerin mit Leidenschaft für Ästhetik, Innenarchitektur und gutes Essen fasziniert sie besonders, wie alle Sinne in der Küche – und auch ein bisschen in unserem Magazin – verschmelzen.

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