Viele Wünsche, begrenztes Budget: Eine Küchenplanung beginnt nicht selten mit einem Konflikt. Und endet meist mit unzähligen Kompromissen. Auch, wenn so mancher Kücheneinrichtungs-Traum in die Kategorie „Nice to have“ fällt, haben wir vier Expertinnen und Experten gefragt: Wobei sollte man beim Kauf einer neuen Küche – oder beim Renovieren einer bereits vorhandenen – niemals sparen? Bei diesen vier Dingen war sich die Profis sofort einig…
Neue Küche: Wo sollte ich lieber nicht sparen?
Ein kleiner Reminder zu Beginn: Bedenken Sie bei Ihrer Planung, dass Ihre Küche Sie voraussichtlich sehr lange begleitet. Im Regelfall hält sie – je nach Pflege und Benutzung – 15 bis 20 Jahre. Im Durchschnitt kaufen wir in unserem Leben zwei Küchen: Die Erste als junger Erwachsener und die Zweite, wenn die Kinder aus dem Haus sind und man sich neu einrichten möchte. Um schon beim Kauf ein späteres „Ärgerpotential“ vorzubeugen, raten unsere Spezialistinnen und Spezialisten vor allem bei folgenden vier Dingen keinesfalls zu sparen:
Daran sollten Sie bei einer Küche nicht sparen: #1 – Arbeitsplatte
Zugegeben: Eine hochwertige Arbeitsplatte kann eine teure Anschaffung sein. Jedoch zählt sie zu den wichtigsten Aspekten einer Küchenplanung. Das findet auch Matthias Bucher, Geschäftsleitung bei Erwin Bucher Küchen: „Auf der Arbeitsplatte passiert der Großteil des Kochens. Deshalb sollte sie belastbar und bruchfest sein, zugleich pflegeleicht. Als Material eignen sich besonders hervorragend Natursteine oder Verbundwerkstoffe wie Glas oder Dekton.“
Natursteine haben neben ihrer Persistenz auch optische Vorteile: „Sie vermitteln ein ‚echtes‘ Gefühl und besitzen eine einmalige Haptik. Und die individuelle Marmorierung macht aus jeder Küchenarbeitsplatte ein echtes Unikat“, erklärt der Experte. Besonders gefragt sind laut dem Profi mit Stein verkleidete Fronten und Wangen, die mitsamt Spülbecken und Arbeitsplatte zu einer Einheit verschmelzen und somit monolithisch anmuten.
„Wer kein Fan ist von Naturstein oder Verbundwerkstoff, kann auch auf Edelstahlarbeitsplatten setzen“, erklärt Matthias Bucher und fährt fort: „Die Vorteile von Edelstahl: Er ist ebenfalls widerstandsfähig, sehr unempfindlich gegenüber Temperaturen und die Oberflächen sind in matt oder glänzend erhältlich. Die moderne Optik gibt jeder Küche einen eigenständigen, industriellen Charakter.“
Neben dem Geschmack ist auch die Ergonomie entscheidend, hier sollte man bei einer Küche definitiv nicht sparen. Bei der Arbeitsplatte lässt sich die individuell richtige Höhe mit folgenden Schritten ganz einfach selbst ausrechnen:
- Winkeln Sie Ihren Ellbogen in einem rechten Winkel an.
- Messen Sie den Abstand zwischen Boden und Ellbogen.
- Ziehen Sie von dem Ergebnis etwa 10 Prozent ab.
Daran sollten Sie bei einer Küche nicht sparen: #2 – Ausleuchtung im Arbeitsbereich
Obwohl essenziell, ist die Beleuchtung in der Küche ein oftmals unterschätzter Aspekt. „Dabei ist das richtige Licht hier in dreifacher Hinsicht wichtig: Es vereinfacht die Arbeit, sorgt für eine gemütliche Atmosphäre und hilft, das Unfallrisiko zu mindern. Denn ohne gute Ausleuchtung kann beim Hantieren mit heißen Töpfen und scharfen Messern schnell mal ein Unfall passieren. Das verdeutlicht, dass man bei der Küche nicht an der Ausleuchtung sparen sollte“, sagt Klaus Herweck, Inhaber des Küchenstudios küche:herweck in Wiesbaden.
Doch wie viel Licht ist genug? Hier ist die Zonierung von Essbereich und Arbeitsbereich entscheidend: Für eine Grundbeleuchtung ist meist eine Lichtintensität von etwa 300 Lumen pro Quadratmeter ausreichend. Beim Arbeitsbereich sind circa 500 Lumen pro Quadratmeter eine gute Orientierung.
