Vegetarische Kost ist längst mehr als nur ein Ernährungstrend; für viele ist es eine Frage der Lebenseinstellung. Mit entsprechender Spannung wird „Vooking“ erwartet – die erste Küche für Vegetarier, die sich mit neuen Kochvorgängen beschäftigt und bislang nur als Prototyp vorgestellt wurde.
Als das Rad vor über 100 Jahren erfunden wurde, wollte man damit vor allem schnell von A nach B kommen. Alle Eventualitäten hatte man nicht bedacht: „Aber irgendwann stellte einer die Frage, wie kommt man damit eigentlich auf einen Berg“, erklärt Mario Zeppetzauer, Industriedesigner bei der Agentur formquadrat. Ähnlich verhalte es sich mit der Küche für Vegetarier: Passend für bestimmte Ernährungstypen müssten eben neue Küchenformen entwickelt werden.

Der Vergleich regt zum Nachdenken an, denn längst ist die vegetarische Ernährung keine Randbewegung mehr. Zwar gaben nur etwas mehr als 6% im Jahr 2016 in der Bundesrepublik Deutschland an, sich komplett vegetarisch oder vegan zu ernähren, aber ein Großteil der Deutschen gelobt Besserung im Verzehr von mehr Gemüse, Getreide und weniger Fleisch. Viele bezeichnen sich als „Flexitarier“, die verstärkt auf gesunde Ernährung achten. Bedarf es aber zu diesem Zwecke allein einer Küche für Vegetarier – und wie würde diese aussehen?
Warum gibt es eine spezielle Küche für Vegetarier?
Mario Zeppetzauer und Stefan Degn von formquadrat sowie Möbeldesigner Stefan Radinger haben sich dafür mit dem Koch Harald Hochettlinger und dem Tischler Gerhard Spitzbart zusammengetan und das Projekt Vooking, eine Wortkreuzung aus „Vegetarian“ und „Cooking“, ins Leben gerufen. Die auf Veganer, Vegetarier und Flexitarier zugeschnittene Küche soll den Bewegungsablauf beim vegetarischen Kochen funktionell unterstützen und verbessern.
Da Vegetarier für ihre Mahlzeiten in der Regel deutlich mehr waschen, schneiden und vorbereiten und auch im Kühlschrank auf spezielle Kühlzonen für Sprossen und Gemüse achten, muss die Küche für Vegetarier diesem Umstand ebenfalls baulich Rechnung tragen. Die Vooking-Konzeptküche untergliedert sich in sieben eigenständige Units, die modular und frei miteinander kombiniert werden können. Diese Units wiederum sind in aktive Kochzonen (Herd, Spüle, Schneiden) und passive Kochzonen (Kühlen, Ofen, Getreide-Schrank und Farming von Sprossen) unterteilt.
Wie ist die Küche für Vegetarier aufgebaut?
So setzen sich die 7 Units in der Vooking-Küche zusammen:

Spülen-Unit:
In der vegetarischen Küche müssen zahlreiche Lebensmittel tagtäglich gesäubert und gewaschen werden. Vooking bietet Benutzern daher ein großzügiges Doppelbecken mit zusätzlichen Ablaufflächen und Randzonen. Erstmals ist in ein Spülbecken auch eine Keimbrücke zum Züchten von Keimen, Bohnen und Ölsaaten integriert. Die angedockten Keimgefäße aus Glas enthalten spezielle Siebverschlüsse und können auch zur Aufbewahrung verwendet werden.
Schneiden-Unit:
Große Brettflächen werden in die zentrale Arbeitsplatte eingearbeitet, um der Küche für Vegetarier Rechnung zu tragen für die Menge an Schneideaufgaben. Auf der Arbeitsoberfläche aus Dekton können problemlos und hygienisch steril Teige zum Backen vorbereitet werden. Zudem kommen in der vegetarischen Küche deutlich mehr Gewürze zum Einsatz, weshalb 36 Tongefäße mit Gewürzen direkt über der Arbeitsplatte gelagert und übersichtlich präsentiert werden. Sie können auch direkt in dem in die Arbeitsplatte integrierten Mörser zerkleinert werden.

