Der Range Cooker ist ein Klassiker der amerikanischen Küche, der hierzulande immer beliebter wird. Überraschend: Auch in Italien, Frankreich und sogar Deutschland werden heute moderne Versionen des überdimensionalen Geräts gebaut. Entgegen aller Erwartungen beträgt die Energieeffizienzklasse häufig A oder A+. Erfahren Sie mehr zu aktuellen Versionen des neuen Statussymbols.
Zugegeben: Leistung definiert sich nicht immer über Größe. Und doch muss man schon zweimal hingucken beim Anblick eines mächtigen Range Cooker mit breitem Kochfeld, auffälligen Drehknöpfen und einem gigantischen Schlund anstelle eines Backofens, in dem ganze Truthähne Platz haben.
Der Range Cooker avanciert zum Statussymbol
Die Beliebtheit des Range Cookers mag verwunderlich erscheinen in Zeiten, in denen deutsche Hersteller ihre Küchengeräte im Einbauschrank verschwinden lassen oder zumindest als energiesparende, bessere Version ihrerselbst herausbringen. Doch für viele Menschen ist die Küche auch zum neuen Statussymbol avanciert, das vor allem eines will: auffallen.
Tatsächlich steht der Range Cooker, wo immer er im Küchenraum auftaucht, unweigerlich im Mittelpunkt des Geschehens. Das hat er zum einen den enormen Breitenmaßen zuzuschreiben, die durchschnittlich zwischen 90 bis 100 cm im Privathaushalt rangieren (zum Vergleich: herkömmliche Geräte sind auf 60 cm Breite genormt). Zum anderen versprüht er trotz aller Modernisierungsansätze einen charmanten Retro-Charme, der an alte amerikanische Landhausserien erinnert.
Was ist ein Range Cooker?
Ein Range Cooker (zu Dt.: „Kochherd“) ist eine Backofen-Herd-Kombination mit mehreren Kochfeldern, die dank ihrer vielseitigen Funktionen einerseits und ihrer Größe andererseits den Kochvorgang leichter und effizienter gestalten sollte. 1830 brachte der englische Hersteller Falcon das erste Modell auf den Markt, das zur besseren Wärmespeicherung aus Gusseisen bestand und mit Kohle oder Holz befeuert werden konnte. Der gemütliche Landhausstil, dem das gusseiserne Aussehen anhaftete, wirkt bis heute nach – auch, wenn moderne Modelle längst mit Induktion oder Gas betrieben werden.
Moderne Range Cooker werden oftmals mit zwei Backöfen dual nebeneinander oder verschiedenen Garräumen ausgestattet. So können unterschiedliche Funktionen und Temperaturen gleichzeitig genutzt werden, um die verschiedenen Zutaten eines Menüs zuzubereiten.
Was kann ein Range Cooker?
Eine Besonderheit des Range Cookers ist seine multifunktionale Herdoberflächengestaltung, die neben Induktions- oder Gasplatten noch optional mit einer Fritteuse-, Grill- oder Bratplatte sowie einem Lavastein-Grill ausgestattet werden kann. Auch Warmhalte- und Stauraumschubladen können direkt im Gerät integriert werden.
Der Backofenbereich wiederum verfügt, wie herkömmliche Geräte, über die Funktionen Heißluft, Umluft, Unter- und Oberhitze, über Auftau-Optionen, einen Grill und sogar Reinigung durch Pyrolyse. Die Nostalgie des einstigen Kohleofens ist längst dem Bild eines modernen Statussymbols gewichen.
Zusätzlich zur Herd-Backofen-Kombination bieten viele Hersteller passende Dunstabzugshauben zum Range Cooker an. Damit wird nicht nur eine einheitliche Optik gewahrt, sondern auch dem vergrößerten Kochfeld Rechnung getragen.
Ranger Cooker längst auch aus Italien, Frankreich und Deutschland
Auch, wenn der Range Cooker auf Anhieb das amerikanische Lebensgefühl von „bigger is better“ zu verkörpern scheint, ist das Produkt längst auf dem europäischen Markt angekommen. Neben dem tatsächlich aus Amerika stammenden Range Cooker-Hersteller „Wolf“ werden Range Cooker auch in England (Falcon, Stoves), Italien (Smeg, Steel), Frankreich (La Cornue, Lacanche) und sogar Deutschland (Miele) produziert.
Der Gütersloher Konzern Miele stellte 2015 erstmals ein Modell des Range Cookers auf einer Messe in Deutschland vor und wurde von der Resonanz der Händler und Endkunden überwältigt. Ab März 2017 sollte das deutsche Pendant zum amerikanischen Kochtraum erstmals vom Band laufen – vorerst jedoch nach auftragsbezogener Bestellung, um die Nachfrage besser steuern zu können.
Landestypische Eigenheiten spiegeln sich im Gerätebau wider
Die Range Cooker der europäischen Konkurrenten ähneln dem amerikanischen Vorbild, bringen aber auch ganz eigene, manchmal sogar landestypische Funktionen ein, mit denen sie das Gerät ausstatten. So finden sich in den Modellen der italienischen Gerätebauer selbstverständlich Pizzaofen oder Pizzastein wieder, während Miele in Deutschland mit einem kabellosen Speisenthermometer den semi-professionellen Ansprüchen deutscher Hobbyköche gerecht werden will.
