Kintsugi: Die Schönheit des Unvollkommenen

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Aus Scherben werden Schätze: Die japanische Kunst von Kintsugi verwandelt zerbrochenes Keramikgeschirr in kleine Kunstwerke. Eine Hommage an die unperfekte Perfektion.

Was ist Kintsugi?

Während für die einen Risse in wertvollen Vasen oder Tassen ein wahrer Weltuntergang sind, können sie für die anderen die Chance zu einem wertvollen Unikat sein. Bei der Kunstform des Kintsugi, auch goldene Flickarbeit genannt, werden an einem zerbrochenen Gegenstand die Bruchstellen mit Gold oder Silber gefüllt. Die Linien ziehen sich im Anschluss wie schimmernde Adern über die Keramik. Der Makel wird also nicht kaschiert, sondern absichtlich in Szene gesetzt und veredelt. Dadurch wird aus etwas „Kaputtem“ etwas Einzigartiges, Wertvolles und Schönes – mit ganz eigenem Charme.

Herkunft der japanischen Philosphie Kintsugi

Die Upcycling-Methode dient nicht nur der Rettung von teurem Geschirr, sondern folgt ursprünglich einer japanischen Philosophie, die als Wabi Sabi bekannt ist. Zugrunde liegt die Auffassung, Schönheit gerade in der Unvollkommenheit zu finden. Darüber hinaus bildet Urushi, eine jahrtausendealte japanische Handwerkstechnik, das handwerkliche Fundament für Kintsugi. Denn anfangs wurden mit dem sogenannten Urushi-Lack, gewonnen aus dem Harz des Lackbaums, zerbrochene Gefäße repariert.

Die Kombination aus Philosophie und Technik brachte Kintsugi hervor: Künstlerinnen und Künstler vermischten den Urushi-Lack mit echtem Goldpulver und trugen ihn auf die Bruchstellen auf. Dadurch waren die Keramikstücke trotz vermeintlicher Fehler anschließend meist wertvoller als zuvor.

Da gerade diese Makel eine eigene Magie ausstrahlen, geben die goldenen Linien den Gefäßen eine besondere Emotionalität. So, wie sich auch im täglichen Leben manch Verletzung der Vergangenheit mit der richtigen Einstellung, Mühe und Liebe in Weisheit und Schönheit verwandeln lassen.

Eine zerbrochene weiße Keramikschale wurde mit goldfarbenem Kleber wieder zusammengefügt. Die goldenen Linien lassen die Schale wertvoller als zuvor erscheinen. Diese Technik nennt man Kintsugi, sie ist eine alte japanische Philosphie. (Foto: Adobe Stock - Garnar)
Die goldenen Linien lassen die zerbrochene Keramikschale nun wertvoller erscheinen als zuvor – die Philosophie von Kintsugi. (Foto: Adobe Stock – Garnar)

Kintsugi Anleitung: So funktioniert’s

Obwohl es verschiedene Methoden gibt, Kintsugi anzuwenden, hat sich folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung für Anfängerinnen und Anfänger besonders bewährt:

Sie benötigen:

  • Keramikgeschirr
  • Optional: Hammer und Stoff (z.B. einen alten Kissenbezug)
  • Folie oder Papier
  • Porzellankleber (bei Geschirr darauf achten, dass dieser nach dem Aushärten lebensmittelecht ist)
  • Goldpulver
  • Schälchen und Pinsel

Schritt 1

Entscheiden Sie sich für ein Stück, dass Sie veredeln möchten. Ein flacher Teller ist am einfachsten – sobald Sie etwas Gefühl für die Technik bekommen haben, können Sie sich auch an Tassen und Schalen heranwagen. Idealerweise ist das Keramikteil bereits zerbrochen. Falls nicht: Wickeln Sie es in ein Stück Stoff und schlagen Sie vorsichtig mit einem Hammer darauf. Wichtig: Nicht zu doll hämmern, sonst entstehen kleine Splitter, die sich kaum noch kleben lassen.

Schritt 2

Die Unterlage mit Folie oder Papier zum Schutz auskleiden. Bevor Sie mit dem Zusammenkleben beginnen, ist es am einfachsten, die Keramikstücke vorab so auszulegen, wie sie geklebt werden müssen. Tipp: Handschuhe schützen die Haut vor dem Kleber.

Schritt 3

In der Regel bestehen Porzellankleber aus zwei Komponenten. Rühren Sie diese laut Gebrauchsanweisung an. Nehmen Sie dann etwas Goldpulver (weniger traditionell, dafür sehr modern und überraschend wird es mit einem Pulver in einer anderen Kontrastfarbe) mit einem Holzstäbchen auf und vermischen Sie es in einem Schälchen. Tipp: Da der Klebstoff meist recht schnell aushärtet, am besten nur kleine Mengen anrühren und direkt auf die Bruchstellen auftragen.

Schritt 4

Tragen Sie den nun goldfarbenen Kleber mit einem Pinsel großzügig auf die gebrochenen Kanten auf. Drücken Sie die Teile für einige Zeit fest zusammen, bis der Kleber angezogen hat. Dieser darf dabei ruhig etwas herausquellen. So lange wiederholen, bis das Teil wieder vollständig zusammengesetzt ist.

Schritt 5

Zum Abschluss noch einmal mit einem feineren Pinsel den Goldkleber vorsichtig auf alle Risse auftragen. So werden sie versiegelt und die Konturen gestärkt.
Nach dem Aushärten kann das erneuerte Geschirr wieder benutzt werden. Doch: Künftig besser vorsichtig per Hand waschen und nicht in die Spülmaschine oder Mikrowelle geben.

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Lisa Demmel
Lisa Demmel
Party-Mittelpunkt, Home-Office, Frühstücks-Platz: An die perfekte Küche hat unsere Redaktionsleiterin viele Ansprüche. Beim Kochen sind für sie Schnelligkeit und Effizienz wichtig, bei der Ästhetik wiederum Formgefühl und Nachhaltigkeit. Um ihre Küche noch organisierter, funktionaler oder schöner zu machen, durchforstet sie das Internet nach eindrucksvollen Trends, smarten Geräten und cleveren Hacks.