90 Jahre Rotpunkt: vom Bauklotz zum Baumretter – eine historische Reise

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Rotpunkt gilt als Geheimtipp für nachhaltige Küchen. Das spektakulär geplante Firmenjubiläum wich in diesem Jahr coronabedingt den eher leisen Tönen. 90 Jahre Rotpunkt zeugen jedoch davon, dass es manchmal gar nicht schaden kann, im Stillen zu operieren – so bleibt mehr Platz für Innovationen. Und von denen bietet das Unternehmen in seiner Geschichte genug. Auch 2021.

90 Jahre Rotpunkt: alles begann mit einer Zigarrenkiste

Es ist schon erstaunlich, wenn sich jemand im stolzen Alter von 90 Jahren noch einmal neu erfindet, zumal, wenn derjenige seine berufliche Laufbahn mit Zigarren begonnen hat. Man würde weder vermuten, dass man damit einmal alt werden, noch, dass man zum Aushängeschild für Umweltfreundlichkeit avancieren würde.

Rotpunkt Küchen hat genau das geschafft und ist damit ein glänzendes Beispiel für die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und damit außerordentlich viel Erfolg zu haben. Die Geschichte des ostwestfälischen Küchenherstellers begann nämlich bereits 1930 – und zwar als Kistenfabrik, die von Heinrich Rabe und Wilhelm Meyer in der Kleinstadt Bünde gegründet wurde. Die stabilen kleinen Holzkästchen wurden zur Lagerung von kostbaren Zigarren verwendet und erforderten bereits damals handwerkliches Geschick, um die Balance zwischen Luftfeuchtigkeit und Lichtundurchlässigkeit zu gewährleisten.

90 Jahre Rotpunkt: ein stolzes Jubiläum, dass der Bündener Küchenhersteller dieses Jahr feiern darf. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. (Foto: Küchen&Design Magazin)
90 Jahre Rotpunkt: ein stolzes Jubiläum, dass der Bündener Küchenhersteller dieses Jahr feiern darf. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Die Entwicklung von Rotpunkt Küchen: Bauklötze und Buffetküchen

Während des Krieges erweiterte man die Produktion der Kistenfabrik auf Nähmaschinen und Kinderspielzeug, darunter Bauklötze aus Holz. In dieser Zeit fand auch ein Generationenwechsel von Wilhelm zu Heinrich Meyer statt, der das Unternehmen schließlich gemeinsam mit einer Handvoll Mitarbeiter als Möbelfabrik „Rabe & Meyer“ etablierte.

Zigarrenkästchen und Bauklötze, die so manch einer vielleicht noch von früher kennt: zum Jubiläum präsentierte Rotpunkt Erinnerungen aus seiner Anfangszeit. (Foto: Küchen&Design Magazin)
Zigarrenkästchen und Bauklötze, die so manch einer vielleicht noch von früher kennt: zum Jubiläum präsentierte Rotpunkt Erinnerungen aus seiner Anfangszeit. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Nach den ersten kargen Nachkriegsjahren steigerte sich das Interesse der Bürger an schönen Möbeln zusehends, mit denen das eigene Heim eingerichtet werden sollte. Somit wandte sich auch die „Rabe & Meyer Möbel-Fabrik“ neuen Aufgaben zu: ab 1950 produzierte der Handwerksbetrieb seine ersten Küchenbuffets. Der Grundstein der heutigen Rotpunkt-Küchen war gelegt. Das klassische, mittelbraune Holzbuffet, mit dem auch andere Küchenhersteller wie Poggenpohl, SCHMIDT Küchen und SieMatic einst starteten, galt damals als Inbegriff des individuellen Möbelstücks. Ein Verbund aus Ober- und Unterschränken, eine kleine Anrichte und sogar abschließbare Fächer kennzeichneten das funktionale Küchenbuffet.

