Immer mehr Küchenhersteller wie SieMatic, Nobilia, Häcker und LEICHT bieten ihre Produkte mit PEFC- und FSC-Zertifizierung an. Doch was bedeuten diese Siegel für die Küchenproduktion?
Bio-Produkte im Supermarkt sind längst normal. Wir kaufen Hühnereier aus Freilandhaltung und können sogar immer öfter nachverfolgen, von welchem Bauernhof unsere Steaks oder Wurstwaren stammen. Warum kümmert es uns dann nicht eigentlich auch, woher das Holz für unsere Küche, Tische und Stühle kommt?
Abholzung der Wälder: Wir brauchen Siegel für mehr Nachhaltigkeit
Tatsächlich wird zwar über das Abholzen des Regenwaldes viel berichtet, doch kaum einer verdeutlicht sich die Ausmaße des Holzfällens für die weltweite Holzproduktion: Pro Jahr werden zwischen 11 und 15 Millionen Hektar Wald vernichtet – also etwa die Hälfte der Bundesrepublik. Das sind etwa 35 große Fußballfelder pro Minute. Der (Regen-)Wald, der also als Grundlage für viele Tiere, Pflanzen und Menschen dient und das Klima auf der Erde reguliert, wird erodiert.
Abhilfe können hier lediglich unabhängige oder staatlich geförderte Programme schaffen, die gewisse Richtlinien erlassen und die Neubepflanzung abgeholzter Gebiete auf Unternehmenskosten anweisen. Zwei solcher Systeme zur Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind das PEFC und das FSC – quasi der „Wald-TÜV“ für Holzproduktionen.
Mittlerweile haben auch Küchenhersteller wie SieMatic, LEICHT, eggersmann und zeyko die Nachfrage nach bio-zertifiziertem Holz erkannt. Wer mit einem PEFC- oder FSC-zertifiziertem Logo ausgestattet ist, produziert also Küchen aus Holz, deren Herstellung vom Rohstoff bis zum gebrauchsfertigen Endprodukt durch unabhängige Gutachter kontrolliert wird.
Was bedeutet das PEFC-Siegel an meinen Küchenschränken?
PEFC steht als Abkürzung der englischen Bezeichnung „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“, also einem Programm zur Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen. Anders gesagt liegen dem PEFC-Programm sehr strenge Richtlinien zugrunde, die für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder sorgen soll.
Dabei achten die Kontrolleure der Holzproduktion gleichermaßen auf ökologische, ökonomische und soziale Kriterien. Wie ist das forstwirtschaftliche Management, wie werden Arbeiter auf den Plantagen behandelt, wie nachhaltig wird abgeholzt und verarbeitet?
Die Kontrollen der entsprechenden Kriterien erfolgen jedes Jahr aufs Neue. Ein einmaliges Siegel ist also kein Garant für ein jahrelanges ökologisches Aushängeschild.
Und was bedeutet FSC als Siegel für meine Holzküche?
Beim ebenfalls renommierten Gütesiegel FSC handelt es sich um das „Forest Stewardship Council“ (Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft)-Abzeichen. Mit diesem werden nicht nur Waldbesitzer ausgezeichnet, sondern ebenfalls Hersteller von Holzprodukten, wie es Küchenhersteller sind. Diese müssen gewährleisten, dass alle Stationen der Produktkette, vom Forstbetrieb bis zum letzten Verarbeitungsschritt, nach FSC-Standards zertifiziert sind.
Die PEFC- und FSC-Richtlinien, die ein Küchenhersteller beachten muss
Möchten Küchenhersteller wie zum Beispiel LEICHT oder SieMatic das PEFC-Logo oder das FSC-Gütesiegel erringen, muss das Unternehmen in der gesamten Wertschöpfungskette auf viele Kriterien achten. Einige davon sind hier aufgelistet:
- Es wird nicht mehr Holz geschlagen, als nachwächst.
- Wo Bäume gefällt wurden, wird auch wieder aufgeforstet.
- Der Wald bleibt ein sicherer Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
- Die Artenvielfalt im Wald bleibt erhalten.
- Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald behält seine Funktion als natürlicher Schutz von Gewässern, Böden und Klima.
- Sie haben die Garantie für die legale Herkunft des Rohstoffs
- Bei allen Waldarbeiten werden die hohen Standards der Arbeitssicherheit
- Die Arbeitnehmerrechte werden gewahrt.
- Bei allen Arbeiten wird qualifiziertes Fachpersonal
- Die Rechte der Menschen, die vom Wald leben und/oder von ihm abhängen (zum Beispiel Waldbauern oder auch Naturvölker in Südamerika) werden gesichert.
Was bedeuten diese Siegel nun für Küchenhersteller?
Wie schwierig es ist, diese strengen Richtlinien einzuhalten, zeigt sich bei dem Hinweis beider Organisationen, dass alle Betriebe, die innerhalb der Produktkette PEFC- oder FSC-Materialien verarbeiten, ebenfalls zertifiziert sein müssen.
Das heißt im Umkehrschluss auf die Küche bezogen: Qualifiziert sich ein Unternehmen wie LEICHT für die PEFC- oder FSC-Zertifizierung, müssen deren Küchenhändler bei Änderungen am Produkt (beispielsweise individuelle Fräsungen in der eigenen Schreinerei) ebenfalls zertifiziert sein, damit das Gütesiegel nicht verloren geht.
PEFC-zertifiziert sind u.a.: LEICHT, nobilia, Rotpunkt, Häcker, Nolte, zeyko, bulthaup
FSC-zertifiziert sind u.a.: eggersmann, Team 7, SieMatic, Nobilia, bulthaup, zeyko
Was bedeuten diese Siegel für Küchenbesitzer?
Möbel aus Holz sorgen seit jeher für ein gutes Wohngefühl. Holz macht die Küche gemütlich und lässt uns mit der Natur verbunden fühlen. Besser wäre es jedoch, der Natur auch etwas zurückzugeben: Mit Küchen, die aus ökologisch unbedenklicher und sozial verträglicher Quelle stammen, können wir uns in Zukunft noch wohler in den eigenen vier Wänden fühlen.
Wer sich für eine individuelle Küche mit hochwertigem Holz interessiert, wählt vielleicht nicht nur die heimische Eiche, sondern auch exotische, seltene und damit teure Hölzer für den Küchenbau. Gerade dieses Holz sollte immer zertifiziert sein, weil sein Bestand kostbar und hochwertig ist. Fürs gute Gewissen kann man sich allerdings auch die ganz normale Eichenholzküche auszeichnen lassen.