Die Engländer von Stoves setzen auf klassische Funktionen wie „Slow Cooking“ und nostalgische Materialien wie „Pristine Emaille“, während die Amerikaner mit einem Doppelbrenner und einem im Steakgrill kugelgelagerten Vollauszug auftrumpfen.
Im Folgenden können Sie sich einen kurzen Überblick über die derzeit gängigen Range Cooker-Modelle verschiedener Hersteller verschaffen.
>>5 Länder, die Range Cooker produzieren, im Überblick
USA: Wokring und Doppelbrenner
Der Luxusgerätehersteller Wolf rangiert mit seinem klassischen „Range Cooker“ in der Beliebtheitsskala ganz oben. Er bietet das Gerät in einer hochwertigen Edelstahl-Ausführung im Gas-Betrieb an. Besonderheiten des Produkts sind der Doppelbrenner, der sogenannte French Top (mit einem platzierbaren Wokring in der Mitte des Kochfelds), ein Steakgrill mit kugelgelagertem Vollauszug und die zwei dualen Umluftöfen, die jeweils 10 Kochmodi aufweisen können.
Auch preislich hat Wolf die Nase ganz weit vorn: Mit 10.000 bis 24.000 EUR kann man für einen Range Cooker hier ziemlich viel ausgeben. Passend dazu empfiehlt sich der breiteste Kühlschrank der Welt, der ebenfalls von Subzero/Wolf stammt.
Italien: Inklusive Pizzastein
Mit seiner fröhlich-bunten Range Cooker-Serie „Portofino“ zog die italienische Firma Smeg bei der Küchenmeile A30 auf Gut Böckel 2017 alle Blicke auf sich. Der Pyrolyse-Backofen kann in zwei Konfigurationen (Gas, Induktion) erworben werden; zudem hat man die Wahl zwischen acht verschiedenen Farben wie grasgrün und zitronengelb.
Besonderheiten sind ein Temperaturregelungsbereich zwischen 30 und 289°C, ein Infrarot-Grill und, natürlich, ein glasierter Pizzastein als Sonderzubehör. Der „Portofino“ erreicht die Energieeffizienzklasse A+ und ist für 3.500-4.500 EUR zu erwerben.
Die Konkurrenz von Ilve aus Italien produziert die Modelle „Ilve Professional Plus/Nostalgie“, die ebenfalls über eine Pizzaofen-Funktion verfügen und zwischen 2.000 und 11.000 EUR kosten.
England: „MultiCavityCooking“
Die bekannte Marke Falcon aus England brachte einst den ersten Range Cooker auf den Markt. Ihre heutigen Modelle verfügen über eine Grill- und Gärschublade, eine Garguthalterung und ein Hochleistungs-Induktionsfeld mit sieben Kochstellen. Die Geräte von Falcon erreichen, ebenso wie die Konkurrenz von „Stoves“, die Energieeffizienzklasse A und kosten jeweils zwischen 3.000 und 9.000 EUR.
Stoves nutzt neben einer besonderen Induktionstechnologie das sogenannte MultiCavityCooking, das erlaubt, mehrere Garräume parallel zu nutzen und in ihnen unterschiedliche Funktionen und Temperaturen zu applizieren. Zudem nutzt Stove für seine modernen Öfen den traditionellen Look durch Pristine Emaille.
Frankreich: Mit Wokring und Fritteuse
Die französische Marke La Cornue vertreibt Range Cooker unter der sehr berühmten Modellreihe „Châteaux“, das übersetzt „Schloss“ bedeutet und den hohen Anspruch der Premiumprodukte unterstreicht.
Ebenso anspruchsvoll ist die Marke „Lacanche“, die ihr Gerät „Lacanche Modern“ mit einer Breite bis zu 220 cm vertreibt und neben einem Wokring und Grillplatten auch Wärmeschränke in das Modell integriert hat. Ebenso können optional Kochfeldausstattungen wie Gasbrenner, Elektro-Kochzonen, Multifunktionskochmulde, Fritteuse und ein Teppanyaki zusätzlich integriert werden.
Deutschland: Zwei Garräume und ein Speisenthermometer
Miele hat sich – wenn auch spät – als immerhin erster deutscher Küchenhersteller an das Thema Range Cooker herangewagt. Mit den „Miele Range Cookers“ in drei verschiedenen Größen (76 cm, 92 cm, 123 cm) bietet der Hersteller eine Auswahl an strombetriebenen Öfen an, die über zwei Garräume, eine Wärmeschublade, eine Grillfläche, ein doppeltes Heißluftgebläse und ein kabelloses Speisenthermometer verfügen. Dank des Pyrofit-Zubehörs können sich diese Geräte obendrein selbst reinigen. Einziger Wermutstropfen: Der Miele Range Cooker erreicht lediglich die Energieeffizienzklasse B.
Passend zum Range Cooker bietet das Unternehmen auch eine Dunstabzugshaube an. Beide Geräte werden auf Nachfrage produziert – und die steigt zusehends an. Deutschland, das Land der Recycler und Energiesparer, möchte ab und zu eben auch „bigger is better“ erleben.