Puristische Küchenzeile voller Entfaltungsmöglichkeiten

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Puristisches Design im Küchenraum ist gefragt – und die puristische Küchenzeile ohne extravagante Formen und Farben ein Merkmal hochwertiger Küchen. Wie aber können diese scheinbar karg ausgestatteten Küchen ein Ort des Kochens und Beisammenseins sein, der doch Stauraum benötigt und Wärme versprühen soll? Ein Architekturbüro aus der Niederlande macht es vor – in einem eleganten und schlichten Raum voller Entfaltungsmöglichkeiten.

Eine Erkenntnis zu puristischen Küchen vorweg: Wahrer Purismus im Küchenraum kann erst dann ausreichend gewürdigt werden, wenn die Küche dennoch alle funktionalen Aufgaben und Ansprüche an sie erfüllt. Eine minimalistische Ausführung von Kücheninsel und Küchenschränken helfen dann nicht weiter, wenn sie nicht genügend Stauraum bieten oder die Kochenden in ihrer Platzwahl einschränken.

Blick vom Esszimmer auf die puristische Küchenzeile, die in geschlossenemn Zustand äußerst kunstvoll, fast karg, daherkommt. (Design/Foto: i29)
Blick vom Esszimmer auf die puristische Küchenzeile, die in geschlossenemn Zustand äußerst kunstvoll, fast karg, daherkommt. (Design/Foto: i29)

Architekten möchten mit wenig Materialeinsatz viel herausholen

So gesehen ist die puristische Küchenzeile des niederländischen Architekturbüros i29 ein Glücksfall für alle Anhänger des designorientierten Küchenraums, der seine maximale Entfaltungskraft hinter geschlossenen Küchenschränken verbirgt.

Doch von vorn: Die Gründer von i29, Jaspar Jansen und Jeroen Dellensen, verfolgen mit ihren Interior-Projekten das Konzept, aus möglichst wenig Objekten eine möglichst große Aura zu entfalten. In eigenen Worten beschreiben sie das so: „The result of being selective is that you have to push each choice to the limit.” Das bedeutet, dass jedes ihrer Objekte in einem Raum bewusst ausgewählt und zueinander in Beziehung gesetzt wird – auch in den speziellen Küchenräumen, für die das Architektenduo bereits mehrfach mit Awards und Nennungen ausgezeichnet wurde.

Auf den ersten Blick fällt auf, wie extrem schmal die stählerne Kücheninsel in der Mitte ist. Erst auf den 2. Blick wird einem bewusst, dass hier dennoch mit Spüle und Kochfeld 2 wichtige Stationen verankert sind und die Zeile somit dennoch funktional ist. (Design/Foto: i29)
Auf den ersten Blick fällt auf, wie extrem schmal die stählerne Kücheninsel in der Mitte ist. Erst auf den 2. Blick wird einem bewusst, dass hier dennoch mit Spüle und Kochfeld 2 wichtige Stationen verankert sind und die Zeile somit dennoch funktional ist. (Design/Foto: i29)

Schmale Kücheninsel dominiert den Raum

Einer dieser Küchenräume von i29 hat das Spiel von Purismus und kluger Stauraumverwendung perfektioniert. In einem länglich geschnittenen, lichtdurchfluteten Küchenraum einer renovierten klassizistischen Villa dominiert eine extrem schmale Kücheninsel mittig den Raum. Der warmgewalzte Stahl wirkt wie aus einem Guss; seine dünne Arbeitsplatte fällt sofort auf. In die Kücheninsel integriert finden sich eine Unterbauspüle und ein flächenbündiges Kochfeld. Ein rechteckiger Deckenlüfter wird raumbildend in Szene gesetzt.

Doch es fällt auf: Außer klassizistisch verkleideten Wandpaneelen im meterhohen Raum und der zentralen Kücheninsel aus Stahl findet sich nichts außer Licht und Luft in diesem Raum. Wohin also mit dem restlichen Küchengeschirr?

Die Wandpaneele hinter der Kücheninsel stehen im Einklang mit der übrigen, stucklastigen Gestaltung der klassizistischen Wände. Doch was verbirgt sich dahinter? (Design/Foto: i29)
Die Wandpaneele hinter der Kücheninsel stehen im Einklang mit der übrigen, stucklastigen Gestaltung der klassizistischen Wände. Doch was verbirgt sich dahinter? (Design/Foto: i29)

Puristische Küchenzeile versteckt hinter Wandpaneelen aus Stuck

Hier überraschen die Architekten mit einer puristischen Küchenzeile, die sich hinter den scheinbar gemauerten Wänden mit Stuckpaneelen verbirgt. Einmal geöffnet, geben sie den Blick frei für die verblüffenden Entfaltungsmöglichkeiten der ehemaligen „Wand“: Die puristische Küchenzeile verwandelt sich plötzlich in ein breit gefächertes Arsenal an Schränken, die Lebensmittel, Kochgeschirr, aber auch Elektrogeräte wie Backofen und Kaffeevollautomaten beherbergen.

Ein weiterer Schrank in der Nähe des großzügigen Rundbogenfensters offenbart gar eine Art Arbeitsplatz mit Monitor und Tastatur, an dem ein Rezept abgerufen oder im Internet gesurft werden kann. Da der Raum sich durch quadratisch gerahmte Atelierfenster in Holz zum Wohnzimmer und Flur hin öffnet – und somit auch von beiden Seiten betreten und gesehen werden kann – bietet sich in dieser Küche also die wunderbare Möglichkeit, den Raum durch Schließen der Wandpaneele wieder „aufzuräumen“ und die puristische Küchenzeile verschwinden zu lassen.

Quelle surprise! Tatsächlich sind die "Wände" der Küche auffaltbare Schranktüren - und verstecken dahinter eine Küchenzeile mit genügend Stauraum, Küchengeräten und sogar einem Arbeitsplatz. (Design/Foto: i29)
Quelle surprise! Tatsächlich sind die „Wände“ der Küche auffaltbare Schranktüren – und verstecken dahinter eine Küchenzeile mit genügend Stauraum, Küchengeräten und sogar einem Arbeitsplatz. (Design/Foto: i29)

Puristische Küchenzeile: Designorientiert und wohnlich zugleich

Passend zur dunklen Stahl-Kochinsel und zur schneeweißen Stuckverzierung der puristischen Küchenzeile wurde der Boden des Küchenraums mit einem hellen Eichenholzparkett versehen. Die Farbzusammensetzung wirkt elegant und industriell zugleich und unterstreicht das charmante französische Flair, das die geschwungene, gusseiserne Balkon-Balustrade und die Atelierfenster bereits vermitteln.

Eine höchst puristische Küchenzeile, die dank Stuck, Holz und originell strukturiertem Innenleben zu einem wohnlichen Ort des Kochens und Zusammensitzens aufläuft, ist ein Meisterstück der Küchenplanung. Und eine weitere Bestätigung des Credos von i29: Die Kunst, aus nichts viel zu machen.

Frederik Dix
Frederik Dix
Mit Sägespäne im Haar und Holzleim an den Händen wuchs der Sohn eines Möbelschreiners praktisch in der Werkstatt seines Vaters auf, lernte früh, mit Hammer und Säge umzugehen und probierte sich an selbstgezimmerten Kunststücken, die an die arme Verwandtschaft verschenkt wurden. Dennoch sollten sich die handwerklichen Fähigkeiten in seinem Architekturstudium bemerkbar machen. Heute sieht Frederik in Küchenräumen sofort den Raum zur Verbesserung, das Zusammenspiel von Materialien – und wer das ein oder andere Stück selbst gezimmert hat.

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