Smarte „Indoor Gardening“-Geräte schießen derzeit wie Kräuter aus dem Boden. Neben kleineren Start-Ups widmet sich erstmals auch ein namhafter Hersteller der hauseigenen Kräuterzucht: mit dem Bosch SmartGrow kann der Kunde aus einem Repertoire von 40 Sorten wählen und in wenigen Wochen bis zu sechs verschiedene Pflanzen gleichzeitig großziehen. Das Besondere: nahezu alle Vorgänge laufen automatisiert ab.
Gesunde Ernährung: durch aktuelle Küchengeräte unterstützt
Gesunde Ernährung steht ganz oben auf der Prioritätenliste der Deutschen, wenn es um gute Vorsätze fürs neue Jahr oder das Überdenken des eigenen Lebensstils geht. Auch die Hersteller von Küchengeräten bemühen sich seit Jahren darum, ihre Innovationen für die Küche nicht nur komfortabler in der Bedienung durch programmierte Automatismen zu gestalten, sondern mit dem Resultat ebenso einen Beitrag zu einer gesunden Ernährung zu leisten. Einen großen Aufschwung erlebte dadurch beispielsweise das Sous-Vide-Garen, bei dem Lebensmittel in einem Vakuumbeutel luftdicht verschlossen und bei sanfter Wärmezufuhr über Stunden schonend gegart werden. Wichtige Vitamine bleiben so weitestgehend erhalten; Aromen werden durch das Köcheln im eigenen Saft nochmals verstärkt.
Einen weiteren Vorstoß in Richtung gesunder Ernährung wagen einige Start-Ups mit dem Thema „Indoor Gardening“. Kräuter, Pflanzen und Salate sollen in einem smarten Eco-System aus Licht und Wasser in den eigenen vier Küchenwänden gezüchtet werden können, um auch Stadtbewohnern ohne eigenen Vorgarten oder Balkon den Anbau von Grünzeug zu ermöglichen. Zusätzlich wird damit den bewussten Ernährungsstilen von Veganismus und Vegetarismus Rechnung getragen, mit denen aktuell ein Umdenken in der Küche einhergeht: Küchengerätehersteller müssen sich künftig verstärkt über Anbaumöglichkeiten von Salat und Gemüse sowie Lagerungsmöglichkeiten von Getreideprodukten informieren, um ihrer Zielgruppe Anreize für neue Küchenschränke und Geräte zu liefern.
Start-Ups und ihre Küchenkräutergärten: agrilution, SPROUTR
Aus der Masse der tüftelnden Start-Ups hat sich bislang das Münchner Unternehmen agrilution hervorgehoben, das derzeit mit dem sogenannten „Plantcube“ für Aufsehen sorgt. Der smarte Gewächsschrank ist ein minimalistisch gehaltenes, äußerst hochwertiges Gerät, mit dem bis zu 24 verschiedene Kräuter, Microgreens und Babysalate über Saatmatten gezüchtet werden können. Eine dazugehörige App überwacht die Wachstumsprozesse und gibt Auskunft über klimatologische Bedingungen und Erntemöglichkeiten. Das hochwertige Gerät kann bereits über ausgewählte Küchenstudios erworben werden – alle Informationen dazu erhalten Sie hier.
Wer lieber eine Nummer kleiner starten möchte, sollte sich den SPROUTR näher ansehen. Das gleichnamige Unternehmen hat ein Keimglas entwickelt, in dessen kreisförmiger Schale Sprossen in wenigen Tagen herangezogen werden können, darunter beispielsweise für Weizengras, Brokkoli oder Radieschen. Die gesunden Kräuter können zum Verfeinern von Suppen, Salaten und Brotaufstrichen genutzt werden und sind für besonders ernährungsbewusste Menschen eine attraktive Alternative zur Supermarkt-Kresse.
Anm. d. Red.: Das Produkt konnte sich leider nicht durchsetzen, sodass SPROUTR sich vom Markt zurückgezogen hat (Stand Juni 2022).
Bosch SmartGrow: erster industriell gefertigter Kräutergarten in simpler Optik
Die Thematik des „Indoor Gardening“ bewegt sich zunehmend auf eine größere Zielgruppe zu und beschäftigt daher mittlerweile auch große Konzerne. Mit Bosch hat sich nun einer der weltweit größten Hersteller namhafter Küchengeräte in die Entwicklung des intelligenten Küchenkräutergartens eingeschaltet. Der „Bosch SmartGrow“ ist ein puristisch designtes Kräutergefäß, das die eigene Zucht von Kräutern und Grünzeug spielerisch vereinfachen und unter dem Flaggschiff der „smart kitchen“ in die Küche der Zukunft integrieren soll.