Herd-Unit:
Zwei normale Gasherd-Einheiten werden in der Küche für Vegetarier mit einer Wok-Gaseinheit und einer Teppan Yaki-Grillplatte kombiniert, um der großen Zahl der verschiedenen Kochformen gerecht zu werden. Selbstverständlich kann hier aus Gründen der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auch ein Induktionsherd zum Einsatz kommen.
Ofen-Unit:
Der Backofen besteht aus einer Kombination von Backrohr und Dampfgarer: Während mit dem Backrohr beispielsweise Brot gebacken werden kann, sorgt der Dampfbackofen für die schonende Zubereitung von Gemüse und anderen Lebensmitteln. Dank der präzisen Temperatur- und Feuchtigkeitssteuerung werden der Vitamingehalt und die Qualität der Lebensmittel hochgehalten. Die hochwertigen Geräte in der Küche für Vegetarier wurden vom exklusiven Gerätehersteller Gaggenau beigesteuert, die sich an der Entwicklung des Projekts beteiligen.
Kühl-Unit:
Da empfindliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat, Obst oder Soja-Lebensmittel speziell gelagert werden müssen, verfügt der Kühlschrank über mehrere Kühlzonen, die mehr Flexibilität in die Organisation des vegetarischen Alltags bringen.
Farming-Unit:

Das geplante Farming-Modul in der Küche für Vegetarier ist ein ganz besonderer Hingucker. Der Schrank ist mit Wachstums-LED-Leuchten sowie einem Lüftungssystem ausgestattet, um dem Benutzer das Anbauen frischer Kräuter und Gewürze in urbaner Umgebung zu ermöglichen. Es existieren vier Klimabereiche, in denen sogar Nutzpflanzen gezogen werden können. Ein optionales Bewässerungssystem ist möglich. Beim Öffnen der Tür wechselt das Wachstumslicht automatisch in ein Weißlicht, bei dem Pflanzen und Kräuter optimal geerntet werden können.
Getreide-Unit:
Der zweite Küchenschrank, der wie die Farming-Unit nicht nur zur Aufbewahrung, sondern auch Produktion von Lebensmitteln dient, ist die Getreide-Unit. Hier kann Getreide in der Küche für Vegetarier sogar gemahlen werden, um frisches Mehl für die eigenen Kochvorhaben zu produzieren. Bis zu sechs Getreidesäcke werden im Schrankinneren gelagert, deren Inhalt über einen Dosierungsmechanismus in den Trichter der Getreidemühle gelangt. Die Getreidemühle ist ein Einbaugerät und verfügt über eine integrierte Waage.
Warum ist die Küche für Vegetarier auch für alle anderen relevant?
Die Entwickler der Vooking, der Küche für Vegetarier, beobachten nicht nur den stetig wachsenden Markt der Veganer, Vegetarier und Flexitarier, sondern auch mit Sorge die Frage der nachhaltigen Bevölkerungsversorgung. Ohne eine klare Hinwendung zur vegetarischen Kost drohen dem ohnehin an der Kippe stehenden Ökosystem eine weltweite Überfischung der Meere sowie eine Verschlechterung des CO2- und Methanhaushalts durch die exzessive Fleischproduktion mit all ihren Konsequenzen (Klimawandel, Ozonlochvergrößerung, Erderwärmung).
Zudem kann man die Küche für Vegetarier auch unter einem ganz technischen Aspekt sehen: Der Küchenkunde findet hier mehr Platz zum gesunden Kochen, Anbauen und Würzen vor, was für passionierte Hobbyköche auch ohne Hang zum Vegetarismus verlockend klingen dürfte.
Wann wird die Küche für Vegetarier erhältlich sein?
Die Vooking-Küche für Vegetarier wurde von dem Team aus Designern, Koch und Tischler erstmals 2015 auf der LivingKitchen in Köln als Prototyp der Weltöffentlichkeit präsentiert. Mit hochrangigen Kooperationspartnern wie Gaggenau, Team 7, Cosentino, Franke, Dornbracht, Pfeffersack&Söhne, SFK Tischler sowie dem Förderprogramm IMPULSE arbeiten die Entwickler derzeit an der Markt- und vor allem Serienreife des Projekts.
Darin verbaut werden andere Teilprojekte der Designer, so zum Beispiel der nützliche Keim- und Sprossenzüchter sproutr, mit dem Vegetarier, Veganer und auch Flexitarier innerhalb kürzester Zeit ihre eigenen Kräuter ziehen können. Erfahren Sie hier mehr zum sproutr.

