Was ist eine Shaker-Küche?

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Ihr Ursprung ist amerikanisch, ihr Stil englisch, ihr Aussehen skandinavisch: Die Shaker-Küche erlebt derzeit ein Revival auf dem deutschen Markt. Aber wodurch zeichnen sich diese Küchen aus –  und warum sind sie gerade derzeit wieder so beliebt? Wir haben uns schlau gemacht.

Wer eine neue Küche plant, stöbert im Internet in verschiedenen Kategorien: Von klassisch über modern bis hin zu skandinavisch reicht das Repertoire der meisten Küchenstudios. Doch haben Sie auch schon mal über eine Shaker-Küche nachgedacht? Klare Formen, strenge Linien, der Verzicht auf alles Überflüssige. Könnte Ihnen gefallen? Dann lesen Sie hier mehr über Shaker-Küchen.

Woher stammt der Begriff „Shaker“?

Der englische Begriff Shaker (Dt.: Schüttler) leitet sich vom einem rituellen Schütteltanz her ab, den die religiöse, gleichnamige Glaubensgemeinschaft aus den USA zur Verehrung Gottes nutzt. Die christliche Freikirche wurde im 18. Jahrhundert gegründet. Sie zeichnet sich durch eine stringente, strenge Arbeitsmoral, Askese und nahezu zölibatäres Gemeindeleben aus.

Diese äußerliche Strenge und Schlichtheit schlägt sich auch im Möbelstil der Shaker nieder. Die mittlerweile fast ausgestorbene Glaubensgemeinschaft ist heute mehr durch ihren Einfluss auf Architektur und Design zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, als durch ihre Religion selbst.

Shaker-Küchen zeichnen sich durch offene Regale, tiefe Keramikbecken und schnörkellose Fronten mit Messinggriffen aus. Das Modell hier ist traditionell und doch leicht und modern. (Foto: Unsplash)
Shaker-Küchen zeichnen sich durch offene Regale, tiefe Keramikbecken und schnörkellose Fronten mit Messinggriffen aus. Das Modell hier ist traditionell und doch leicht und modern. (Foto: Unsplash)

Wie sieht eine Shaker-Küche aus?

Shaker-Küchen folgen einem klaren, funktionellen Stil, der viele nachfolgende Bau- und Kunstströmungen beeinflusst hat, zum Beispiel die englische Arts and Crafts-Bewegung oder den Weimarer Bauhausstil. Eine Shaker-Küche ist schlicht und zeitlos gestaltet, sie verzichtet auf Verzierungen, Ornamentik und Spielereien in Ausstattung und Aussehen. Der Fokus einer Shaker-Küche liegt auf der Nützlichkeit des Küchenraums, der in seiner klaren Form und Funktion auf jede Umgebung angepasst werden kann – von der kleinen Stadtwohnung bis hin zur luxuriösen Landhausvilla.

Apropos: Tatsächlich ähneln Shaker-Küchen dem traditionellen Landhausstil. Sie werden hauptsächlich aus heimischem Massivholz hergestellt und mit den für die Shaker typischen Knöpfen und Haken aus Metall versehen. Das vermittelt einen rustikalen Eindruck, und tatsächlich sind die Küchenmöbel der Shaker dank ihres Verzichts auf rein dekorative Elemente und ihren Fokus auf Haltbarkeit und Beständigkeit recht langlebig.

Die Kassettenfronten werden an den Fronten aufgenommen, Fliesenmuster werden ins Küchenkonzept eingebunden. Shaker-Küchen knüpfen an traditionelle Küchenräume an. (Foto: Unsplash)
Die Kassettenfronten werden an den Fronten aufgenommen, Fliesenmuster werden ins Küchenkonzept eingebunden. Shaker-Küchen knüpfen an traditionelle Küchenräume an. (Foto: Unsplash)

Wieso werden Shaker-Küchen als englische Küchen geführt?

Shaker-Küchen werden irrtümlich auch oft unter dem Begriff der englischen Landhausküche geführt. Zu Beginn ihrer Entstehung war die amerikanische Glaubensgemeinschaft allerdings schon unabhängig vom britischen Mutterland. Dennoch hatte der gewichtige Einfluss der Briten und deren Verständnis von Ästhetik, Form und Funktion auch Bedeutung für die Shaker: Sie imitierten die typisch britische Zurückhaltung und zeitlose Eleganz in ihren Möbeln.