Das klassische Küchenbuffet aus Holz, mit dem viele Küchenproduzenten von heute ihre historische Reise starteten - so auch Rotpunkt. (Foto: Küchen&Design Magazin)
Das klassische Küchenbuffet aus Holz, mit dem viele Küchenproduzenten von heute ihre historische Reise starteten – so auch Rotpunkt. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Erste Anbau- und Einbauküchen ab 1960: die Sinnfindung bei Rotpunkt Küchen

Ab 1960 entwickelte sich die Gestaltung der Küche rasant; Sperrholz wurde zu Spanplatten umfunktioniert und ermöglichte so das Bauen leichterer Korpusse, die zuvor noch aus Massivholz geschnitzt wurden. Auch die Wandelbarkeit von Kunststoff wurde ausgetestet und führte dazu, dass Rabe & Meyer die erste Funktionsküche aus dem pflegeleichten Material produzierten.

Von der ersten, leicht wackeligen Anbauküche entwickelte Rotpunkt sich schnell weiter zur kompakten Kunststoffküche im nächsten Bild. Immerhin: Schiebetüren machen die Küche nahezu grifflos. (Foto: Rotpunkt)
Von der ersten, leicht wackeligen Anbauküche entwickelte Rotpunkt sich schnell weiter zur kompakten Kunststoffküche im nächsten Bild. Immerhin: Schiebetüren machen die Küche nahezu grifflos. (Foto: Küchen&Design Magazin)

1967 entwickelte das Unternehmen unter dem neuen Titel „R+M meiraform“ die erste Anbau- und später Einbauküche. Parallel zum stetigen Unternehmenswachstum und der Vergrößerung der Produktionsflächen im ostwestfälischen Bünde wurde auch das Logo der Möbelfabrik behutsam angepasst. Das heute als Signalfarbe eingesetzte, namensstiftende Rot fand erstmals in einem Logo von 1974 für den Schriftzug „r+m Küchen“ Anwendung.

1960 wurden die Küchen deutlich moderner: aus Kunststoff oder Spanplatten verloren sie an Gewicht und gewannen an Pflegeleichtigkeit. (Foto: Rotpunkt)
1960 wurden die Küchen deutlich moderner: aus Kunststoff oder Spanplatten verloren sie an Gewicht und gewannen an Pflegeleichtigkeit. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Von „Rabe & Meyer“ zu Rotpunkt-Küchen: eine rührende Zeitreise auf der Hausmesse 2020

Doch wann auf diesem Weg ging der familiäre Name verloren, warum entschied man sich für Rotpunkt Küchen? Tatsächlich ist der Küchenhersteller bis heute ein inhabergeführtes Familienunternehmen, an dessen Spitze mit Heinz-Jürgen Meyer noch immer ein Urenkel des damaligen Gründers Wilhelm Meyer steht. Er wird im Geschäftsalltag flankiert vom zweiten geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Wagner sowie von Sven Herden, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb.

Die heutige Geschäftsführer- und Leitungsebene von Rotpunkt Küchen. (Foto: Rotpunkt)
Die heutige Geschäftsführer- und Leitungsebene von Rotpunkt Küchen. (Foto: Rotpunkt)

Auch das ist Teil der Rotpunkt-Historie: nicht nur im Produkt zeigte man sich dem Zeitgeist anpass- und wandelbar. Auch das Bewusstsein, fähige Mitstreiter ins Boot zu holen, um die Familiengeschichte erfolgreich auszubauen, ist ein Charakterzug, der Rotpunkt über die vergangenen 90 Jahre auf Erfolgskurs hielt.

