Die kleine Gusseisenmanufaktur Skeppshult im schwedischen Småland ist weit über 100 Jahre alt – und stellt nach alten Traditionen und Techniken auch heute noch hochwertiges Kochgeschirr aus Gusseisen her. Der Prozess vom Gusseisen bis zur Pfanne ist faszinierend und so wertvoll, dass jedes Objekt als Unikat daraus hervorgeht. In der modernen Küche kommt Gusseisen ohne Einschränkung wieder zum Einsatz.
Kann man für etwas berühmt sein und dennoch als nahezu weißer Fleck auf der Landkarte existieren? Wenn es nach einem winzigen, schwedischen Dörfchen geht: ja. Skeppshult, das klingt allzu vertraut nach Astrid Lindgren-Romantik; nach endlosen weißen Birkenwäldchen mit grün bemooster Steppdecke, falunroten Häuschen, tiefgründigen Waldseen und kargen Gesteinsfelsen, hinter denen die Waldtrolle der schwedischen Sagenwelt ihr Unwesen treiben.
Tatsächlich leitet sich die schwedische Endung -hult vom mittelhochdeutschen Holz ab, und viel mehr findet der Besucher auf der Karte auch nicht vor. Skeppshult liegt einsam zwischen Wäldern und kleinen Seen; der nächstgrößere Ort, der sich etwas Bekanntheit verschafft hat, liegt mit Jönköping gute 100 Kilometer Autofahrt entfernt.
Dennoch hat sich Skeppshult einen Namen gemacht, und zwar so überzeugend, dass sich auf der Suche nach dem Ortsnamen keine Bilder von rotweißen Häuschen finden lassen, sondern schwere, dunkle Küchenutensilien aus Gusseisen. Skeppshult ist berühmt für Gusseisen.
Gusseisen in der Küche: ein Material für Liebhaber und Kochprofis
Gusseisernes Kochgeschirr ist wieder auf dem Vormarsch im Küchenraum, sagen Kenner und Kochliebhaber. Doch war es jemals wirklich weg? Eine gusseiserne Pfanne ist nicht die erste Wahl beim Auszug aus dem elterlichen Haus; vielleicht auch nicht die zweite Wahl einer jungen Familie. Zu teuer, zu schwer, zu anspruchsvoll in der Handhabung. Die Zeit einer gusseisernen Pfanne ist gekommen, wenn man sich seiner Liebe zum Kochen sicher ist, wenn man bereit ist, für hochwertiges und nachhaltiges Material mehr Geld in die Hand zu nehmen. Der Trend zu kleinen Manufakturen, die regional produzieren und alten Rohstoffen ein neues Gesicht verleihen, mag der neu entfachten Begeisterung für Gusseisen immerhin Antrieb verleihen – und man wünscht sich, dass alteingesessenen Werkstätten nun die Anerkennung zukommt, die sie jahrzehntelang unbeirrt ausgesessen haben.
Skeppshult in Schweden: Gusseisenmanufaktur seit 1906
Die Gusseisenmanufaktur Skeppshult ist über die Konkurrenz, zumindest im eigenen Land, erhaben. Seit 1906 werden im gleichnamigen schwedischen Örtchen Kochutensilien aus Gusseisen hergestellt, in historischer Tradition und nach althergebrachten Methoden. Mittlerweile ist das Unternehmen die einzig erhaltene Gießerei in ganz Skandinavien, die Kochgeschirr aus Gusseisen herstellt. Zum umfangreichen Sortiment der Schweden zählen Pfannen, Töpfe, Kasserollen, Waffeleisen, Auflaufformen und herrlich altertümliche, originelle Küchenaccessoires vom Nussknacker bis zum Fleischklopfer.
Der Herstellungsaufwand der Gegenstände ist enorm, aber das Ergebnis dafür umso wertvoller. Jedes Objekt, dass die Gießerei aus dem schwedischen Småland verlässt, ist handgefertigt und daher ein nicht reproduzierbares Original. Das ist dem komplexen Produktionsprozess geschuldet, der eigens für das eigenwillige Material Eisen geschaffen wurde.
Produktionsvorgang bei Skeppshult: aus Gusseisen und Sand werden Pfannen und Töpfe
Eine sorgfältig abgewogene Menge Roheisen wird zunächst mit anderen Metallen zusammen im Hochleistungsofen eingeschmolzen, um die glühende Masse an Gusseisen zu erzeugen, die für die Küchenwerkzeuge benötigt wird. Angetrieben werden die Öfen von Wind- und Wasserkraft. Das ist kein zeitgenössisches Umweltbewusstsein, sondern den damaligen Möglichkeiten der Schweden geschuldet – und wurde aus Respekt vor der Natur nie geändert.
