Tschechien weckt unmittelbar Assoziationen zu deftiger Küche, viel Holz und großer Tradition. Das mag auch alles stimmen. Tatsächlich beherbergt die Tschechische Republik aber auch eine bunte Subkultur an jungen Designern und kreativer Küche: Hier laufen Tradition, Innovation und innenarchitektonische Raffinesse entlang der Moldau zusammen. Lernen wir das Land – insbesondere Restaurants in Tschechien – also mal von einer ganz anderen Seite kennen.
Restaurants in Tschechien Part 1: LEVITATE
„To levitate“ bedeutet übersetzt „frei schweben“. Ein großes Versprechen, das das Restaurant LEVITATE in der Prager Neustadt abgibt. Wenn man sich dort umschaut, wird die Verheißung aber durch und durch greifbar: Das LEVITATE ist ein Gesamtkunstwerk für alle Sinne.
Nicht nur die Teller sind wie berauschend schöne Stillleben der Natur angerichtet. Das Interieur des Lokals mit nur sechs Tischen entwickelt die Kulinarik zu Kunst weiter: Natürliche Farben, organische Formen und viel Botanik vermitteln den Eindruck, als stünde man inmitten der malerischen Szenerie des Tellers. Frei schwebend in einer Kulisse, die irgendwo zwischen Wildnis und Wohnlichkeit wandelt und den Gast Raum und Zeit vergessen lässt.
Zwischen Wildnis und Wohnlichkeit
Decken, aus denen Moos zu wachsen scheint; wilde Pflanzen, die sich ihren Lebensraum inmitten des hochwertigen Interieurs zurückerobern. Das LEVITATE ist ein Ort der Kontraste, die zu purer Harmonie verschmelzen.
Chefkoch Christian Chu hat vietnamesische Wurzeln und verbindet tschechische Tradition mit asiatischen und nordischen Einflüssen: „Flora, Fauna and Aqua“ ist das Motto der Menüs, die sich wahlweise auf Gemüse, Fleisch oder Fisch fokussieren. Im Mittelpunkt steht dabei immer der lokale Bezug der Lebensmittel. Die Konzentration auf den natürlichen Ursprung des Essens reichert Chu mit der Vielfalt asiatischer Aromen, Farben und Geschmäcker an.
Restaurants in Tschechien Part 1: DANIELAS by Barock
Globaler Einfluss weht auch durch die Wände des DANIELAS by Barock im Hotel Rott: Gastronom Tommy Sjöö betreibt Restaurants in Prag, Marbella, Kopenhagen und Miami und hat inmitten der Prager Altstadt gemeinsam mit Tochter Jessica Sjöö eine kulinarische Oase geschaffen, die gleichermaßen ein Augenschmaus ist.
Das DANIELAS by Barock spielt mit großen Gesten: Nachtblaue Sessel aus Samt, viel Gold und wohldosierte Einflüsse aus Industrial Style, Pop Art und Mid-Century Modern lassen das eindrucksvoll restaurierte Gewölbe beinahe wie eine Kunstgalerie wirken. Kulinarisch übersetzen die Sjöös die stilgemixte Aufmachung ihres Lokals eins zu eins auf den Teller: eine Fusion der großen Landesküchen, raffiniert und einfach zugleich.
Böhmischer Barock: eigenwillig und unkonventionell
Opulente barocke Elemente knüpfen im DANIELAS by Barock an das kulturelle Erbe Tschechiens an: den Böhmischen Barock. Ein kleiner Exkurs in die Stilrichtung tut an dieser Stelle deshalb gut, weil sich der unkonventionelle Stil der Tschechen schon im 17. Jahrhundert in der Person des Prager Architekten Jan Blažej Santini-Aichel offenbarte: Anders als seine Zeitgenossen entwarf er seine Bauwerke nicht mit dem Lineal, sondern mit dem Zirkel.
Wie eine der wohl seltsamsten Kirchen, die jemals gebaut wurde: Auf dem Hügel über Žd’ár nad Sázavou im ländlichen Böhmen steht das sternförmige Bauwerk, in dem keine Wand gerade ist. Um es zu umrunden, passiert man einen zehnzackigen Kreuzgang mit fünfhundert Meter Umfang. Außerdem erfand Santini-Aichel als Querdenker seiner Zeit den sogenannten Gotik-Barock: Er mischte den Protz des Barocks mit gotischer Strenge und traf damit den Nerv der böhmischen Bevölkerung, die noch heute einen ausgeprägten Sinn für ausgefallene (Innen-)Architektur hat.
Restaurants in Tschechien Part 3: STK Restaurant
Wie kreativ Tschechiens gastronomische Landschaft ist, zeigt sich auch im STK Restaurant im osttschechischen Olmütz. Hier gibt es Steaks in einer ehemaligen Autowerkstatt, die von dem jungen Designstudio KOMPLITS zu einem Restaurant umgestaltet wurde – ohne den rauen Charme der Räumlichkeit zu verdrängen.
Der stählerne, kantige Tresen wirkt wie eine Retrospektive vergangener Tage, an denen es hier nach Motoröl roch und Schweißgeräte Funken sprühten. Zwei lebensgroße Bullen aus Stahl im Eingangsbereich machen keinen Hehl daraus, was den Besucher hier erwartet: gutes Fleisch. Geradeheraus und schnörkellos. Wie das ehrliche KfZ-Handwerk.
Stahl, Neonröhren, Wald: surreal-genial
Auch die gezielt eingesetzten Designelemente im industriellen Stil zollen dem außergewöhnlichen Ursprung der Lokalität Tribut: Nackte Neonröhren kontrastieren mit der Wärme des Holzes, das den Raum stilistisch gleichermaßen prägt. Holzvertäfelte Tresen, mit Holz abgehängte Decken in natürlichen, organischen Formen und eine majestätische Waldlandschaft haben die Interior-Designer im STK Restaurant nachgebildet. Der Gast findet sich in einer surrealen Landschaft wieder, die natürlich und avantgardistisch gleichermaßen anmutet.
Möglicherweise ist dieser Entwurf auch ein bisschen sinnbildlich für die junge tschechische Design- und Esskultur: kreative Ideen und innovative Konzepte, die sich jedoch ganz selbstverständlich auf das kulturelle (und kulinarische) Erbe des Landes besinnen. In diesem Sinne: zu Tisch, bitte!