Auf den ersten Blick mutet der Bosch SmartGrow-Garten reichlich futuristisch an: eine kreisrunde, weiße Schale aus Hartplastik dient als Nährstoffboden für die gepflanzten Küchenkräuter, während ein mittig angeordneter, weißer Stab einen hellen Kunststoffdeckel in schalenförmiger UFO-Optik stützt, aus dem punktuell angeordnetes LED-Licht für den jeweiligen Wachstumsprozess strahlt.
Hydroponisches System als Automatismus im Bosch SmartGrow
Das Ganze funktioniert über ein sogenanntes hydroponisches System, das seit vielen Jahrhunderten in Europa erforscht und betrieben wird. Hierbei werden Pflanzen ohne Verwurzelung in der Erde herangezogen und beziehen die benötigten Nährstoffe aus künstlichen Nährlösungen mit integrierter Bewässerung, das als Sickerwasser aufgefangen und in einem Kreislauf mithilfe einer Pumpe wiederverwendet wird.
Der Bosch SmartGrow arbeitet also ohne Erde, wohl aber mit einem patentierten Licht- und Bewässerungssystem, das für optimale Wachstumsbedingungen sorgt. In nur drei Schritten verspricht Bosch frische Gartenkräuter für die Küche, die von einem intelligenten Gerät nahezu automatisch herangezüchtet werden sollen.
In 3 Schritten zum Kräutergarten: so funktioniert der Bosch SmartGrow
Im ersten Schritt muss der Benutzer den Schüsselboden mit Wasser und einer Nährstofflösung befüllen. Anschließend wird dem Behälter eine Pflanzschale aufgesetzt, in die die Samenkapseln eingesetzt werden können. Drei Samenkapsel-Öffnungen sieht die kleine Version des Bosch SmartGrow vor, während die große Zuchtstation bis zu sechs Samenkapseln – und damit 6 verschiedene Pflanzen und Kräuter – aufnehmen kann.
Im dritten und letzten Schritt wird bereits die Lichthaube aufgesetzt, die über herkömmlichen Haushaltsstrom betrieben wird. Die integrierten LED-Leuchten arbeiten enorm energiesparend und enthalten keine zellzerstörende UV-Strahlung. Stattdessen unterliegt ihnen ein ausgetüfteltes System an optimalen Lichtspektren, die für jede Wachstumsphase die richtige Lichtfarbe und Lichtintensität für die jeweilige Pflanze erzeugt. Pro Pflanze sorgen drei LEDs für das benötigte Wachstumslicht. Sie scheinen bis zu 16 Stunden am Tag und lassen die Pflanzen anschließend für acht Stunden ruhen. Die entsprechende Ratio kann manuell eingestellt werden.
Nutzen des Bosch SmartGrow-Systems: mehr Vitamine, mehr Kräuterauswahl
Der Bosch SmartGrow-Küchengarten sorgt für eine denkbar einfache Aufzucht erntefrischer Kräuter, Salate und Pflanzen, die frei von Pestiziden, Gentechnik und UV-Licht sind sowie ohne Umwege über verschiedene Aufzuchtländer den Weg auf den heimischen Teller finden. Die Automatisierung von Bewässerung und Lichtaussteuerung macht das Pflanzgerät attraktiv für Kunden, die viel unterwegs sind und sich nicht regelmäßig um Gießen und Ernte kümmern können. Mithilfe eines Urlaubsmodus kann das Wachstum der Küchenpflanzen verlangsamt und so ausgesteuert werden, dass über mehrere Wochen hinweg kein externer Gießvorgang benötigt wird.
Beeindruckend ist überdies der gesundheitliche Aspekt der eigenen Aufzucht: 400% mehr Vitamine bei 100% natürlichen Inhaltsstoffen verspricht der Bosch SmartGrow mithilfe seiner Samenkapseln, die wiederum hauptsächlich aus Steinwolle bestehen und nach der Benutzung recycelbar sind.
Zum Start im Frühjahr 2019 bietet Bosch seinen Kunden über 40 Sorten an Grünpflanzen, die mit dem SmartGrow für Abwechslung in der Küche und auf dem Teller sorgen sollen. Dazu zählen klassische Küchenkräuter wie Minze, Thymian, Basilikum und Bohnenkraut, aber auch exotische Salate wie Pak Choi, Brauner Senf und Tatsoi. Optisches Highlight sind die essbaren Blüten wie Löwenmaul und Hornveilchen in Zitronengelb, Violett und Blau, die zur Zierde angerichteter Essensteller genutzt werden können.
