Nymphenburg Porzellan: Jedes Stück ist Handarbeit – mit überraschendem Twist

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Ein Porzellan-Gedeck mit Streublumen-Dekor. Ein Caféservice mit Goldrand. Und ein detailgetreuer Miniatur-Rhinozeros namens Clara: Wenn man an Nymphenburg Porzellan denkt, hat man wahrscheinlich viele Bilder von kostbaren Figuren und verspieltem Geschirr vor Augen. Dabei hat die Münchner Manufaktur so viel mehr zu bieten. Wir haben uns im Showroom umgesehen – und haben uns schockverliebt: In „Papierbecher“, farbenfrohe Leuchten und moderne Ansichten. Eine kleine Auswahl unserer Favoriten im Überblick.

Neben dem klassischen Tischservice entwerfen bei der Manufaktur Nymphenburg internationale Kreative handwerklich perfekte Porzellan-Objekte. (Foto: Manufaktur Nymphenburg)
Neben dem klassischen Tischservice entwerfen bei der Manufaktur Nymphenburg internationale Kreative handwerklich perfekte Porzellan-Objekte. (Foto: Manufaktur Nymphenburg)

Nymphenburg Porzellan: Wo traditionelles Handwerk in die Moderne übersetzt wird

Gegründet wurde die Porzellan Manufaktur Nymphenburg bereits 1747 – als das „weiße Gold“ noch so heiß gehandelt wurde, wie Reliquien oder Edelsteine. Vergleiche mit Gold hört man mittlerweile zwar seltener, doch die Begeisterung über filigrane Teller, Figuren und Accessoires ist auch heute noch ungetrübt. Die Nymphenburger Manufaktur ist dabei eine der letzten ihrer Art. Hier wird das Handwerk von den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch so ausgeübt wird, wie vor langer Zeit. Oftmals werden die Handgriffe sogar von Generation zu Generation weitergegeben.

Dabei stammt das Rezept für Porzellan – welches aus Kaolin, Feldspat und Quarz besteht – ursprünglich aus China. Kurfürst Maximilian III. holte die Kunst dann Mitte des 18. Jahrhunderts nach Bayern und gründete die Manufaktur am Nymphenburger Schloss. Über 250 Jahre später gehört die Königliche Manufaktur zu München wie das Schloss selbst. „Urgestein“ könnte man daher sagen. Wir sagen hingegen: Pioniere! Denn obwohl Tradition, Feingefühl und Detailliebe bewahrt wurden, mischten sich über die Jahre auch Innovation, Weitsicht und Freimut hinzu. Eine spannende Kombination – ohne Ablaufdatum.

Die „Formerei“: Alle Einzelteile, die sich nicht auf Drehscheiben formen lassen, werden von Hand gegossen (Foto: Manufaktur Nymphenburg)
Die „Formerei“: Alle Einzelteile, die sich nicht auf Drehscheiben formen lassen, werden von Hand gegossen (Foto: Manufaktur Nymphenburg)

Papier-Optik und Upcycling: Die schönsten Kollektionen bei Nymphenburg Porzellan

Obwohl bei Porzellan Nymphenburg die traditionelle Handwerkskunst gelebt wird, schafft es die Manufaktur, sich immer wieder neu zu erfinden. Das liegt sicherlich auch an den eindrucksvollen Kooperationen mit namhaften Designern und Designerinnen.

So entwarf beispielsweise die aus Argentinien stammende Künstlerin Ruth Gurvich mit „Lightscape“ eine ganz besondere Edition: Porzellan, so zart und fein, dass es wie Papier anmutet. Durch Knicke, Falten und zum Teil sogar „Bleistift-Notizen“ scheint Gurvich regelrecht mit dem Material zu spielen, erzeugt Spannung und Harmonie zugleich. Und zelebriert so die Ästhetik des Unperfekten.

Designed von Ruth Gurvich: Kollektion „Lightscape“, ab 80 Euro (Foto: Manufaktur Nymphenburg)
Zart wie Papier, kostbar wie Porzellan: Kollektion „Lightscape“, designed von Ruth Gurvich, ab 80 Euro (Foto: Manufaktur Nymphenburg)

Die limitierte Edition „Berührung“ von Rolf Sachs aus dem letzten Jahr wiederum setzt Kerzenständer ganz neu in Szene. Steht die Nymphenburger Manufaktur ursprünglich für Perfektion, Reinheit und Details wirft der Schweizer Künstler all diese Vorgaben kurzerhand über Bord und präsentiert Dekostücke, welche fast an Knetmasse erinnern. „Perfektes wirkt oft ein wenig steril. Ich habe Makel immer mehr geliebt”, erklärt der 68-Jährige. Der Titel der Kollektion „Berührung“ ist dann nahezu Programm: Fast muss man sich zurücknehmen, um die besondere Stücke nicht ständig anzufassen und so die Formen und die Ursprünglichkeit haptisch zu erleben.

Das Porzellan wird mit Rissen, Fingerabdrücken und willkürlich anmutenden Formen zu unkonventionellen, poetischen Unikaten: „Berührung“, Preis auf Anfrage (Foto: Manufaktur Nymphenburg)
Das Porzellan wird mit Rissen, Fingerabdrücken und willkürlich anmutenden Formen zu unkonventionellen, poetischen Unikaten: „Berührung“, Preis auf Anfrage (Foto: Manufaktur Nymphenburg)

Porzellan erwacht zum zweiten Mal – als Unikat: Die „Generation T“

Spannend ist ebenfalls „Generation T“ – eine Initiative der Porzellan Manufaktur Nymphenburg und der Designerin Hella Jongerius, welche Teller, Tassen und Schalen von einzigartiger Qualität, die bislang im Keller oder auf dem Dachboden verstaubten, zurück ins Leben bringen. Denn „Generation T“ ist keine Kollektion per se, sondern vielmehr eine Neuinterpretation dank Upcycling.