Nun wird es spannend: das kochend heiße Gusseisen kann mit einer Temperatur von 1.500 Grad nicht in herkömmliche Metallschablonen gefüllt werden, da diese der unerträglichen Hitze nicht standhalten würden. Stattdessen nutzt Skeppshult Gussformen aus Sand, die unter mehreren Tonnen Gewicht zusammengepresst und verdichtet wurden. In eine vorgestanzte Mulde zwischen zwei Sandformen wird nun das flüssige Gusseisen mit der Hand geschöpft – ein Vorgang, der, ebenso wie die präzise Form der Sandschablonen und die exakte Konsistenz des Eisens, auf jahrhundertelanger Erfahrung basiert.
Gusseisen von Skeppshult mit schwedischem Rapsöl behandelt: natürliche Antihaft-Beschichtung
Nachdem das Gusseisen erkaltet ist, werden die Sandformen darum herum entfernt und die entstandene Objektform wird sichtbar. Zur Verfeinerung wird jedes einzelne Objekt geschliffen und abgestrahlt, bevor es mit hochwertigem Rapsöl aus der Region Österlen, nahe dem südschwedischen Städtchen Ystad, abgerieben und haltbar gemacht wird. Das Rapsöl versiegelt nicht nur die gusseisernen Oberflächen, sondern verleiht den Böden der Kochutensilien auch eine gewisse Antihaft-Beschichtung. Mit jedem weiteren Kochvorgang wird dem Pfannenboden im Übrigen eine natürliche Patina verliehen, weshalb es von Bedeutung ist, gusseiserne Kochgeräte nur mit einem Stück Küchenpapier auszuwischen und nicht in der Spülmaschine zu reinigen. Nach und nach wird die wächserne Beschichtung griffiger und erleichtert ein Kochen mit Antihaft-Funktion.
Zum Abschluss des Produktionsprozesses der Skeppshult-Unikate werden die Griffe – oft in charakteristischem Holz gehalten – an Pfannen und Töpfe angebracht und mit einem ausdrucksvollen Schriftzug von Skeppshult gebrandmarkt. Jedes Produkt, das nun die kleine schwedische Provinzfabrik verlässt, steht für einen Haushaltsgegenstand allererster Güte, dessen Herstellungsprozess sorgfältig überwacht und manuell kuratiert wurde. Ganze 25 Jahre Garantie verleiht Skeppshult seinen Produkten stolz.
Skeppshult und das Umweltbewusstsein: Ökostrom, Recycling, 100% Natur
Der aufwändige Prozess der Gusseisen-Verarbeitung scheint aus der Zeit gefallen zu sein in einer Gesellschaft, die lieber doppelt kauft als teuer, und Produkte bereits morgen geliefert haben möchte, anstatt sich bewusst mit dem Kaufprozess auseinanderzusetzen. Skeppshult setzt dagegen bewusst ein Zeichen und betont den „menschlichen Faktor“ seiner Produktion. Die Sorgfalt, die die Manufaktur bei der Herstellung ihrer Küchenutensilien aus Gusseisen walten lässt, zeigt sich auch in einem tief verwurzelten Umweltbewusstsein.
Die vorgepressten Sandformen sind eine Wissenschaft für sich und unterliegen strengsten Prüfkriterien. Eine Gussmulde kann lediglich für ein einziges Objekt genutzt werden und wird anschließend recycelt, sodass es für eine spätere Sandform wiederverwendet werden kann. Das sorgt zusätzlich für den einzigartigen Charakter jeder Pfanne, jeden Mörsers, jeden Bräters. Entsorgt und eingeschmolzen werden auch gusseiserne Objekte, die nicht den strengen Auflagen renommierter Skeppshult-Produkte entsprechen. Sie finden ein zweites Leben in der glühend heißen Masse, die zu einer neuen Lage Gusseisen zusammengerührt wird.
Mit den zu 100% natürlichen Materialien hat Skeppshult schon vor weit über 100 Jahren ein Produkt kreiert, dass jahrzehntelang Bestand hat und auch heute noch ein Denkmal setzt gegen günstig produzierte Aluminiumpfannen mit Kunststoffüberzug oder ähnliche Konkurrenzprodukte. Glück für das Gusseisen, dass es in heutigen Küchen wieder denkbar einfach und funktional einsetzbar ist – dank hochmoderner Induktionskochfelder, die mit ferromagnetischer Energie arbeiten und daher das Gusseisen-Geschirr schnell erwärmen können.
Es mag wenige Minuten länger dauern, gusseisernes Geschirr bei Induktionsübertragung im Vergleich zu Edelstahlgeschirr zu erwärmen; dafür bleibt das Kochgeschirr länger warm und strahlt gleichmäßige Hitze im gesamten Topfboden aus. Die gewonnene Zeit kann der heutige gestresste Mensch ja einfach mal zum Innehalten nutzen – und Skeppshult auf der Landkarte im schwedischen Nirgendwo suchen.