Für eine stimmige Grundhelligkeit eignen sich vor allem abstrahlende Deckenleuchten in regelmäßigen Abständen oder über den ganzen Raum verteilte Deckenspots. „Im Bereich der Arbeitsfläche – ob Küchenzeile oder Inselblock – sollten weitere Lichtquellen integriert werden. Wichtig ist dabei, dass diese Leuchten keinen störenden Schatten werfen. Statt auf einzelne Hängeleuchten mit großem Schirm, setzt man daher besser auf zusätzliche Wandleuchten oder gut positionierte Licht-Schienensysteme“, erklärt der Profi.
Ebenfalls eine clevere Lösung sind zusätzliche Lichter an Dunstabzügen oder Küchenoberschränke. Der große Vorteil: Sie können beim Kochen ganz einfach separat zugeschalten werden.
Daran sollten Sie bei einer Küche nicht sparen: #3 – Qualität der Beschläge
Bei der Küchenplanung steht oft die Oberfläche der Fronten im Vordergrund: Welche Farbe und welches Muster passen zur Einrichtung? Sind sie pflegeleicht, vielleicht sogar mit Anti-Fingerprint-Beschichtung? Tatsächlich sind es aber auch die inneren Werte, die hier überzeugen sollten. Stichwort: Beschläge. „Türen und Schubkästen werden täglich mehrmals auf- und zugemacht. Sie müssen vieles aushalten, denn nichts ist im Alltag nervenaufreibender als eine Schublade, die nicht perfekt funktioniert. Oder Fronten, deren Fugenbild nicht stimmig ist“, weiß auch Markus Weibler, Inhaber vom Küchenstudio und Einrichtungshaus Wohnkultur Weibler in Öhringen.
Bei der Küchenplanung lohnt es sich deshalb, genau auf die Qualität dieser Beschläge zu achten. Aus welchem Material sind sie? Wie sind sie verbaut? Viele Hersteller geben die individuellen Lastwerte an. Also, wie viel Kilogramm Belastung einzelne Beschläge, Scharniere und Laufsysteme auf Dauer aushalten. Für Laien sind diese Zahlen oft verwirrend: Wer weiß schon auswendig, wie viel Kilogramm Gewicht eine Schublade in Zukunft halten soll? „Hier hilft definitiv eine Beratung beim Profi. Dieser kennt die beste Qualität, die die Langlebigkeit einer Küche auszeichnet. So hat man lange viel Freude an seiner Küche“, sagt Markus Weibler.
Da hochwertige Beschläge nur in seltenen Fällen ausgetauscht werden müssen, sollte diese Investition auf lange Zeit gesehen werden. „Davon profitiert auch die Umwelt“, sagt der Experte und erklärt: „Besser ist es, sich direkt am Anfang für hochwertige Scharniere und zeitloses Design zu entscheiden. Das ist die Art von Nachhaltigkeit, welche Nerven schont und das Herz für Küchen-Interior höherschlagen lässt“, fasst Markus Weibler zusammen.
Daran sollten Sie bei einer Küche nicht sparen: #4 – Armatur
Vom Trinkwasser, über den Abwasch bis zum Reinigen: Der Wasserhahn ist oft der erste und letzte Berührungspunkt der Küche – „weshalb er auch gerne als erstes kaputt geht“, ergänzt Selina Pöltl, Geschäftsführerin des Küchenstudios Dross&Schaffer Fürstenfeldbruck. Daher lohnt es sich, von Anfang an bei der Küchenplanung nicht bei der Armatur zu sparen.
Die goldene Regel sollte dabei lauten: Qualität vor Benefits. Das heißt: Zunächst ist es wichtig, dass der Wasserhahn beziehungsweise der Spülplatz aus einem langlebigen Material besteht und hochwertig verarbeitet wird. Erst im Anschluss sollte man sich über Zusatzfunktionen Gedanken machen: „Viele Modelle besitzen beispielsweise eine Auszugsbrause. Mit ihr lässt sich das Spülbecken noch leichter sauber halten und Gemüse und Obst noch besser waschen“, erklärt die Expertin.
Aber auch Armaturen mit Heißwasser-, Filter- oder Sprudel-Funktion sind überaus sinnvoll. „Sie können zum einen das Schleppen von Wasserflaschen ersparen. Zum anderen machen Sie zusätzliche Küchengeräte, wie Wasserkocher oder Wassersprudler überflüssig – und das sorgt für mehr Platz auf der Arbeitsfläche“, zeigt Selina Pöltl auf.
Wir versprechen: An einer hochwertigen Armatur werden Sie sich lange erfreuen – vor allem, wenn Sie mit Ihr nicht nur abwaschen können, sondern zudem auch Teewasser kochen, Wärmflaschen füllen und frisches Wasser abfüllen.