Das muss man beim Anbau beachten: Zuchtdauer beim Bosch SmartGrow
Theoretisch kann der Kunde aus diesem inspirationsreichen Angebot wählen, was der Gaumen begehrt. Bosch weist jedoch darauf hin, dass nicht alle Pflanzen gleich schnell wachsen. Der mit LED-Lichtern gespickte Deckel des Bosch SmartGrow, der mit den Küchenkräutern „mitwächst“, kann so nur ungenügend Licht für langsamere Pflanzenarten spenden.
Je nach Pflanzensaat werden mehrere Wochen von der Samenkapsel bis zur Ernte veranschlagt. Schnell wachsende Pflanzen wie Kerbel, Kresse, Grünkohl, Radieschen und Gartensalat benötigen im Bosch SmartGrow lediglich 3-5 Wochen; mittelschnell wachsende Pflanzen wie Basilikum, Koriander, Salbei und Rucola etwa 5-8 Wochen. Etwas mehr Zeit wird für exotische Kräuter und Pflanzen eingeräumt: Majoran, Blutampfer und die Hornveilchen benötigen etwa 8-12 Wochen bis zur Ernte. Immerhin ist die Samenkapsel mehrmals verwendbar – nachwachsende Kräuter und Salate können bis zu vier Monate lang mehrmals geerntet werden. Hierbei dürfen allerdings vorher nicht mehr als drei Viertel der bestehenden Pflanze abgeerntet sein.
Pflege des Bosch SmartGrow: spülmaschinenfest und sparsam im Verbrauch
Das Bosch SmartGrow-System zeichnet sich nicht nur über die automatisierte Bewässerung und Beleuchtung der Gartenkräuter aus, sondern ist auch denkbar einfach in seiner übrigen Handhabung. Die Schale für Nährlösung, die Bewässerungseinheit und die Pflanzschale können in wenigen Schritten zerlegt und im Geschirrspüler von Keimen gereinigt werden. Dies sollte nach jeder vollständigen Ernte geschehen.
Das Einsetzen der Samenkapseln erfolgt in wenigen Schritten. Für das Wasser, das mit der Nährstofflösung gemischt wird, kann einfaches Leitungswasser verwendet werden. Innerhalb weniger Wochen sind die ersten Ergebnisse sichtbar. Der Stromverbrauch des Bosch SmartGrow beläuft sich dabei auf sehr geringe Wattzahlen und ist deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche Anbauverfahren.
Fazit zum Bosch SmartGrow: guter Ansatz, aber noch nicht vollständig ausgereift
In Zeiten von Gentechnik und Umweltverschmutzung durch lange Lieferketten trägt das Bosch SmartGrow-System seinen Teil zur simplen Kräuterzucht in den eigenen vier Wänden und damit zwangsläufig auch zu gesunder Ernährung bei.
Dennoch kann der SmartGrow nur der Beginn einer Geräteserie sein, mit der zunehmend gesundes Essen im Küchenraum angebaut wird. So nützlich sich das Produkt als schnell bepflanzbarer Kräutergarten eignet, so wenig lässt es sich bislang alltagstauglich anwenden als heimischer Salatproduzent. Hierfür sind die Mengen schlichtweg zu gering; die Saat und Aufzucht dauert zu lang in Relevanz zur benötigten Menge. Die dazugehörige App ist noch recht neu und kann bislang lediglich zur Überwachung der Wachstumsprozesse sowie zur Rezeptesammlung für frische Gartenkräuter verwendet werden – nicht jedoch zur Steuerung des Produkts. Das wird von ersten Kunden bereits bemängelt.
Trotzdem ist das Bosch SmartGrow empfehlenswert für alle, die sich künftig verstärkt mit der Zucht eigener Kräuter und Gewürze beschäftigen möchten. Mit rund 249 Euro Anschaffungspreis und rund 10 Euro pro Saatkapsel-Beutel amortisiert sich das Gerät vermutlich erst nach Jahren der Nutzung. Dennoch ist es eine günstigere Alternative zum großen agrilution-Plantcube für alle, die sich an das Kochen mit selbst gezüchteten Pflanzen zunächst herantasten wollen.
Der Bosch SmartGrow ist ab sofort erhältlich und kann über den Onlineshop des Unternehmens bestellt werden. Lassen Sie sich zu den „Smart Indoor Gardening“-Produkten von Bosch, Agrilution oder Sproutr auch im Küchenstudio Ihrer Wahl beraten. Ansprechpartner finden Sie hier.