So können alte Nymphenburg Porzellan-Stücke bei der Manufaktur abgegeben werden, wo sie Jongerius zu neuem Leben erweckt. Entweder sie bemalt die Stücke mit „Weeds“, dahinter verbergen sich feine Outline-Zeichnungen von Kräutern. Oder sie überdeckt alte Muster mit „Dripping“, also blauen, schwarzen oder goldenen Tropfen, die moderne Farbflüsse bilden. Nach sechs bis acht Wochen entsteht so aus jedem redesignten Stück ein Künstler-Unikat.

Leuchten, Kaschmirkämme, Waschbecken: Nymphenburg Porzellan so vielseitig wie nie

Tischleuchte „Colo“

Bereits ein Blick in den Showroom genügt und zu merken: Hinter dem Namen „Manufaktur Nymphenburg“ steckt weitaus mehr als Teller, Tassen und Tierfiguren. So fällt beim Betreten direkt die Tischleuchte „Colo“ ins Auge. Obwohl die Maxime des dahinterstehenden Designerduos Gregor Faubel und Julia Rohmeiß „Keep it simple“ lautete, ist das Ergebnis ein vielschichtiges Spiel aus Licht und Farbe: Oben ein Schirm aus hauchfeinem Biskuitporzellan, unten ein Fuß aus getöntem Theresienthal-Glas, zusammengehalten von handgedrechselten Messingstiften. Kurzum: Ein modernes Designerstück und eine Hommage an die Handwerkskunst.

Tischleuchte "Colo" aus Porzellan und Glas in den Farben Montanablau, Bernstein, Akazie, Rauchgrau und Amethyst. Von Porzellan Manufaktur Nymphenburg. (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)
So zart, dass Licht durchbricht: Das feine Porzellan der Leuchte „Colo“ kommt mit dem farbigen Glasfuß besonders schön zur Geltung. Um 2.000 Euro (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)

Waschbecken „Tortoise“

Neben Tisch-, Wand- und Deckenleuchten bietet die Münchner Manufaktur noch weitere Highlights für jedes Interior. Beispielsweise Fliesen. Oder auch Waschbecken – unser Favorit: „Tortoise“. Designed vom amerikanischen Künstler Ted Muehling, diente die namensgebende Schildkröte als Inspiration. Oder genauer: Ihr Panzer, dessen Oberfläche nahezu skulptural wirkt und mit Licht und Schatten spielt. Außen matt, innen glasiert wird so aus einem Gebrauchsgegenstand etwas ganz Besonderes. Außerdem braucht es so im Badezimmer fast keine weitere Dekoration – das Porzellan-Waschbecken ist Blickfang genug.

Tipp: Wer die Optik von „Tortoise“ mag, kann den Stil auch in den Essens- und Wohnbereich übertragen, denn in der Kollektion finden sich unter anderem auch eine Bonbonniere, Schalen, Becher und Vasen.

Waschbecken Tortoise aus Porzellan designed von Ted Muehling, um 5.200 Euro von der Porzellan Manufaktur Nymphenburg (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)
Außen matt, innen glasiert: Das Waschbecken „Tortoise“, designed von Ted Muehling, um 5.200 Euro (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)

Kaschmirkamm „Fynn“

Eine Kooperation mit einem Sternerestaurant ist naheliegend, wie mit dem Münchner „Tantris“. Eine Zusammenarbeit mit einer Qualitätsbrennerei – etwa mit „Reisetbauer“ in Österreich – ebenfalls. Doch eine Kollaboration mit einem Modelabel? Nun, das mag zunächst nicht auf der Hand liegen, beweist aber erneut den Weitblick der Münchner Manufaktur. Denn bereits zum dritten Mal lanciert die Manufaktur Nymphenburg zusammen mit der Modemarke „Allude“ eine besonderes Stück: Den Kaschmirkamm „Fynn“. Aus Porzellan (natürlich!), in Schwarz und mit einzigartigem Strickmuster ist er das Resultat einer äußert gelungenen Symbiose aus traditionellem Handwerk und zeitlosem Design.

Übrigens: Die dritte Kooperation mit „Allude“ ist für die Porzellanmanufaktur zugleich auch die Letzte. Denn schließlich wissen wir nun: Porzellan Nymphenburg ist nicht bekannt dafür, auf Nummer sicher zu gehen. Und neue Abenteuer warten bereits…

In Zusammenarbeit mit dem Modelabel Allude: Kaschmirkämme „Fynn“, „Freya“ und „Frytz“, ab 170 Euro (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)
In Zusammenarbeit mit dem Modelabel Allude: Kaschmirkämme „Fynn“, „Freya“ und „Frytz“, ab 170 Euro (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)
Lisa Demmel
Lisa Demmel
Party-Mittelpunkt, Home-Office, Frühstücks-Platz: An die perfekte Küche hat unsere Redaktionsleiterin viele Ansprüche. Beim Kochen sind für sie Schnelligkeit und Effizienz wichtig, bei der Ästhetik wiederum Formgefühl und Nachhaltigkeit. Um ihre Küche noch organisierter, funktionaler oder schöner zu machen, durchforstet sie das Internet nach eindrucksvollen Trends, smarten Geräten und cleveren Hacks.