Das berührende Zusammenspiel der drei Geschäftsführer zeigte sich auf der jüngsten Hausmesse im September 2020 in Ostwestfalen: wer sich trotz der aktuellen Coronakrise nach Bünde begab, wurde dort von Sven Herden und seinen Vertriebskollegen herzlich empfangen und durch die Neuheiten der Ausstellung geführt. Die eigentliche Sensation wartete aber am Ende. Eine kleine Zeitreise ab den 1930er Jahren durften Besucher gemeinsam mit Heinz-Jürgen Meyer antreten, der mit dem heutigen Unternehmen Rotpunkt-Küchen aufgewachsen ist und bei so manchem Bild aus alten Tagen wehmütig wurde: „Dort auf dem Bild von 1958 sitze ich, der zweijährige Bub mit dem karierten Hemd.“

Rückblick: ein "Teamfoto" von den Anfangstagen des Küchenbaus bei Rotpunkt Küchen. (Foto: Rotpunkt)
Rückblick: ein „Teamfoto“ von den Anfangstagen des Küchenbaus bei Rotpunkt Küchen. (Foto: Rotpunkt)

Ein emotionales und sehr rührendes Finale einer liebevoll gestalteten Ausstellung, für die Rotpunkt anlässlich des 90-jährigen Jubiläums sogar alte Ausstellungsstücke auffahren ließ. Ein Jammer, dass dem Produzenten der große Auftritt aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen verwehrt blieb. Ein ums andere Mal muss sich Rotpunkt mit leisen Tönen begnügen.

Feinschliff am Logo: der rote Punkt wandert über die Jahre mit

Doch noch einmal kurz zurück in die Vergangenheit: In den 1980er Jahren beschloss die Möbelfabrik Rabe & Meyer, zur Internationalisierung des Unternehmens und Schärfen des eigenen Markenbewusstseins, einen neutralen Markennamen anzunehmen. Das ging mit der westfälischen Gelassenheit einher: gute 13 Jahre, von 1982 bis 1995, trug man also parallel das von einer Agentur ersannte „Rotpunkt Markenküchen“ gemeinsam mit dem alten Schriftzug Rabe & Meyer im Namen.

Bis heute ist, trotz einiger Feinschliffe des Logos in den vergangenen Jahren, der charakteristische rote Punkt erhalten geblieben. Rotpunkt ist zum Synonym für qualitativ hochwertige Manufakturküchen avanciert, das den Balance-Akt zwischen industrieller Fertigung und facettenreichen Individualisierungsmöglichkeiten beherrscht. Eine Rotpunkt-Küche lässt sich heute bis ins Detail personalisieren, selbst, wenn der Kunde schwarze Schrauben im Korpus und auf Gehrung produzierte Fronten wünscht.

Eine schöne Präsentation zu "90 Jahre Rotpunkt" bekamen Besucher der Hausmesse 2020 zu Gesicht - darin auch die Entwicklung des Markennamens und -logos abgebildet. (Foto: Küchen&Design Magazin)
Eine schöne Präsentation zu „90 Jahre Rotpunkt“ bekamen Besucher der Hausmesse 2020 zu Gesicht – darin auch die Entwicklung des Markennamens und -logos abgebildet. (Foto: Küchen&Design Magazin)

90 Jahre Rotpunkt: Vorreiter für nachhaltige Küchen

Noch spannender in Rotpunkts bewegender, 90-jähriger Historie mag aber sein, dass das einst als kleine Kistenfabrik gestartete Familienunternehmen mittlerweile als Geheimtipp der Küchenbranche gilt, das gegenüber großen Fabrikanten deutliche Akzente in Sachen Nachhaltigkeit setzt. Wo namhafte Hersteller mit gekauften Zertifikaten eine klimaneutrale Produktion erzeugen, setzt Rotpunkt längst am Produkt selbst an.

Seit 2016/17 ist die Rotpunkt „Greenline fester Bestandteil des Rotpunkt-Küchensortiments. Das Programm basiert auf recycelbaren BioBoard-Platten, die bis dato überwiegend aus rasch nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und anderen Einjahrespflanzen produziert wurden. Die bisherigen BioBoard-Küchen überzeugten mit einem um 30% reduzierten Gewicht, was wiederum eine Auswirkung auf den CO2-Ausstoß beim Transport hat. Zudem konnten bei der Produktion rund 37% Holz eingespart werden. Ein Wermutstropfen: die bisherige „Greenline“ läuft Ende 2020 aus.