So zeichnet sich die klassische englische Landhausküche durch eine sogenannte „Framework“-Bauweise aus. Dabei bringt man Massivholzrahmen (frameworks) an die Korpusfront an, um daran die traditionellen, stilvollen Einlassbänder der einschlagenden Schranktüren anzubringen. Auch elegante Küchenaccessoires, wie emaillierte Türknäufe, offene Teller- und Weinregale, Gewürzschränke oder verglaste Schrankfenster mit Sprossen finden sich sowohl in Shakerküchen als auch im englischen Landhausstil wieder. Bei der Planung der Küchen muss man sich lediglich entscheiden: Schlicht (Shaker) oder doch lieber luxuriös-viktorianisch?

Herd in einer Shaker Küche mit einem Regalbrett mit Küchenutensilien.
Ebenfalls charakteristisch für die Shaker-Küche: Schlichte Applikationen, um Küchengeschirr und -geräte aufzuhängen. (Foto: Pexels – Taryn Elliott)

Shaker-Küche: Warum ist sie heute wieder so beliebt?

Der Stil der Shakermöbel, der besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet war, gewinnt in den letzten Jahren auch hierzulande zunehmend an Popularität. Zum einen ist der rustikale und gemütliche Eindruck, den diese oftmals handgedrechselten Küchen hinterlassen, beliebt. Nicht umsonst ist die Begeisterung für den Landhausstil ungebrochen – aber zeitgleich ist eben auch weniger mehr; Schlichtheit ist modern. Manch einem kommen Landhausküchen gar zu verspielt daher; die Shaker-Küchen sind dagegen urig, einfach und ehrlich.

Zum anderen testen Küchenhersteller immer wieder Modulküchen an, die sich noch individueller als andere Küchen den persönlichen Vorlieben der Küchenbesitzer oder deren Räumlichkeiten anpassen können. Modulküchen, die aus einzelnen Möbelteilen zusammengesetzt sind, sind auch flexibler, wenn es um einen Wohnort- oder Wohnungswechsel geht. Shaker-Küchen sind ähnlich aufgebaut. Sie zeichnen sich durch freistehende „Range“-Herde und frei einsetzbare Keramikspülbecken aus; zudem werden sie der Shaker-Tradition gleich nach historischen Vorgaben maß- und handgefertigt.

Gern wird im zeitlosen Shaker-Stil auch mit Industrial Design gespielt: Gasherde, Blechleuchten und markante Griffe haben ihren Ursprung schließlich ebenfalls in jener Zeit. (Foto: Unsplash)
Gern wird im zeitlosen Shaker-Stil auch mit Industrial Design gespielt: Gasherde, Blechleuchten und markante Griffe haben ihren Ursprung schließlich ebenfalls in jener Zeit. (Foto: Unsplash)

Wie kann ich eine Shaker-Küche beim Küchenkauf erkennen?

Einzelne Teile wie Apothekerschränkchen, Brotschrank, Kerzenhalter, beschlagene Gewürzhalter oder hängendes Kochgeschirr geben den Shaker-Küchen ihr charakteristisch-ländliches Aussehen. Ihre historischen Kassettenfronten oder Messingknaufe werden oftmals auch von den beliebten skandinavischen Küchen imitiert. Sie siedeln sich stilistisch zwischen modern-puristisch und nordisch-gemütlich an.

Kurzum: Der Shaker-Stil ist wieder auf dem Vormarsch, und mit ihm die Besinnung auf den Küchenraum selbst. Einfach und bescheiden darf es sein, dabei aber hochwertig und funktional. Wenn Ihnen die Landhausküche zu kitschig und der skandinavische Stil zu kühl ist, erkundigen Sie sich bei der Küchenplanung nach Shaker-Küchen (z.B. von Woodworker oder der Wohnharmonie Brenner). Sie dürfen darin übrigens auch ruhig mal sündigen.

Schlichte Schränke, angedeutete Kassettenfronten, offene Regale, Messingknäufe: Mit einer modernen Shaker-Küche fühlt man sich ins 19. und frühe 20. Jahrhundert zurückversetzt. (Foto: Unsplash)
Schlichte Schränke, angedeutete Kassettenfronten, offene Regale, Messingknäufe: Mit einer modernen Shaker-Küche fühlt man sich ins 19. und frühe 20. Jahrhundert zurückversetzt. (Foto: Unsplash)
Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.