Die bisherig "Greenline"-Serie von Rotpunkt bestand aus Mais- und anderen Einjahrespflanzen, die für eine klimafreundliche Produktion sorgten. (Foto: Rotpunkt)
Die bisherig „Greenline“-Serie von Rotpunkt bestand aus Mais- und anderen Einjahrespflanzen, die für eine klimafreundliche Produktion sorgten. (Foto: Rotpunkt)

Die gute Nachricht jedoch: Innovationen ziehen sich durch die Unternehmensgeschichte wie ein roter Punkt, pardon, roter Faden. Im 90-jährigen Jubiläumsjahr präsentiert Rotpunkt Küchen nämlich die Greenline 2.0: diese besteht zu 90% aus Recyclingholz. Anstatt frische Ertragsprodukte vom Feld abholzen zu müssen, verwendet Rotpunkt für die „BioBoard Gen(eration) 2“ einfach Holz, das als Bruchholz im Wald liegen bleibt, als Späne aus Sägewerken stammt oder als recyceltes Möbelstück in den Betrieb einläuft.

Zusätzlich zum klugen Recycelprozess wird die „BioBoard Gen 2“ nach strengem japanischen Standard produziert, dem die Emissionsklasse F**** (Four Star) zugrunde liegt. Weil japanische Konsumenten sich als enorm umweltbewusst erwiesen haben, liegt der CO2-Ausstoß mit dieser Zertifizierung weit unter der hiesigen Emissionsklasse E1. Kurzum: die Platte ist jetzt noch grüner. Und damit nicht genug – aktuell ist das BioBoard nicht nur die nachhaltigste, sondern auch die härteste Spanplatte auf dem Markt.

Die "BioBoard Gen2" ist da - und erliegt um ein Vielfaches strengeren Umweltschutzauflagen. Produziert werden Küchen aus Holzresten. Damit ist Rotpunkt mal wieder Vorreiter in Sachen Umweltschutz. (Foto: Küchen&Design Magazin)
Die „BioBoard Gen2“ ist da – und erliegt um ein Vielfaches strengeren Umweltschutzauflagen. Produziert werden Küchen aus Holzresten. Damit ist Rotpunkt mal wieder Vorreiter in Sachen Umweltschutz. (Foto: Küchen&Design Magazin)

Fazit zu 90 Jahre Rotpunkt Küchen: immer ein wenig unterschätzt – und doch überzeugend

Rotpunkt Küchen muss man einfach mögen. Vom einstigen Küchenbuffet mit regionalem Verkaufsbezug und wenig Interesse an Marketing hat sich das Familienunternehmen zu einem verkaufskräftigen Geheimtipp entwickelt, das seine Freude an Design und einem gehobenen Markenauftritt entdeckt hat. Was in Deutschland noch oft unter der Hand verkauft wird, hat sich in den Nachbarländern der Niederlande, Skandinavien und auch in Frankreich längst als Marke mit Vorbildfunktion etabliert, die Maßstäbe für „grüne Küchen“ und Manufakturanfertigungen setzt.

Zwar lautet das große Ziel von Rotpunkt für 2021, auch im deutschsprachigen Küchenmarkt verstärkt auf nachhaltige Küchen aufmerksam zu machen. Möglichst transparent wolle man alle Prozesse der Küchenproduktion an den Endkunden kommunizieren, erklärt Marketingleiter Sven Herden. Dennoch hält das Unternehmen hierzulande behutsam an seiner Strategie der leisen Töne fest. So manchem Underdog hat es eben nicht geschadet, immer ein wenig unterschätzt zu werden und dann im richtigen Moment mit Innovationen zu punkten. 90 Jahre Rotpunkt zeugen davon.

Rotpunkt heute: eine spannende Entwicklung, auf die man auch in Zukunft blicken darf. (Foto: Rotpunkt)
Rotpunkt heute: eine spannende Entwicklung, auf die man auch in Zukunft blicken darf. (Foto: Rotpunkt)

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Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.

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